Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
– Bina? Ach, echt? – schaute für einen Moment ziemlich verdutzt drein, doch dann beugte sie sich zu mir hinein, mit einem bittersüßen, beinahe respektvollen Lächeln. „Guter Zug, Kaylee.“
Nash stieg ein, und ich fuhr los, kaum dass er die Tür geschlossen hatte.
„Ich spiele weder ihr Spiel noch sonst irgendeins, egal wonach es aussieht“, informierte ich Nash, während ich die Ausfahrt des Parkplatzes nahm und nach links abbog.
„Gut. Die einzige Möglichkeit, gegen sie zu gewinnen, ist nämlich, nicht mit ihr zu spielen. Glaub mir.“ Aber seine Worte wurden von einem milden Lächeln begleitet, als wäre Sabine ein kleines Kind, dessen Eskapaden er niedlich und harmlos fand.
Ich fand sie nicht niedlich. Oder harmlos.
„Sprichst du aus Erfahrung?“
Nash fuhr sich mit der Hand durch sein dickes braunes Haar, wodurch es genau an den richtigen Stellen verwuselt wurde. „Aus Beobachtung. Sie treibt keine Spielchen mit mir. Das muss sie auch nicht.“
„Sie ist einen einzigen Tag lang wieder in deiner Nähe, und du hörst dich an, als wäre sie nie weg gewesen.“ Ich bremste an einer roten Ampel und wartete ungeduldig darauf, dass sie auf Grün umschlug. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Wie eng musste ihre Bindung gewesen sein, wenn sie einfach so dort weitermachen konnten, wo sie vor zwei Jahren aufgehört hatten?
Er seufzte tief. „Was soll ich dir darauf antworten?“
„Nichts. Es war keine Frage.“
Nash rutschte auf seinem Sitz etwas nach links, um mich anzusehen, und sein Gesichtsausdruck verursachte mir Magenschmerzen. „Wir haben gestern Abend die Zeit vergessen. Und ich bin mir sicher, sobald sie begriffen hat, dass es mir ernst mit dir ist, wird sie …“
„Nein, wird sie nicht.“ Zwar hatte ich sie gerade erst kennengelernt, doch so viel war mir auf Anhieb klar. Ich krallte die Finger um das Lenkrad und bog nach rechts ab, ohne zu blinken. „Sie hat den ersten Stein geworfen, Nash. Die Schlammschlacht um dich eröffnet.“
„Ich weiß. Und es tut mir leid, Kaylee. Aber es ist kein körperlicher Kampf, auf den sie scharf ist.“
„Worauf bist du denn scharf?“, zischte ich, etwas zu rasant in die nächste Kurve gehend. „Dass wir uns gegenseitig die Köpfe einschlagen, um dich zu kriegen? Macht dich das an – zwei Mädchen, die sich um dich streiten?“
Er atmete hörbar scharf aus und starrte zum Fenster hinaus. „An Tagen wie diesen wünschte ich, ich hätte ein eigenes Auto.“
Ich rollte mit den Augen, obwohl er gar nicht hinschaute. „An Tagen wie diesen wünschte ich, du würdest mir zur Abwechslung mal die volle Wahrheit erzählen, anstatt überall kleine Krümel davon auszustreuen, denen ich dann nachschnüffeln muss wie ein Trüffelschwein.“
Es verging ein Moment der Stille, in der nichts zu hören war außer dem gleichmäßigen Brummen des Motors. Dann atmete Nash langsam aus und wandte sich mir wieder zu. „Das hat Todd doch schon gemacht, oder?“
„Aber es war nicht seine Aufgabe, sondern deine.“
„Ich weiß. Ich wollte es dir ja auch sagen, aber Sabine …“ Mein Puls schnellte in die Höhe. „Irgendwie entwickelt sich das neuerdings zu deinem Lieblingsspruch, was? ‚Aber Sabine dies, Sabine das.‘“
„Willst du nun mit mir reden oder mich mit verbalen Pfeilen attackieren?“
Ich gab ein frustriertes Seufzen von mir, als ich das Auto in seine Auffahrt steuerte. „Hab ich noch nicht entschieden. Wie ist meine Trefferquote denn so?“
„Perfekt. Immer dahin, wo es wehtut.“ Er klappte die Tür auf und holte seinen Rucksack aus dem Wagen, und ich knallte wütend die Fahrertür zu, ehe ich ihm ins Haus folgte. Ich war seit zwei Wochen nicht mehr dort gewesen, aber es hatte sich nicht viel verändert, außer dass die Feiertagsdekoration abgenommen worden war.
„Möchtest du was essen? Mom hat Blondies gemacht.“ Nash warf den Rucksack auf die abgewetzte Couch und ging durch die Schwingtür in die Küche.
„Nur eine Cola.“ Ich betrat ebenfalls die Küche, wo Harmony Hudson überrascht vom Frühstückstisch aufsah.
„Kaylee!“ Sie sprang auf und schloss mich herzlich in die Arme, wobei ihre weichen blonden Locken in meinem Gesicht kitzelten. „Ich bin ja so froh, dass ihr wieder zusammen seid.“ Dann schob sie mich ein Stück von sich weg, die Hände weiterhin auf meinen Schultern. „Das seid ihr doch, nicht wahr?“
Nash, der gerade den Kopf in den Kühlschrank gesteckt hatte, grummelte etwas in sich hinein und
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