SchrottT (German Edition)
zu werden?«
Colin starrte die Außerirdischen an, die seinem Stiefvater applaudierten. Mit allen fünf Händen. Es sah ziemlich kompliziert aus.
»Was willst du eigentlich von mir?«, wählte Colin einen anderen Ansatz.
»Was?« Länglich blieb stehen. »Ein Vater wird sich ja wohl noch ohne Hintergedanken mit seinem Sohn unterhalten dürfen!«
»Weil du zufällig geschäftlich in der Gegend warst?« Colin hob einen Kieselstein auf. »Und der Schutz durch die hiesigen, äh … Sicherheitskräfte dient nur … unser aller … Sicherheit?«
Länglich schob die Hände in die Taschen. »Nicht nur das, ich habe sogar ein kleines Geschenk für dich. Warte …«
Während sein Stiefvater in seinen Hosentaschen kramte, warf Colin den Stein nach einem Außerirdischen, aber der duckte sich und winkte lästerlich mit drei Händen.
»Hier«, sagte Länglich. »Entschuldige, dass ich dich mit einer Notiz auf Papier belästige, ich hoffe, du findest mich deswegen nicht zu altmodisch.«
»Was ist das?« Colin nahm einen gelben Zettel entgegen.
»Eine Verabredung«, erklärte Länglich jovial. »Sie wird dich inspirieren.«
»Die Verabredung?«
»Die junge Dame. Ein geschliffener Diamant, ausgegraben im tiefsten Afrika, ganz und gar dafür geschaffen, um Künstler wie dich zu inspirieren.«
Fassungslos starrte Colin auf das Papier. Da standen der Name eines Hotels, eine Zimmernummer und eine Uhrzeit. »Du …« Colin fehlten die Worte.
»Du brauchst dich nicht zu bedanken«, sagte Länglich und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ein Vater muss sich um seinen Sohn kümmern und ihn fördern, auch wenn dessen Tun ein wenig befremdlich wirkt. Ich komme für alle Kosten auf. Sag mir hinterher, wie sie dir gefallen hat.« Er hüstelte ein winziges Lachen hervor. »Sonst verlange ich mein Geld zurück. Falls es nicht schon in Nigeria ist.«
Colins Sprachzentrum versuchte, eine Antwort zu formulieren, die den Außerirdischen kein überhebliches Gewinke entlocken würde. Das dauerte zu lange, denn Länglich redete schon weiter: »Ich muss jetzt zurück zu meinen Geschäftspartnern. Aber bevor ich es vergesse: Deine Mutter würde sich auch sehr freuen, wenn du auf mein Angebot eingehst. Sie freut sich, dass ich dich fördere. Sie ist richtiggehend Feuer und Flamme.«
Langsam hob Colin seinen Kopf, um in Länglichs Gesicht nach der Wahrheit zu forschen. War da Wahnsinn oder eine derart naive Fürsorge, dass sie nicht zu glauben war? Oder war da … kalte Grausamkeit, teuflische Berechnung … oder kalkulierte Zweckmäßigkeit?
»Deine Mutter wäre jedenfalls gewaltig enttäuscht, wenn du es nicht wenigstens probieren würdest.« Länglich ging einen Schritt rückwärts. »Es wäre überaus schmerzlich für sie. Du kennst ja ihre Situation. Du bist alles für sie.«
»Ja«, flüsterte Colin. » Das habe ich verstanden.«
Länglich nickte. »Wiedersehen!«, rief er dann und winkte. Er holte tief Luft und sah zum Kirchturm. »Wirklich ein sehr kohärentes Orgonfeld hier. Sogar mein Haarausfall lässt nach, ich spüre es. Ach, Colin, schau noch kurz beim alten Wilhelm vorbei, sein Standbild drückt ein Gefühl aus, das deinen Songs sicher gut zu Gesicht stehen würde.« Dann war er schon bei seinen Nigerianern, die ihn zum Parkplatz geleiteten.
»Wiedersehen«, flüsterte Colin.
Miniengel kreisten um Kaiser Wilhelms Kopf. Colin fragte sich, ob sie ihm auf die Schultern gekackt hatten oder was sonst das rot glimmende Zeug war, das da klebte. Andererseits war die ganze Aussichtsplattform voll davon und glühte rot. Blondy kümmerte sich nicht darum, dass der Leuchtglibber unter ihren Schuhsohlen kleben blieb, und fuhr damit fort, Colin zu beschimpfen.
»Du Schlappschwanz hast keinen Finger gerührt, um deinen geliebten Papi dazu zu bringen, mich zu akzeptieren.«
»Lol«, machte Colin. »Du hast dich auf dem Absatz umgedreht, bevor ich ihn bezüglich deines Alters hätte anlügen können.«
»Danach hat er gar nicht gefragt.«
»Hätte er aber. Wie oft hast du mich eigentlich belogen?«
Blondy sah hinunter ins Ruhrtal. Gerade schlängelte sich ein roter Personenzug Richtung Süden. »Ich habe zum Beispiel nie behauptet, du seist gut im Bett.«
»Darum geht’s … pfff, darum geht’s doch gar nicht! Tu nicht so verliebt!«
»Geht’s bei Männern nicht immer nur darum? Oder wieso hast du diese Einladung noch nicht in den nächsten Gulli geschnitzelt?«
Colin stöhnte. Auf dem Weg vom Bus hierher hatte er Blondy
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