Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
der Sabine Campbells, die ich fand, war auch nur annähernd im richtigen Alter. Und auf den etlichen Seitenaller sozialen Netzwerke, die mir einfielen, hatte ich ebenso wenig Glück. Kein Profil, keine Pinnwand, kein gar nichts. Zumindest nicht unter ihrem richtigen Namen. Die im Netz vertretenen Schulen … Fehlanzeige, null Treffer. Was bedeutete, Sabine war weder in einer Sportgruppe aktiv noch in einem Club und hatte nichts Besonderes geleistet, das eine Erwähnung auf der Ehrentafel ihrer letzten Bildungsanstalt wert gewesen wäre.
Was für eine Überraschung aber auch.
Die Akten jugendlicher Straftäter schienen nicht online einsehbar zu sein, denn ich fand nicht mal eine klitzekleine Information zu ihrer illustren kriminellen Vergangenheit.
Dann, endlich, um halb drei Uhr morgens, hatte ich einen Anfall purer Genialität. Ich tippte den Namen von Nashs alter Schule ein, die, auf der er und Sabine sich kennengelernt hatten.
Zuerst sah es so aus, als wäre auch das nicht wirklich hilfreich, doch als ich auf der Seite eine Suche nach „Gewahrsam“ startete, zog ich damit das große Los.
Zwei Jahre nachdem Nash in die Zehnte der Eastlake High gekommen war, hatte man an seiner früheren Schule eine 15-jährige Zehntklässlerin festgenommen, weil sie einen Lehrer angegriffen hatte. Und zwei Monate später wurde eine 15-jährige Zehntklässlerin des Schulgeländes verwiesen, als sie mit einer Flasche Alkohol erwischt worden war. Die Berichte – beide in derselben Zeitung erschienen – ließen sich nicht darüber aus, ob es sich bei den Mädchen um ein und dieselbe Person handelte, aber für mich bestand daran kein Zweifel. Wie auch immer, nach diesen Vorfällen waren für alle weiteren nur noch Jungs verantwortlich gewesen.
Die logische Schlussfolgerung daraus lautete? Sabine war entweder von der Schule geflogen oder mal wieder in eine neue Pflegefamilie an einem anderen Ort gekommen. Wahrscheinlich beides.
Nur, wo hatte sie in der Zeit zwischen Nashs alter Schule und Eastlake ihr Unwesen getrieben? Ich wusste, der Name war mir schon untergekommen, und zwar erst kürzlich – Sabine hatte ihn bei ihrer ersten Unterhaltung mit Emma im Englischkurs erwähnt.
Valley irgendwas. Oder Irgendwas Valley. Valleyview? Nein. Oak Valley? Nein, aber es wurde schon wärmer …
Und dann fiel es mir plötzlich wieder ein: Valley Cove. Sabine war von der Valley Cove Highschool auf die Eastlake gewechselt.
Nach ein paar Minuten weiterer Recherche stieß ich auf einen winzigen Artikel in der ebenso winzigen Valley-Cove-Lokalzeitung – dennoch mit Internetauftritt – über eine Schülerin, die wegen Beschädigung von Schuleigentum suspendiert worden war. Sie hatte mitten in der Nacht „anstößige Bilder und ordinäre Schimpfwörter“ an die Wand des Hauptgebäudes gesprüht.
Jupp, hörte sich ganz nach Sabine an.
Als ich schließlich mitten in der Nacht, nämlich um drei Uhr, ins Badezimmer schlurfte und mir noch schnell die Zähne putzte, war ich endgültig davon überzeugt, dass es sich bei Sabine um eine reuelose Gewohnheitsverbrecherin handelte. Aber ich hatte nicht einen einzigen Hinweis darauf gefunden, ob zu ihren zahlreichen Vergehen auch Mord gehörte.
Ich schrecke im Bett hoch, und Unbehagen krabbelt mir unter der Haut die Arme hinauf wie eine Armee kleiner Spinnen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, und mein Zimmer nimmt um mich herum langsam Form an. Es ist dunkel, bis auf das spärliche Licht der Notlampe draußen, das durch mein Fenster hereinscheint. Etwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was es ist. Noch nicht. Meine Kopfhaut prickelt – meine Haare fühlen sich an, als würden sie senkrecht in die Höhe ste hen, wie elektrisch aufgeladen.
Als Erstes nehme ich den Geruch wahr, lange bevor ich es höre, und die Spinnen fangen an, hektisch mit ihren Tausenden von Beinen zu strampeln. Ich kenne diesen Geruch. Einmal hatte sich ein Eichhörnchen in der Tonne verfangen, in der wir unsere zusammengeharkten Blätter entsorgen, und als mein Vater es letztlich fand, hatte sich der Gestank schon in der ganzen Tonne ausgebreitet. Nach Verwesung. Warmem, feuchtem Tod.
Mein Herz klopft mir bis zum Hals, und ich halte den Atem an. Ich will diese verfaulte Luft nicht einatmen. Und schon gar nicht schmecken. Also presse ich die Lippen fest zusammen.
Dann kommt das Geräusch – stolpernde Füße, ihr unsicherer Gang in regelmäßigen Abständen von einem schrecklichen, glitschenden Ton begleitet. Die
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