Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
ungeduldig auf dem Teppich auf und ab lief, während am anderen Ende das Freizeichen ertönte. Mein Radiowecker zeigte 2.09 Uhr nachts.
„Kaylee?“ Nash klang schlaftrunken. „Was ist los?“
„Ist sie da?“, fragte ich bissig, stapfte zum Schrank, drehte mich um und stapfte wieder zurück zum Bett.
„Wer soll da sein?“ Als ob er das nicht wüsste!
„Sabine. Ist sie bei dir? Sag mir die Wahrheit.“
Die Federn seiner Matratze quietschten. „Du weckst mich mitten in der Nacht auf, um zu fragen, ob Sabine hier ist?“
„Tu bloß nicht so, als wäre das wer weiß wie abwegig. Schließlich hat sie sich gestern auch bis zum Morgengrauen bei dir breitgemacht.“
Nash stöhnte, und ich hörte, wie er sich auf die andere Seite rollte. „Ich hab sie schon vor Stunden nach Hause geschickt,okay? Vor Mitternacht“, fügte er hinzu. „Wieso?“
„Weil sie mir gerade wieder einen ihrer besonderen Grüße geschickt hat, Nash.“ Sie hatte mich im Schlaf überfallen und an mir gesaugt wie eine überdimensionale Zecke! Was mich irgendwie zu einer Art Hund machte, und das fühlte sich extrem gruselig an. „Ich will sie nicht in meinem Kopf haben, oder in meinen Träumen, oder meinem Zimmer.“ In meinem Leben. Oder in seinem. „Wenn du nichts dagegen unternimmst, werde ich es tun.“
Ich hatte keine Ahnung, was ich zu tun gedachte, aber mir würde schon etwas einfallen. Zum Glück schien Nash sich nicht für die Details meines – nicht vorhandenen – Plans zu interessieren.
„Das werde ich. Ich kläre das, Kaylee. Versprochen.“
„Worüber in aller Welt habt ihr eigentlich die ganze Zeit gequatscht? Offensichtlich nicht über so unwichtige Dinge wie zum Beispiel, dass sie in meinem Kopf nichts zu suchen hat.“
„Kay, es tut mir leid. Es wird nicht wieder passieren.“
„Das sollte es auch besser nicht.“ Sabine war in meine geheimsten Gedanken eingedrungen wie ein Einbrecher in eine Wohnung. „Es ist fast so schlimm, wie von dir manipuliert zu werden.“
Nashs Seufzen hörte sich ziemlich fertig an. „Ich habe nicht …“ Er brach ab und fing von vorn an. „Ich sagte doch schon, dass es mir leidtut. Unendlich leid. Ich konnte damals nicht klar denken.“ Ja, weil er bis obenhin mit Frost zugedröhnt gewesen war, als er versucht hatte, mich ins Bett zu bekommen. „Ich schwöre dir, es kommt nie mehr vor. Ehrlich. Können wir das bitte einfach vergessen und davon nicht länger unsere Zukunft kaputt machen lassen? Bitte!“
„Für dich ist das ja scheinbar kein Problem. Entschuldige vielmals, dass ich damit etwas größere Schwierigkeiten habe. Besonders, wenn deine neue Freundin mich im Schlaf besuchtund Strickliesel spielt.“
„Sie ist nicht meine neue Freundin, Kaylee.“
Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen und krallte mich mit der Hand in meiner Daunendecke fest. „Eine ‚gute‘ Freundin ist sie aber wohl genauso wenig, wenn sie so mit deiner … deinen dir nahestehenden Leuten umgeht.“
Er seufzte noch einmal. „Sie fühlt sich dir gegenüber im Nachteil und denkt, sie müsste die größten Geschütze auffahren, die sie hat, nur damit überhaupt Chancengleichheit zwischen euch herrscht.“
„Sie fühlt sich mir gegenüber im Nachteil? Komisch. Todd meinte nämlich, ihr zwei wäret praktisch an der Hüfte zusammengewachsen gewesen wie siamesische Zwillinge. Oder war’s doch im Schritt?“ Ja, dieser Kommentar war total armselig, und ich tobte wie ein aufgescheuchtes Huhn, das merkte ich selbst. Möglicherweise aber kam das nicht zuletzt daher, dass ich kaum noch schlief und der Blutegel von Exfreundin meines Exfreundes sich eben einen ordentlichen Schluck meiner mentalen Energie genehmigt hatte.
Nashs Matratzenfedern quietschten wieder, und das leise Klicken sagte mir, dass er seine Nachttischlampe anschaltete. „Bist du wirklich sauer auf mich, weil ich vor zweieinhalb Jahren mit einem anderen Mädchen geschlafen habe? Bevor wir uns überhaupt kannten?“
„Ja!“ Ruckartig war ich aufgesprungen und rieb mir die Stirn, während ich mir der Tatsache absolut bewusst war, wie nervtötend meine Hysterie sein musste. Und dass sie mir außerdem kein bisschen weiterhalf. Aber ich konnte nichts an meinen Gefühlen ändern oder sie einfach ausknipsen, und Nash hätte sich schließlich auch mehr bemühen können, mir meine Zweifel auszureden. „Und sag jetzt bloß nicht, das wäre nicht fair, denn Fairness ist schon lange nicht mehr die Basis, auf der wir uns bewegen.
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