Schülerin der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
eine Abneigung gegen sie verspürt. Gloria Aden wirkte streng und unnahbar, im Grunde war sie das Gegenteil von Dr. Tannert, bei dem sie sich geborgen fühlte.
Hypnotische Melodien erschallten nun über die Lautsprecher, die an allen Wänden des Raumes angebracht waren.
»Bilden Sie mit Ihren Matten einen Kreis.«
Alle kamen der Aufforderung nach. Gloria Aden nahm in der Mitte Platz, ging eine Anwesenheitsliste durch, die Janine sehr an ihre Schulzeit erinnerte, und fuhr dann fort: »Sie hatten eine Hausaufgabe von mir bekommen.«
»Warum hast du Tannert eigentlich gesteckt, dass wir beide nicht mitgemacht haben bei dieser … Aufgabe?«, flüsterte Janine Sina zu.
»Er hat mich danach gefragt.«
»Wir gehen nun reihum, und jeder von Ihnen berichtet den anderen von seinen Erfahrungen. Ich bin sicher, viele von Ihnen haben einen Aha-Effekt erlebt.«
Wie jetzt? Moment mal! Jeder sollte davon berichten? Es gab nichts zu berichten. Janine wurde noch nervöser, fing sogar an, an ihren Nägeln zu kauen.
Hoffentlich würden die anderen empört reagieren über diese Forderung. Aber das war nicht der Fall. Janine war erstaunt, wie offen viele von Anfang an reagierten und ohne große Probleme von ihren sexuellen Erfahrungen berichteten.
Sina, die mit ihrer Matte neben sie gerückt war, hörte aufmerksam zu. »Die sind jetzt alle einen Schritt weiter als wir.«
»Ach was, das glaube ich nicht«, erwiderte Janine.
Ein älteres Pärchen, das sich laut eigener Aussage schon seit Jahren nicht mehr gegenseitig angefasst hatte, erzählte von seinen aufregenden Erfahrungen.
»Er hat mich früher nie so intensiv berührt«, erklärte die Frau. »Ich meine, früher hatte ich das Gefühl, ihm nicht zu genügen, aber diese Nacht war wunderbar. Einzigartig.« Sie küssten sich vor aller Augen.
Es folgten ähnliche Geschichten, meist mit überraschenden Wendungen. Alle schienen durchweg positive Erfahrungen gemacht zu haben, bis schließlich ein Mann und eine Frau, die sich erst gestern Abend kennengelernt hatten, gestanden, dass sie sich nicht hatten überwinden können, die Aufgabe zu erfüllen. Genau wie Janine und Sina.
Sie war regelrecht froh, dass nach all diesen offenherzigen Menschen auch jemand wie sie tickte.
Nils und Katharina, so hießen die beiden, wurden nun von Gloria Aden in die Mitte des improvisierten Kreises gebeten, wo sie sich gegenüber hinsetzen sollten.
»Es ist keine Schande, Hemmungen zu haben. Sag mir ehrlich, Nils, findest du Katharina nicht attraktiv?«
»Doch, sie ist eine schöne Frau«, gab er zu. »Nur kenne ich sie nicht näher. Das hat mich gehemmt.«
»Und du Katharina, findest du Nils nicht attraktiv?«
»Er sieht gut aus«, gestand Katharina.
»Entspannt euch, und schaut euch in die Augen, folgt euren Instinkten«, sagte Gloria und zog sich aus der Mitte des Kreises zurück, so dass Nils und Katharina allein dort zurückblieben.
Janine beobachtete das Geschehen argwöhnisch. Was sollte das jetzt bringen? Glaubte Gloria Aden wirklich, dass sich die beiden nun einander hingeben würden, vor allen anderen, nur weil sie sich eine Weile in die Augen geblickt hatten und ihren Instinkten folgten? Vielleicht würden sie sich in Gedanken gegenseitig ausziehen, aber doch niemals in Wirklichkeit.
Das war mehr als unglaubwürdig. Wenn es gestern Nacht im Schutz ihres Zimmers ohne neugierige Beobachter nicht passiert war, dann würde es jetzt erst recht nicht passieren.
Doch Janine wurde eines Besseren belehrt. Plötzlich schienen sowohl Nils als auch Katharina alles abzustreifen, was sie bis gerade eben noch davon abgehalten hatte, übereinander herzufallen. Zugegeben, die beiden waren ausgesprochen attraktive Menschen, und es war anzunehmen, dass sie einander zumindest anziehend fanden – auf rein körperlicher Ebene. Dass sie diesem Drang nun aber so ohne jede Scheu nachgaben, obwohl sie doch eben noch anderes beteuert hatten, machte die Sache nur ominöser. Zumal sie unter der Beobachtung zahlreicher Leute standen, die nicht weniger freizügig von ihren eigenen Erlebnissen berichtet hatten. Und diese Menschen, die Zuschauer waren, schienen Nils und Katharina nur noch mehr anzuheizen. Vielleicht war das ja auch die Krux an der Sache?
Janine jedenfalls würde nicht nachgegeben, wenn man Derartiges von ihr verlangte.
Katharina beugte sich zu ihm vor, küsste ihn zärtlich, während seine Hände über ihren nackten Busen strichen. Es waren nur die Fingerspitzen, die diesen berührten, aber
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