Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
richtige Antwort nicht bis nach oben in meinen Mund vordringen zu lassen. „Es ist mitten in der Nacht, Nash. Mein Dad würde dich vierteilen. Und danach mich.“ Nur, weil er sich erkundigt hatte, wie es Nash ging, hieß das nicht, dass er uns wieder zusammen sehen wollte. Wenn er wüsste, dass ich mit dem Gedanken spielte, Nash zurückzunehmen, wäre ich wahrscheinlich schuld, falls er einen Herzinfarkt bekäme.
„Außerdem“, sagte ich, wobei ich aufstand und mein nervöses Umherwandern fortsetzte, „liegt Alec auf unserer Couch, also könnte von Privatsphäre wohl keine Rede sein.“
„Was?“ Nur dieses eine Wort, und ich hörte, wie Nashs Tonfall dunkel und böse wurde. Siedend heiß fiel mir ein, dass ich ihm nicht erzählt hatte, dass Alec vorübergehend bei uns wohnte. Wann auch, wir hatten seit dem Winterkarneval kaum miteinander gesprochen. „Er ist in eurem Haus? Während dein Dad schläft? Wenn er arbeiten ist? Und du hast mir nichts davon gesagt?“
Er konnte es zwar nicht sehen, aber ich rollte trotzdem mitden Augen. „Fang jetzt nicht so an. Erst vor ein paar Stunden war Sabine bei dir und hat garantiert mit allen Mitteln versucht, dir an die Wäsche zu gehen, wo ja deine Mom praktischerweise nicht da ist. Und ich zähle lieber nicht die Dinge auf, die du mir in letzter Zeit verschwiegen hast.“
Wieder Stille.
„Schon gut“, lenkte er ein. „Aber ich werde mit Sabine fertig. Ich kenne sie. Du weißt rein gar nichts über Alec, bis auf die Tatsache, dass er ein Vierteljahrhundert lang für einen Hellion gearbeitet hat. Nicht direkt die besten Referenzen des Universums. Hat er irgendwas versucht?“
„Ehrlich, Nash, du spinnst doch. Er ist fünfundvierzig Jahre alt.“
„Was für einen, der immer noch wie neunzehn aussieht, kein Hindernis sein muss.“
Ich legte mich mit dem Rücken aufs Bett und lehnte den Kopf gegen die Lehne. „Kannst du dich bitte wieder einkriegen? Für ihn bin ich ein Kind.“
„Na und? Dich angaffen kann er trotzdem.“
„Du kennst ihn nicht mal.“
Nash lachte spöttisch, als hätte ich ihm weismachen wollen, durch mein Fenster wären gerade regenbogenfarbene Einhörner reingeflogen gekommen. „Brauche ich auch nicht. Er ist da, du bist da, und ihm ist seit sechsundzwanzig Jahren kein Mädchen ohne Tentakel oder Krallen begegnet.“
„Wow. Da kommt man sich echt wie eine ganz tolle Partie vor.“
„Ich kann sagen, was ich will, du hörst sowieso nicht auf mich, richtig?“
„Richtig. Ich geh jetzt wieder schlafen.“
„Schließ die Tür ab.“
Ich musste lachen. „Gute Nacht, Nash. Wir sehen uns morgen.“ Ich unterbrach das Gespräch, ehe er noch etwas sagen konnte, und knipste die Lampe wieder aus.
Leider gestaltete sich das mit dem Schlafen schwieriger als gedacht, denn die Befürchtung, Sabine könnte mich ein zweites Mal aus meinem eigenen Unterbewusstsein heraus anspringen, ließ mir keine Ruhe. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich Nash vor mir, in der Ecke zusammengekauert, und hörte ihn sagen, es würde sich nicht lohnen, für mich gegen die Sucht zu kämpfen, weil ich es nicht wert sei. Also stand ich wieder auf und trottete in die Küche, wo ich zu meiner nicht wirklich großen Überraschung Alec vorfand, der sich gerade über einen schon halb leeren Karton Cupcakes hermachte.
„Du auch?“, fragte ich, als ich hinter seinem Rücken an ihm vorbeiging, um ein Glas aus dem Schrank zu holen.
„Kaylee?“, hustete Alec, der sich vor Schreck verschluckt hatte.
„Ja. Ich wohne hier, schon vergessen?“ Ich ließ das Wasser aus dem Hahn laufen, bis es kalt wurde, und hielt dann mein Glas darunter.
„Nein. Das weiß ich. Ich hatte nur nicht erwartet, dass du noch … wach bist. Um diese Uhrzeit.“
Ich sah ihn über den Rand meines Glases hinweg an und zog eine Augenbraue hoch. „Geht’s dir gut? Du klingst … müde.“ Hundemüde sogar, als würde er beim Sprechen zwischendurch einnicken. „Und, damit es später nicht heißt, ich hätte dich nicht gewarnt: Dad wird dich umbringen, wenn er rauskriegt, dass du ihm alle Cupcakes weggefuttert hast.“
Ein gereizter Ausdruck huschte über Alecs markante dunkle Züge und war sofort wieder verschwunden, ehe ich ihn richtig registriert hatte.
„Willst du was Interessantes hören?“, fragte ich. „Und mit ‚interessant‘ meine ich megakrass …“
Jetzt war er es, der mich mit hochgezogenen Brauen ansah, während er den Karton vor sich zuklappte. „Meine Ohren sind
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