Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
und stellte sie dann auf seinen Nachttisch. „Ganz so simpel ist es nicht. Es hat seinen Grund, warum Maras auch als Albträume bekannt sind.“
Bevor er weitersprechen konnte, zog eine Bewegung am anderen Ende des Zimmers meine Aufmerksamkeit auf sich, und ich sah hoch. Vor mir stand Todd, der mir einen tadelnden Blick zuwarf. „Hältst du das wirklich für klug, nach all dem, was er dir angetan hat?“
Nash konnte seinen Bruder anscheinend weder sehen noch hören, aber er hatte mich oft genug in die Luft starren sehen, um dieses Zeichen richtig zu deuten. „Verdammt, Todd.“
Ich seufzte und ließ den Blick von einem Bruder zum anderen schweifen. „Ich brauchte Antworten.“
„Die hättest du auch von mir haben können.“ Todd verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Nash an, der seinerseits die Augen auf einen Punkt irgendwo im Nichts fixiert hatte, ungefähr einen Meter weiter links von der Stelle entfernt, an der Todd tatsächlich stand.
„Er schuldet sie mir.“
„Zeig dich, oder verschwinde“, verlangte Nash, langsam genervt davon, komplett ignoriert zu werden. „Ja, noch besser, verschwinde einfach.“
Todd zog die Augenbrauen zusammen und machte einen Schritt vorwärts und sich selbst gleichzeitig sichtbar, nur umseinen Bruder zu ärgern. „Hast du ihr von den Träumen erzählt?“
Nashs wütender Gesichtsausdruck wurde noch wütender. „Das wollte ich gerade.“
Träume. Albträume. Parasit. Sabine küsst Nash direkt vor meinem Spind. Nein! Aber die Mosaiksteinchen passten zusammen, und das Bild, was sich aus ihnen formte, ließ sich nicht verleugnen. „Sie frisst, wenn ihr Opfer einen Albtraum hat? Sie hat mich angefressen, als ich gestern Nacht geschlafen habe?“
„Wahrscheinlich“, sagte Todd, und Nash fragte fast im selben Moment: „Was hast du geträumt?“
Eigentlich hätte ich das lieber für mich behalten, doch beide sahen mich auffordernd an. „Dass du und Sabine euch gegenseitig an die Wäsche gegangen seid. Vor meinem Schrank in der Schule. Und du hast mich wegen ihr in die Wüste geschickt, weil sie ‚liefert‘.“
Während Nash meine Schilderung durch Mark und Bein zu gehen schien, zuckte Todd nur mit den Schultern. „Jupp, genau ihr Stil.“
„Tut mir leid, Kay.“ Nash sah ehrlich niedergeschlagen aus. „Ich sorge dafür, dass sie damit aufhört.“
„Und ob du das wirst.“ Es gab keine Worte, die beschreiben könnten, wie abgestoßen und geschockt ich mich fühlte. Sie war da gewesen, während ich schlief. Hatte sich meine Energie schmecken lassen, die sie mir durch meinen Traum entzog. Meinen sehr privaten, mich zutiefst erschütternden Traum.
„Kay, sie hat den Traum nicht bloß genutzt, um dich anzapfen zu können“, erklärte Todd mit gesenkter Stimme, als würde das den nächsten Hammer, der mich sicherlich gleich treffen würde, irgendwie abmildern. „Sie hat ihn erzeugt .“
Hm? „Was soll das bedeuten? Wie kann jemand denn bei einem anderen einen Albtraum erzeugen?“ Außer vielleicht, indemer denjenigen zu Tode erschreckte. Was, wenn ich so darüber nachdachte, Sabine perfekt in den Kram passen würde.
Nachdem Nash einen weiteren Schluck Cola getrunken hatte, stellte er die leere Dose mit einem blechernen Scheppern wieder zurück auf den Nachttisch. „Sabine erschafft böse Träume aus den Ängsten, die eine Person hat. Es ist ein Teil von ihr, so wie für die Seelen der Sterbenden zu singen ein Teil von dir ist.“
Ich spürte, wie meine Augen groß wurden und mir die Empörung ins Gesicht geschrieben stand. „Das mag ja sein, aber wenn ich singe, sauge ich den Leuten nicht die Energie aus. Ich versuche, sie zu retten. Das ist das Gegenteil von einem Parasiten. Sabine und ich sind wie Nord- und Südpol, wir könnten gar nicht unterschiedlicher sein!“
„Glaub mir, das weiß ich“, sagte Nash. Und falls das stimmte, wie konnte er dann behaupten, mich zu lieben, wenn er vor mir sie geliebt hatte?
„Ist sie im Bilde darüber, wie die Sache genau abläuft?“ Todd durchquerte den Raum und setzte sich auf die Kante des Schreibtisches zu meiner Linken wie ein Beschützer. Und ich hatte noch nie so dringend einen gebraucht wie in diesem Moment.
„Verzieh dich, Todd!“, stauchte Nash ihn zusammen. „Ich kann allein mit ihr reden.“
Todd erwiderte den finsteren Blick seines Bruders. „Ich bin nicht hier, um es dir leichter zu machen.“
„Raus damit, wie funktioniert es?“, funkte ich dazwischen, ohne Rücksicht auf
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