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Schüchternheit der Pflaume

Schüchternheit der Pflaume

Titel: Schüchternheit der Pflaume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Kanzler
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Rundumblick und befindest den Ort für dunkel genug. Du knöpfst deine Hose vollends auf. Ich zerre meinen Slip unterm Kleid hervor. Die lindgrüne Spitze landet auf einem Holzstück, dem Teil einer Obstkiste. Naranjas de sangre, Blutorangen, steht darauf.
    Bevor du mir erlaubst, deine pralle Nachtlatte ins Nimmerland zu versenken, greifst du nach meinen Hüften, hältst mich auf Abstand, in der Schwebe. Du suchst meine Augen. Du forschst darin, sammelst Anhaltspunkte. Ich weiß nicht, wofür.
    Schließlich lässt du los. Irgendwo im Gebüsch raschelt einer der fetten Großstadtfüchse. Ich senke mein Becken mit einer langsamen Bewegung auf dich herab. Stoße dich stückweise in mich. Deine Augen öffnen sich weit und starren mich an. Fallen wieder zu. Stattdessen öffnet sich dein Mund. In mir ist derselbe ädrige Schwanz, denke ich, mit dem du Damla gefickt hast.
    Ich beginne, mein volles Gewicht zu benutzen. Die Reibung zwischen deiner Prallheit und meiner Enge erzeugt etwas Lichterlohes, Rotierendes, eine Kugel heißen Lichts, die Vorbotin aller explosiven Höhepunkte. Ich gehe ihr eifrig nach. Derselbe Schwanz, denke ich, mit dem du noch andere Frauen, die Anjas und Sandras dieser Stadt und die kleinen Japanerinnen aus dem Mokusei, auf diesem Höhepunkt versammeln wirst. Vielleicht schon bald. Wo du sie zusammentreiben wirst wie eine Herde verschreckter Schafe. Auf dieser Hochebene voller Leuchtfeuer und Vulkane, auf sich windenden Gipfelwegen, die weder dir noch mir gehören, und auch nicht ihnen.
    Der fette Großstadtfuchs steckt seine Nase für etwas Schnüffelei aus den Büschen. Deine Hand wandert, verweilt an den Öffnungen meines Kleides. Wir vögeln langsamer. Der Fuchs schmatzt, hat etwas zu fressen gefunden. Unter halb geöffneten Lidern beobachtest du mich, gebannt, so dass ich wünschte, mich für ein paar Sekunden mit deinen Augen betrachten zu können. Stattdessen sehe ich dich, dein Geblinzel und das Funkeln in den Fuchsaugen hinter dir.
    Du stößt einige Male kräftig zu, stimmhafter Atem quillt über meine Lippen. Meine Lust wächst, lockt, fordert. Ich zügle das Tempo absichtlich weiter, ritardando, denke ich, irgendwann wieder schneller, andantino. Begierig hältst du dagegen.
    Ich gleite an deinem Schwanz auf und ab, auf voller Länge, Basis, Schaft und Kapitell. Mit diesem Prunkpfeiler fickst du mich also. Wie Damla. Wie irgendeine. Mit dieser Mondmöse, dieser sprunghaften Quecksilberspalte ficke ich dich zurück. Wie die anderen Männer. Wie Blaum. Wir ficken sie alle. Wir ficken die Damlas, die Anjas, die Olivers und meinen Verlobten. Wir ficken Geschäftsfrauen, Mäuschen und Möchtegerns. Wir ficken Mauerblumen, Bardamen und einsame Wölfe. Und immer wieder uns gegenseitig.
    Mein Inneres ist voll weißen Feuers. Meine Knie drücken zwei tiefe Mulden in den Sand. Den Falter, der meine Ohren umschwirrt, die springenden Fische und schnüffelnden Füchse höre ich nicht mehr. Nicht mehr im Einzelnen. Das Seufzen der Bäume und unseres, Atemstöße, das Geräusch verglühender Egos, das Seegeplätscher, Entengeschnatter und das Surren der Stadt, alles verschmilzt, alles tanzt, alles versinkt in der Musik des Augenblicks. Die Gräser knistern. Kieselsteine knirschen im Takt.
    Unsere Lippen sind es, die schließlich den Schlussakkord provozieren, ein Kuss, der plötzlich über unsere hartgefickten Sinne fließt. Unter der unerwarteten Wucht der Zartheit verlieren wir die Kontrolle. Mein gleißendes Feuer zerbirst, Funkensprühen, ich zittere. Du kommst in gewaltigen Wallungen, wirfst mich beinahe ab. Ich verkralle mich in einem Grasbüschel und in deiner Flanke. Mein Zucken verebbt nur langsam, ein Goldregen, ein Schauer himmellanger Sternschnuppen. Die unendliche Weichheit deiner Lippen, verdammt, murmelst du, nachdem dein Kopf nach hinten in den Sand gesackt ist.
    Als die Nacht ihre Dunkelheit wieder zurückerobert hat, fliegen ein paar Glühwürmchen vorbei. Oder vielleicht sehe ich Sternchen. Ich lege mein Ohr auf deine Brust. Der Erdboden ist zutraulich geworden, hospitabel und weich. Wir gehören jetzt ihm, wie der Dreck, wie das Schilf. Wir könnten hier schlafen. Aber irgendwann pflücke ich doch meine Unterhose von der Blutorangenkiste und stehe auf.
    Unter dem geschwungenen Vordach des Fairy Club zeigen wir unsere gestempelten Handgelenke vor. Wir tauchen in den Bauch der alten Villa zurück. Es fühlt sich an, als hätten die aufgespießten Schmetterlinge und Peter Pan auf uns

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