Schülerin der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Wasser und wischte sich dann mit einem Tuch die feuchtnasse Stirn ab. Ihre Hände zitterten noch immer. Janine schloss die Augen, versuchte, sich für einen Moment zu entspannen, sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Sie atmete tief durch und spürte ganz bewusst ihren eigenen Herzschlag, der ruhig und gleichmäßig war. Doch als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie nicht in den Spiegel über dem Handwaschbecken, sondern in den Rückspiegel der englischen Limousine, wo sie ein Paar leuchtend grüner Augen sah.
Es waren ihre eigenen Augen.
Und zum ersten Mal, seit sie in diesem Alptraum gelandet war, glaubte sie, klar zu sehen. Sie schaute an sich herunter, sah die offenherzige Kleidung, die billig wirkte. Sie sah die grelle Schminke, die knallroten Lippen, die feuerroten Fingernägel. Paona. Sie hörte ihr eigenes Lachen, spürte die feuchten Küsse ihres Begleiters an ihrem Hals, der sich sogleich auf sie legte. Sie hoffte, in Krischans Gesicht zu blicken, stattdessen sah sie in die Augen eines anderen Mannes. Eines Mannes, der Geld und Macht hatte. Der attraktiv war und sie verführte. Dessen Anziehung sie erlag.
O mein Gott!, schoss es Janine durch den Kopf, während sie diese Erinnerung so intensiv erlebte, als fände das alles in diesem Moment statt.
Sie war Paona! Aber wer war er, wenn nicht Krischan? Benommen taumelte sie wieder nach draußen zu den Tischen zurück. Sie hatte das Gefühl, einer wichtigen Sache auf der Spur zu sein. Einer Spur, die direkt in ihre Vergangenheit führte.
»Hey! Ich bin hier«, rief Lena ihr von ihrem Tisch aus zu, aber Janine ignorierte ihre Freundin, denn sie hatte etwas anderes entdeckt.
Ein Herr mittleren Alters saß an einem Tisch nahe der Straße, trank Kaffee und blätterte in seiner Zeitung. Die Titelseite zog Janine auf geradezu magische Weise an. Es fühlte sich an, als erwachte Janine in diesem Moment aus einer wochenlangen Trance.
»Das ist er!«, rief sie plötzlich, und alle Blicke richteten sich auf sie. Doch das war ihr egal. Sie stürzte auf den Mann zu und entriss ihm die Zeitung.
»Hey, was soll denn das? Sind Sie noch bei Trost?«
Auch die Beschimpfungen kümmerten Janine nicht. Sie breitete die Zeitung auf ihrem Tisch aus.
»Entschuldigen Sie bitte«, rief Lena dem Mann zu, aber der fluchte nur noch weiter. Janine bekam das nur am Rande mit.
»Das ist er«, sagte Janine mit zitternder Stimme und zeigte auf das Foto eines Mannes auf der Titelseite.
Lena runzelte die Stirn. »James Lee Addison? Der englische Politiker? Was ist mit dem?«
Sein Name sagte ihr nichts, auch die Tatsache, dass er offenbar in der Politik zugange war, war ihr neu. Sie wusste nur, dass sie irgendwann einmal mit diesem Mann in der Luxuslimousine in London gesessen hatte. Ihr Kopf glühte. Das Hämmern in ihrem Schädel verstärkte sich. Schweiß perlte von ihrer Stirn. Alles in ihr arbeitete, die Erinnerungen drängten mit aller Macht an die Oberfläche: Ihre Beziehung zu Addison, der ein attraktiver Mann war, hatte sich vertieft. Die Spiele waren immer weiter gegangen. Er hatte ihre Füße geküsst. Sie in den Club der Aphrodite mitgenommen. Sie dachte an den Ring. Denselben Ring, den auch Krischan trug. Weshalb trugen beide Männer denselben Ring? Was hatte das nur zu bedeuten?
»Ich war … seine Affäre.«
»Das muss ein Irrtum sein. Wirklich, Janine. Da wüsste ich doch etwas davon. Ich bin schließlich deine beste Freundin.«
War Lena das wirklich? Es stimmte, was sie sagte. Eigentlich hätte sie etwas derart Elementares über ihre angeblich beste Freundin wissen müssen. Janine konnte unmöglich so ein Geheimnis vor ihr gehütet haben. Oder waren sie am Ende gar keine so guten Freundinnen, wie Lena stets behauptete? Wer sagte ihr, dass sie Lena tatsächlich so lange kannte, wie diese immer behauptete?
Sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Lena war eine der wenigen Konstanten in ihrem Leben. Und eine der wenigen Personen, denen Janine vollends vertraute. Sie brauchte diesen Halt. Sie wollte nicht daran rütteln. Auch wenn es womöglich ein Fehler war.
Janine setzte sich wieder, während Lena dem immer noch aufgebrachten Mann seine Zeitung zurückbrachte.
Nicht Krischan war Paonas Sklave, sondern James Lee Addison. Er war der Mann, von dem sie die ganze Zeit über geträumt hatte. Der Mann, den ein Teil von ihr immer noch begehrte. Doch es waren nicht bloß Träume gewesen, sie hatte Szenen aus ihrer Vergangenheit gesehen. Diese Szenen waren real.
Weitere Kostenlose Bücher