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Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)

Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)

Titel: Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Vincent
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treffen mich wie brutale Tritte in die Magengegend. Verleugnung ist der einzige Grund, dass ich noch bei Bewusstsein bin. Ich hasse, was aus ihr geworden ist. Weil ich weiß, es hätte mich erwischen sollen. Aber ich liebe sie auch. Weil sie meine Mutter ist. Sie hat mir das Leben geschenkt. Zweimal.
    „Mom?“ Es klingt jetzt verwirrt, fragend, denn meine Mutter hat niemals so mit mir gesprochen. Meine Mom war liebenswürdig und freundlich, voller Wärme. Ich erinnere mich nicht an viel, aber daran erinnere ich mich.
    „Darüber könnte ich ja noch hinwegsehen“, fährt sie fort, „wenn du wenigstens etwas Besonderes wärst.“ Sie macht einen torkelnden Schritt vorwärts, und ich zucke zusammen. Tränen steigen mir in die Augen. „Auf irgendeine Art außergewöhnlich, sodass mein Opfer trotz deiner Unfähigkeit nicht umsonst war.“ Ein zweiter Schritt. Ich blinzle, und die Tränen rollen meine Wangen hinunter. Doch sie hört nicht auf. Zerreißt meine Seele mit jedem hasserfüllten Wort weiter in kleine Stücke. „Besonders schön, intelligent oder talentiert. Aber du hast nichts davon. Du bist die Durchschnittlichkeit in Person. Du strahlst nicht, wie ich es getan habe.“
    Wieder geht sie einen Schritt nach vorn, und damit steht sie am Fußende des Bettes. Sie beugt sich zu mir hinunter, beide Hände in der Matratze abstützend. Ihre Finger platzen unter ihrem Gewicht auf wie die Haut eines Würstchens in kochendem Wasser. Flüssigkeit quillt heraus, wird von meiner Decke aufgesogen, und ich atme so heftig, dass ich beinahe ersticke.
    „Ich war das Licht im Leben deines Vaters, dessen Schein ihm den Weg gewiesen hat. Aber du bist farblos, du hast kein Feuer. Er hat dich weggegeben, weil er dich nicht mehr ertragen konnte. Weil er weiß, was ich weiß, Kaylee. Du hast es nicht verdient, dass ich mein Leben für dich gegeben habe, und ich will es zurück.“
    „Mom, nein.“ Noch immer laufen die Tränen mir lautlos über das Gesicht, und ich versuche verzweifelt, sie wegzuwischen. Sie krabbelt aufs Bett. Ihre Knie verschmieren die Flecke, die ihre Finger hinterlassen haben, und der Geruch ist jetzt so unerträglich stark. Aus der Nähe kann ich jede Einzelheit erkennen. Ihre schon lange ausgefallenen Augenbrauen und Wimpern. Die großen kahlen Stellen auf ihrer Kopfhaut, die allerdings weniger gruselig sind als die restlichen dünnen, verfilzten Strähnen, schmutzverkrustet und verklebt durch eingetrocknete Körperflüssigkeiten.
    „Ich brauche nur deinen Atem. Das ist alles, was nötig ist …“, flüstert sie. Ihr Kleid ist löchrig und hängt in Fetzen an ihr herab, dennoch erkenne ich es. Sie wurde darin begraben. Damals war es blau, derselbe Ton wie ihre Augen, aber jetzt ist es ausgeblichen und fast so zerfallen wie sie selbst.
    „Mom, das meinst du nicht wirklich.“ Ich drehe mich zur Seite weg, endlich aus meiner Erstarrung erwacht, aber tief drinnen weiß ich, es ist sinnlos zu fliehen. Wenn sie mich hier finden konnte, findet sie mich überall auf der Welt. Ich habe ihr Geschenk nicht zu schätzen gewusst, und jetzt will sie es wiederhaben.
    Und sie wird es sich holen. Das wissen wir beide.
    „Du hast mein Leben genauso verrotten lassen wie meinen Körper. Wenn du mich jemals geliebt hast, gibst du mir zurück, was ich so leichtsinnig aufgegeben habe …“
    Ich ziehe die Knie an und stoße mich mit den Füßen ab, um von ihr wegzukommen. Die Kante meines Nachttisches sticht mir in den Rücken. Meine Mutter greift nach meinem Bein. Doch ihre Finger finden keinen Halt, sie versucht, sie in mein Fleisch zu krallen, und mehr Stellen ihrer Haut platzen auf. Eine stinkende, breiige Masse ergießt sich auf meinen Unterschenkel.
    Mein Magen rebelliert. Übelkeit steigt in mir hoch. Tränen lassen meine Sicht verschwimmen. Nacktes Entsetzen hält mein Herz in seinem gnadenlosen Griff wie eine eiserne Faust.
    Endlich kommt der Schrei. Aber es ist zu spät. Viel zu spät.

14. KAPITEL
    Dieses Mal schreckte ich nicht im Bett hoch. Ich zog mir die Decke über den Kopf wie ein kleines Kind, halb in dem Glauben, ich würde noch träumen. Und dass wenn ich es riskierte, darunter hervorzulugen, sie direkt vor mir stand und auf mich wartete. Die angefaulten Überbleibsel meiner Mutter, die ihr Leben zurückverlangte, bevor ich auch noch den Rest davon in den Sand setzen konnte.
    Ich verharrte in meinem Versteck, bis mir in meiner eigenen verbrauchten Luft langsam schwindelig wurde. Und als auch nach einer

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