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SchrottT (German Edition)

SchrottT (German Edition)

Titel: SchrottT (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Ärger hatte? Nun, das war offensichtlich. Die Herren waren von der GmbH, und sie kamen nicht, um die Qualität der Aufnahme zu überwachen.
    »Jou«, sagte der größere der Männer und streichelte seine Krawatte. »Ibinn sischa, eina dä Härrn isch de Herr Taschki.«
    Colin sah von einem zum anderen. Keine Frage, dass die Herren von der Landessicherheit nicht zum Spaß hier waren. Sie suchten jemanden, und das war für denjenigen keine gute Nachricht.
    »Wir suchen Herrn Tasci«, sagte der andere Mann. »Für den Fall, dass Sie den Dialekt meines Kollegen nicht verstanden haben.«
    »Haben wir«, sagte Wolf, »aber es gibt hier keinen Herrn Tasci.«
    Colin versuchte, das Gesicht nicht zu verziehen. Er war sich ziemlich sicher, wer der Herr Tasci war, auch wenn er diesen Namen noch nicht gehört hatte. Durch Ausschlussverfahren konnte er ohne Weiteres schlussfolgern, dass nur der Bandleader gemeint sein konnte.
    Der größere Mann zog ein Sicherheits-Smartphone hervor und tippte darauf herum. Wortlos drehte er das Gerät, sodass alle Anwesenden das Display sehen konnten.
    Es zeigte ein von einer Überwachungskamera aufgenommenes Bild von Wolf.
    »Herr Tasci«, sagte der kleinere Mann und faltete die Hände vor dem Bauch. »Wenn Sie uns jetzt unauffällig folgen würden …«
    Wolf zitterte. Colin konnte es genau sehen.
    »Keine Sorge, es handelt sich nur um eine einfache Befragung. Ich bin sicher, alles wird sich klären und Sie können in Kürze zu Ihren Kollegen hier zurückkehren.«
    Jeder im Raum wusste, dass das bestenfalls eine Beschönigung war, vermutlich aber eher eine glatte Lüge.
    »Eine Befragung …«, murmelte Wolf. »Worum geht es denn?«
    Der Vertreter der Landessicherheit lächelte. »Das ist Bestandteil laufender Untersuchungen, zu denen wir in der Öffentlichkeit nichts sagen können. Sie wissen schon …« Er gestikulierte vage. »Jemand könnte Aussagen aufnehmen, manipulieren, ins Internet stellen … das wäre kaum hilfreich, oder?«
    Wolf drehte sich zu seiner Band um. »Macht keinen Scheiß, okay?«
    »Okay«, sagte Colin.
    »Okay«, sagte James.
    Tier kratzte sich am Kopf.
    »Alla hopp!«, machte der größere Sicherheitsmann und nahm Wolf am Arm. Die Anzugträger führten den Bandleader hinaus, und zurück blieb genau die Bandbesetzung, die vor ein paar Tagen die Zugabe gespielt hatte.
    »Verdammt!«, sagte Colin. »Hoffentlich ist es ein Irrtum.«
    »Was auch immer«, sagte Gustaf. »Spielt ihr jetzt den Song oder soll ich euch meinen Zeitverlust in Rechnung stellen?«
    »Scheiße, Mann!« James explodierte. »Unser Boss ist gerade abgeholt worden, und was glaubst du, was wir jetzt im Kopf haben?«
    »Freiheit«, sagte Colin. »Freiheit, sonst nichts.« Er drehte sich zum Gitarristen um. »Spürt ihr das nicht auch? Das, was wir vorgestern rausgeschrien haben? Den Fans zugerufen? Warum rufen wir es jetzt nicht Wolf hinterher? Vielleicht begreift er dann endlich, worum es geht bei dem Song. Nicht um die kaputte Seele des Crap Metal. Nicht um eine Karriere als Popsternchen. Sondern darum, dass es ein paar Dinge gibt, die verdammt wichtig sind, nicht nur für Metaller.« Er wandte sich an Gustaf. »Wir sind bereit.«
    Gustaf richtete beide Zeigefinger auf Colin. »Das wollte ich hören. Gebt mir zehn Sekunden.« Er klappte die Metalltür zu.
    Durch die Sichtscheibe konnte Colin sehen, wie er sich an seinen Rechner setzte.
    James ging zu Tier, legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Der Drummer nickte, zog Schnodder hoch, dann beugte er sich über seinen Computer.
    Gustaf meldete sich über Lautsprecher. »Aufnahme läuft. Gebt mir alles, was ihr habt.«
    Das taten sie.
    Fünfmal, dann war Gustaf zufrieden – oder wie er es formulierte: »Daraus lässt sich was zaubern.«
    Colin war schweißgebadet. Als die Band draußen vor dem Studio im nachmittäglichen Regenschauer Wolfs Motorrad anstarrte, als könne man damit den Bandleader herbeizaubern, summte James’ Handy. Hastig zog er es hervor. »Das ist Wolf. Sein Klingelton«, sagte er hektisch. »Hier, eine SMS …« James verstummte.
    »Was schreibt er?«, fragte Colin. »Sollen wir ihn abholen?«
    James hielt Colin das Handy hin.
    »Macht euch keine Sorgen, wir sehen uns in ein paar Tagen. Es geht mir echt prima.«
    Colin starrte James an, und der schüttelte den Kopf. Tier schnäuzte sich in ein kariertes Stofftaschentuch. Sie wussten alle drei, dass Wolf ein Wort wie »prima« nie benutzen würde.
        
     

Ruhrstadt,

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