Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
halben Ewigkeit nichts auf mein Bett gekrochen gekommen war und ich keinen Würgereiz durch irgendeinen ekelhaften Gestank bekommen hatte, schlug ich letzten Endes die Decke zurück und setzte mich auf.
Mein Zimmer sah genauso aus, wie es sein sollte, alles völlig normal. Die Tür war noch zu, aber entgegen der neurotischen Warnungen von Nash und Todd nicht abgeschlossen. Mein Bettzeug war sauber, ebenso wie mein Bein. Es gab keine Spur von schleimigen Flecken.
Meine Mutter hatte nie in diesem Raum gestanden. Und in den vergangenen dreizehn Jahren auch nirgendwo sonst. Selbst wenn sie eine Möglichkeit gefunden hätte, mir zu erscheinen, sodass ich mit ihr sprechen konnte, sagte mir mein Herz, würde sie für dieses Privileg nicht mein Leben fordern.
Meine Mutter wollte mich nicht tot sehen, sie liebte mich. Aber tief im Inneren fragte ich mich tatsächlich manchmal, ob ich ihr Geschenk gebührend nutzte, so, wie sie es sich gewünscht hätte. Und offensichtlich wusste Sabine das.
Mit der Erkenntnis stieg brodelnde Wut in mir auf, die mir ganz hervorragend dabei half, meine eiskalte Angst zum Schmelzen zu bringen, bis nur noch eine kümmerliche Pfütze davon übrig geblieben war. Für den Rest der Nacht aber konnteich mir das mit dem Schlafen abschminken, so viel war sicher. Sabine hatte ganze Arbeit geleistet.
„Schon wieder ein Albtraum?“, fragte Alec, als ich auf Zehenspitzen an der Couch in die Küche vorbeischlich. „Das ist der zweite diese Woche.“
Der dritte, aber wer wollte schon pingelig sein.
„Schläfst du irgendwann auch mal?“, entgegnete ich, ohne stehen zu bleiben.
Er schlug seine Decke zurück, rutschte ein Stück hoch und schob sich das Kissen hinter den Rücken. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“
„Ich habe geschlafen“, sagte ich schnippisch und steuerte geradewegs auf die Thermoskanne mit Kaffee zu. „Und jetzt bin ich damit fertig und kann voller Elan in den neuen Tag starten. Der frühe Vogel fängt den Wurm.“
Ich hörte hinter mir die Federn unserer durchgesessenen Couch quietschen. „Es ist halb vier Uhr morgens.“
Ja, das ließ mich mein Körper auch eindeutig spüren, mit jedem meiner schmerzenden Knochen. „Darum das Wort früh .“
„Von wegen Elan. Du kannst kaum mehr als zwei Stunden Schlaf bekommen haben.“
Der Küchenboden war unangenehm kalt unter meinen nackten Füßen, und ich wünschte, ich hätte wenigstens daran gedacht, schnell in meine Latschen zu schlüpfen, ehe ich missmutig mein Zimmer verlassen hatte. „Ach, echt? Was bist du, ein Mathegenie?“ Oder mein Dad?
„Wow, nicht übel. Du würdest heute Morgen glatt als Sophie durchgehen.“ Alec hatte meine Cousine nur einmal kurz getroffen, und das reichte ihm scheinbar voll und ganz. „Was ist los?“
Nachdem ich den Deckel der Thermoskanne aufgeschraubt und die lauwarme Brühe darin einen Moment lang angestarrthatte, beschloss ich, dass es viel zu strapaziös wäre, frischen Kaffee zu kochen, und entschied mich stattdessen für eine Dose Cola aus dem Kühlschrank. Ich öffnete sie und ließ mich dabei in den Sessel meines Dads fallen, gegenüber der Couch, wo Alec in der Jogginghose saß, in der er geschlafen hatte – oder auch nicht – und mir zusah.
Ich nahm einen großen Schluck Cola und begegnete dann seinem übermüdeten Blick aus verquollenen Augen. „Sabine spielt wieder ihr Spielchen mit mir. Oder sie hat gar nicht damit aufgehört. Was weiß ich.“
„Nashs Ex?“ Alec rieb sich mit der flachen Hand den Kopf. „Was tut sie denn?“
„Das Übliche. Sich in meinem Unterbewusstsein breitmachen und mir Albträume schicken. Das muss verdammt noch mal endlich aufhören.“
„Warum regst du dich so auf?“ Er zuckte mit den Schultern. „Es sind bloß Träume, oder? Also vergiss es und geh wieder schlafen.“
Ich traute meinen Ohren nicht. Sollte ich diesen Kommentar jetzt ernst nehmen, oder versuchte er bloß, witzig zu sein? „Es sind nicht einfach bloß Träume, Alec, sondern Kopien meiner schlimmsten Ängste, aus denen meine Lebenskraft raussickert, die sie sich dann genüsslich reinzieht. Sabine ist eine Mara, schon vergessen?“
Alecs Augen wurden größer, und er richtete sich kerzengerade auf. „Sabine ist die Mara? Wieso hast du mir das nicht erzählt?“
„Habe ich doch!“
Er schüttelte energisch den Kopf. „Die eine Nacht hast du gesagt, du hättest geträumt, wie sie mit Nash rummacht, und heute, dass du eine Mara kennst. Aber nicht, dass diese Mara
Weitere Kostenlose Bücher