Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
immer das heißen soll.“ Aber wenn ich ehrlich war, würde jedes andere Mädchen, das auf so dreiste Art versuchte, mir Nash streitig zu machen, für mich ein Albtraum sein. „Und? Zu welcher Sorte Nervtöter gehört sie nun? Sirene? Harpyie?“ Bei meiner letzten Vermutung zog ich, plötzlich sicher, ins Schwarze getroffen zu haben, beide Augenbrauen hoch. „Sie ist eine Harpyie, richtig? Natürlich, so kannsich nur eine Harpyie aufführen.“ Nicht, dass ich jemals einer begegnet wäre.
Nash lachte. „Das würde ihr bestimmt einen Mordsspaß machen.“ Wenn er meinte. „Sie ist ein Nachtmahr. Ein Albtraum, wie Todd gesagt hat. Aber das ist eine etwas angestaubte Bezeichnung, heute nennt man sie Maras.“
„Es gibt einen politisch korrekten Ausdruck für Albträume? Cool. Dann bin ich also, warte mal … eine Todesbotin?“ Ich versuchte, meine Unsicherheit und Ahnungslosigkeit zu überspielen, indem ich herumwitzelte, und Nash tat mir den Gefallen und ging lachend darauf ein.
„Du hast recht. Wir sollten eine Bewegung gründen. ‚Gebt den Bean Sidhes endlich ordentliche Namen!‘ Du entwirfst die Flugblätter, ich ruf unseren Gouverneur an. Das wird eine Riesenschlagzeile.“
„Hört sich verlockend an.“ Ich nahm einen Schluck Cola. „Erklärst du mir jetzt, was eine Mara genau ist?“
Nash beugte sich zu mir vor und erwiderte meinen Blick ebenso ernsthaft. „Okay, ich sag dir alles, was du wissen willst. Aber du musst mir versprechen, nicht auszurasten. Denk bitte dran: Als du entdeckt hast, dass du eine Bean Sidhe bist, war das für dich zuerst auch ein ziemlicher Schock, stimmt’s?“
Schock war noch viel zu milde ausgedrückt. „Nash, ich musste gerade dahinterkommen, dass sie sich bis zwei Uhr morgens auf deinem Bett breitgemacht hat. Neben dir. Wie viel schlimmer kann’s denn noch werden?“
Seine Augen verrieten, wie unwohl er sich angesichts meiner Anschuldigung fühlte. Aber er stritt es leider auch nicht ab, und ein weiteres kleines Stück meines Herzens verdorrte und starb ab.
„Maras sind eine seltene Art Parasit, und das Besondere an ihnen ist, dass sie ursprünglich nicht aus der Unterwelt stammen. Jedenfalls Mom zufolge.“
„Sind sie und Sabine gut miteinander ausgekommen?“
„Ja.“ Nash zuckte, fast entschuldigend, mit den Achseln. „Sabine wusste damals noch nicht, was sie ist, als wir uns kennengelernt haben. Mir war schon nach ein paar Tagen klar, dass sie kein Mensch sein kann, aber mehr auch nicht. Mom hat das Geheimnis dann recht schnell enträtselt und wollte ihr helfen.“
Natürlich hatte sie helfen wollen. Harmony und ihr großes Herz, das fremdes Leid einfach nicht ertragen konnte. Bei mir war es genauso gewesen, auch mich hatte sie unter ihre Fittiche genommen. Hier zeichnete sich doch deutlich ein Muster ab. Nash und seine Mutter teilten diesen Helferkomplex – ich hätte es ahnen müssen, immerhin war sie im normalen Leben Krankenschwester –, und so wie es aussah, schien einzig Todd immun gegen diese familiäre Veranlagung zu sein, andere zu retten.
Er tötete sie stattdessen.
„Sie ist ein Parasit? Das klingt ganz schön eklig. Wenn ich ihr in die Quere komme, pfropft sie sich dann an meinen Rücken und saugt mich aus wie ein Vampir?“
Nash rollte mit den Augen. „Es gibt keine Vampire. Und nein, Maras ernähren sich nicht vom Körper ihrer Beute, sondern von ihrer Psyche. Sie schöpft menschliche Energie ab.“
Bei mir schrillten sämtliche Alarmglocken. „Sie lebt von menschlicher Energie? Wie Avari?“
„Nein.“ Nash runzelte angestrengt die Stirn, als hätte er Schwierigkeiten, seine Gedanken zu ordnen. „Na ja, auf eine gewisse Art schon. Aber sie ist kein Hellion. Hellions ziehen ihre Kraft aus Schmerz und Zerstörung, und sie sind stark genug, sich das sogar durch die kleinen Ritzen zwischen den Welten zu holen. Parasiten dagegen haben nicht annähernd so viel Macht. Sie müssen eine direkte Verbindung zu ihren Opfern herstellen, um sie … anzuzapfen. Maras unterscheiden sich vonanderen Parasiten durch ihre Spezialisierung auf nur eine Nahrungsquelle. Furcht.“
Ich blinzelte. Dann noch einmal, während ich versuchte, die Worte, die Nash mir da wie Puzzleteilchen zuwarf, so zusammenzusetzen, dass sie zumindest ein Minimum an Sinn ergaben. „Sie ist ein Furcht-Esser?“, fragte ich schließlich. „Das bedeutet also, solange ich keine Angst zeige, kann sie mir nichts anhaben?“
Nash trank einen großen Schluck aus der Dose
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