Schröders Verdacht - Der Italien-Thriller (German Edition)
abwarteten, auf das Schiff gelassen zu werden. Als sie bei ihnen angekommen war, erzählte sie kurz, was sie erfahren hatte.
"Wir werden uns auf Stromboli unauffällig benehmen müssen", stellte sie fest. "Wie ganz normale Touristen."
Giaco schien nachzudenken. Er fixierte Giovanna kurz und bewegte sich, Leute auf die Seite drängend, auf eine Telefonzelle zu. Er ging hinein und wählte eine Nummer. Dann sprach er ein paar Sätze und kam zurück.
"Wir werden gar nicht zum Hauptort fahren, sondern schon in Ginostra aussteigen. Ich kenne dort Leute und habe alles arrangiert. Von dort aus können wir besser operieren. Ich habe einen Plan." Giaco war ihr wieder einen Schritt voraus. Die Situation drohte ihr aus den Händen zu gleiten.
"Das ist mein Auftrag", zischte Giovanna, "ihr beide seid mir lediglich zugeteilt!"
"Du hast ihn schon einmal gesehen und konntest ihn identifizieren. Deshalb bist du hier, den Rest besorgen wir. Du kannst froh sein, dass wir dich überhaupt mitnehmen! Saltini wird sich über sein tüchtiges Mädchen freuen. Ruf ihn an und frag ihn, wenn du Ärger haben willst!"
*
Das Telefon läutete schrill. Ganter wachte auf und wälzte sich auf die Seite. Er hatte das Gefühl, als hätte jemand das Telefon in sein Ohr gestellt. Sein Schädel brummte wie ein Kompressor. Welcher Idiot rief Ihn mitten in der Nacht an?
"Ja!", schrie er ins Telefon.
"Guten Tag, Herr Ganter, hier ist Signorina Gucci."
"Oh, Signorina!", sagte er leise.
"Geht es Ihnen nicht gut, Herr Ganter. Ihre Stimme klingt so belegt!"
"Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe eine kleine Halsentzündung, ist aber nichts Ernstes", log er und blickte angewidert auf die leeren Weinflaschen und kalten Zigarettenstummel, die am Boden verstreut lagen und aus einem umgekippten Aschenbecher stammten.
"Ein Glück, dass Sie zu Hause sind. Berlin ist doch zurzeit das reine Abenteuer, dachte ich. Um diese Tageszeit, glaubte ich, könnten Sie unterwegs sein, Herr Ganter."
Ganter sah auf die Uhr: zehn vor zwölf. Verdammter Mist! Schon Mittag. "Wer hat Ihnen denn erzählt, dass Berlin ein Abenteuer ist?", knurrte Ganter unfreundlich. "Das war es einmal, als es noch von dieser Mauer eingerahmt war. Der Glanz ist weg! Berlin ist nämlich der einzige Käfig auf diesem Planeten, aus dem keiner weggelaufen ist, nachdem seine Gitter geöffnet waren, sondern in den die halbe Welt hinein wollte. Natürlich hält man das hier nicht mehr aus, wenn man es von früher kennt."
"Ich glaube, bei Ihnen ist das Wetter schöner als in Mailand. Sie werden sicher etwas unternehmen heute. Aber zuvor möchte ich Sie noch um Ihre Aufmerksamkeit für Dottore Saltini bitten. Er möchte Sie gerne sprechen."
Er hatte bemerkt, dass die Sekretärin auf ein anderes Thema geschwenkt war. Er hasste diese Art, miteinander zu reden. "Ja, natürlich, stellen Sie schon durch!", erwiderte Ganter mit ausgewürgter Höflichkeit.
"Gut. Auf Wiedersehen, Herr Ganter, und noch einen schönen Tag in Berlin!" Es krachte kurz in der Leitung.
"Guten Tag, Herr Ganter, wie geht es Ihnen?"
"Wieso fragen Sie? Sie wissen doch, dass es mir beschissen geht! Also, was gibt es?" Ganter stützte seinen Kopf in die Hand.
"Ich habe ein Problem. Um genau zu sein: zwei. Haben Sie Zeit?"
"Wann denn?", grunzte Ganter und stopfte sein nach kaltem Rauch stinkendes Hemd in die verschmutzte Leinenhose.
"Morgen. Es muss schnell gehen."
"Wohin?", wollte er wissen und raufte seine Haare.
"Sie müssen wieder nach Aachen."
"Was soll ich da?" Ganter sah zwischen den Lamellen seines Rollos auf die helle Straße, durch die sich eine Autoschlange wälzte.
"Ja, als erstes müssen sie dort etwas beschaffen, was, … nun, sagen wir … in falsche Hände geraten ist. Und dann müssen Sie noch etwas mitnehmen, so wie letztes Mal. Und bitte machen Sie diesmal Ihre Arbeit gründlicher. Unterhalten Sie sich vorher noch einmal mit Leclerq in unserem Werk. Ein Bote mit den genauen Instruktionen ist unterwegs nach Berlin. Er wird sich bei Ihnen melden. Heute Abend noch, und er wird gleich wieder verschwinden. Sie müssen leise, gründlich und unauffällig arbeiten."
"Wie immer. Genaueres?" Ganter schnalzte mit der Zunge und steckte den Nagel seines kleinen Fingers in eine Zahnlücke, um sie von den Essensresten des Vorabends zu befreien.
"Nein, nicht am Telefon. Es steht alles im Dossier. Bezahlt werden Sie von dem Boten."
"Sehr gut. Ich bin dabei." Ganter erhob sich und ging in den Wohnraum. Auf der Couch
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