Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
gespitzt.“
Seine Ohren waren gespitzt? „Falls du versuchst, deine Sprache deinem wahren Alter anzupassen, war das schon gar nicht so übel.“
Er runzelte die Stirn, als hätte ich gerade chinesisch geredet und er müsste erst mal überlegen, was ich ihm damit wohl sagen wollte.
„Egal, erinnerst du dich an meinen Albtraum von letzter Nacht? Ich hatte eben wieder so einen. Aber jetzt kommt der Hammer: Es sind gar keine richtigen Albträume. Also, keine natürlichen jedenfalls.“ Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen den Spülenschrank. „Nashs Ex schickt sie mir. Mit Absicht. Sie ist eine Mara, stell dir das mal vor. Die lebende Manifestation eines bösen Traums. Wie irre ist das denn bitte?“
„Nashs ehemalige Freundin ist eine Mara?“ Alec sah mich nicht an, sondern starrte irgendwo ins Leere. Scheinbar brauchte er einen Moment, um diesen Brocken zu verdauen. Ich wusste genau, wie er sich fühlte.
„Richtig. Sie will ihn wiederhaben und ist der Meinung, ich stünde ihr dabei im Weg. Aber da hat sich der kleine Schlafparasit geschnitten, wenn er denkt, mich mit ein paar läppischen Träumen fertigmachen zu können. Ich hoffe ehrlich für Sabine, dass sie noch ein bisschen mehr draufhat als das.“
Doch sobald ich den letzten Satz ausgesprochen hatte, wünschte ich, es lieber nicht getan zu haben. Sabine herauszufordern fühlte sich irgendwie an, als würde man einem Löwen den Kopf ins Maul stecken, nur damit er zubeißt.
„Alles in Ordnung?“, fragte mein Dad, der sich gerade Kaffee in seinen Thermobecher füllte, als ich in die Küche geschlurft kam. Er trug seine typische Arbeitskleidung, Jeans, Flanellhemd und Stahlkappenschuhe, und auf seinem Kinn waren kleine Bartstoppeln zu erkennen.
„Bloß müde.“ Nach meinem Mitternachtsplausch mit Alechatte ich leider immer noch nicht einschlafen können, sondern hatte den Rest der Nacht damit verbracht, ausgestreckt auf dem Bett zu liegen und innerlich meinen Streit mit Nash durchzugehen, Wort für Wort, und jede Einzelheit bis ins Kleinste zu analysieren. „Krieg ich auch welchen?“
Dad warf einen skeptischen, zögerlichen Blick auf die Kaffeekanne in der Maschine. Dann gab er nach und goss mir einen Becher ein. „Wenn du mit sechzehn schon Kaffee zum Wachwerden brauchst, wie soll das erst werden, wenn du in meinem Alter bist.“
In Anbetracht der diversen Male, die ich seit Beginn der Junior High um ein Haar gestorben wäre, konnte ich vermutlich froh sein, überhaupt je in sein Alter zu kommen. Aber ich wusste es besser, als diesen Gedanken laut auszusprechen.
„Hey, Dad?“ Ich holte eine Packung Cornflakes aus dem Hängeschrank und stellte sie auf den Tisch.
„Hmmm?“ Er öffnete den Karton Cupcakes – das Frühstück der Champions – und machte ein verdutztes Gesicht. „Hast du die etwa alle gegessen?“
„Nein. Dad, wie wahrscheinlich ist es, dass zwei Lehrer an einem Tag sterben?“
Stirnrunzelnd sah er von dem Karton auf. „Das kommt wohl auf die Umstände an. Warum fragst du?“
„Weil gestern Mr Wesner und Mrs Bennigan gestorben sind. Beide an ihrem Schreibtisch, im Abstand von nicht mal sechs Stunden. Hast du’s nicht in den Nachrichten gesehen?“ Die Meldung war allem Anschein nach nur einen kurzen Lokalbericht wert gewesen – ein kleiner Vorort von Dallas betrauert den Verlust zweier Lehrkräfte. „Es gibt nichts, was auf ein Verbrechen schließen lässt, also sagen sie, dass es ein tragischer ungewöhnlicher Zufall war.“
„Aber du glaubst das nicht?“ Seine Augen blieben völlig still, keine durcheinanderwirbelnden Farben – es brauchte eineMenge, um meinen Vater zu schockieren –, doch am Mahlen seiner Kieferknochen war dennoch eine leichte Besorgnis zu erkennen.
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Wahrscheinlich ist es wirklich nur ein Zufall gewesen. Andererseits … in diesem Jahr ist so einiges passiert, das keiner war.“ Natürlich machte ich mir da meine Gedanken. Und ich konnte sehen, dass meinem Vater Ähnliches durch den Kopf ging.
„Na schön, lass uns erst mal die Ruhe bewahren, bis wir Näheres wissen. Ich werde mich mal umhören.“ Womit er meinte, bei Harmony Hudson und meinem Onkel Brendon. „Aber ich will, dass du dich aus der Sache raushältst. Nur zur Sicherheit. Alles klar?“
Ich nickte und schüttete Milch in meine Schüssel. Auf genau diese Reaktion von ihm hatte ich gehofft. Und jetzt, wo es mir offiziell verboten worden war, Nachforschungen bezüglich des
Weitere Kostenlose Bücher