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Schrottreif

Schrottreif

Titel: Schrottreif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Morf
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klingelte.
    »Bruno Trümpy ist hergebracht worden«, erklärte die Beamtin. »Ich werde mit ihm reden. Sie bleiben so lange hier. Ich komme nachher nochmals zu Ihnen.«
    Raffaela Zweifel blieb im Vernehmungszimmer zurück, bewacht von einem schweigsamen Polizisten. Sie hätte auch gar keine Lust gehabt, sich mit ihm zu unterhalten. Sie blätterte in einer Zeitung, aber bekam nicht einmal die Headlines mit. Was wird Bruno sagen?, überlegte sie. Vermutlich nicht viel, er ist cool. Aber sie haben ihn überrascht. Und was könnte er überhaupt ausplaudern? Er hat mich ja nicht in alles eingeweiht. Und er selbst weiß genauso wenig über alles Bescheid. Zum Glück.
    Scheiße, dachte sie. Wenn mir das hier eine Vorstrafe einbringt, kann ich es vergessen, wieder einen Job zu finden. Ich Idiotin. Ich hätte es damals merken müssen, da hätte ich noch aussteigen können.
    Nach einer guten Stunde kam Elmer zurück. Sie hatte nicht nur Trümpy befragt, sondern zudem den Namen ›Zweifel‹ recherchiert. Und siehe da: Eine Salome Zweifel wohnte im selben Haus, in dem FahrGut eingemietet war, aus dem das Rad gestohlen worden war, das eine andere Frau Zweifel verkauft hatte.
    »Zufall?«
    »Ja«, versicherte die andere Zweifel. Sie gab sofort zu, Salome Zweifels Großnichte zu sein. Sie kenne das Geschäft, verkehre aber nicht dort, denn sie fahre nicht Rad.
    Elmer ließ es durchgehen. »Ich habe Bruno Trümpy befragt«, erklärte sie. »Wollen Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?«
    Blöde Kuh, dachte Raffaela und erwiderte nichts.
    »Die schlechte Nachricht ist, die Waren, die Sie auf dem Flohmarkt feilgeboten haben, stammten zum kleineren Teil tatsächlich aus einem Einbruch und verschiedenen Diebstählen. Sie, Frau Zweifel, haben Deliktgut verkauft.«
    Raffaela wurde blass. Einbruch, dachte sie. Diebstahl. Hehlerware. Verurteilung. Vorstrafe. Scheiße!
    »Die gute Nachricht ist«, fuhr Elmer ungerührt fort, »dass Bruno Trümpy alles auf sich nimmt. Er sagte aus, Sie seien nicht beteiligt gewesen, hätten nichts davon gewusst. Er habe Sie nur an der Front eingesetzt. Wir werden uns natürlich die Spurenauswertung jenes Tatorts nochmals vornehmen und überprüfen, ob sich wirklich keine Spuren von Ihnen finden. Wenn nein, haben Sie sich lediglich der Hehlerei schuldig gemacht.«
    An der Front eingesetzt, dachte Raffaela, dieses Schwein. Aber, musste sie sich eingestehen, sie hatte sich ja tatsächlich einsetzen lassen. Sie war leichtsinnig und naiv gewesen. Schlicht und einfach dumm. Einmal mehr. Und jetzt? Würde man sie in Untersuchungshaft nehmen?
    »Sie können gehen«, hörte sie die Polizistin sagen. Die junge Frau stand auf.
    »Einen Moment, noch eine Frage«, wurde sie zurückgehalten. Das hatte sich Zita Elmer bewusst für den Schluss aufgespart. Die verdächtige Person in Sicherheit wiegen und wenn sie glaubt, es sei vorbei, und sich innerlich bereits entspannt hat, nochmals zuschlagen. Sie hatte in dieser Stunde mit Streiff telefoniert, Samstag hin oder her. Er hatte von Valerie Gut die Information erhalten, dass das Mordopfer, Hugo Tschudi, und Raffaela Zweifel sich zumindest flüchtig gekannt hatten und dass Adele Goldfarb die beiden bei einem Streit beobachtet hatte.
    Raffaela setzte sich langsam wieder.
    »In welcher Beziehung standen Sie zu Hugo Tschudi?«
    Die Frage traf Raffaela Zweifel unvorbereitet. »Ich, äh, in gar keiner«, stotterte sie. »Ich, äh, kannte ihn nur sehr flüchtig.«
    Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, aber Elmer wusste, dass er getroffen hatte. Sie hakte nach. Woher sie ihn gekannt hatte? Durch Bruno Trümpy, gab Raffaela zu. Wie gut? Raffaela schüttelte nur den Kopf. Worüber sie sich gestritten hätten?
    »Über nichts. Ich weiß es nicht mehr.«
    »Hatten Sie was mit ihm?«
    Sie fuhr auf. »Mit dem? Aber sicher nicht!«
    Das kam zu spontan, zu aufgebracht, um eine Lüge zu sein. Elmer blieb ungerührt. Da war irgendetwas, dachte sie. Sonst hätte sie nicht so heftig reagiert. »Wollte er etwas von Ihnen? Belästigte er Sie?«
    Raffaela Zweifel schaute an ihr vorbei.
    »Hat Hugo Tschudi von Ihrem Flohmarkthandel gewusst? Hat er versucht, sich einen Anteil des Gewinns zu sichern? Hat er Sie bedroht?«
    Das saß. Raffaela starrte die Polizistin einen Moment an. Dann fing sie sich wieder. Blockte. Ihr Gesicht verschloss sich. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Fragen Sie Trümpy.«
    Jetzt wirds ernst für sie, dachte Elmer. Jetzt hat sie Grund zu blocken. Sie

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