Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
Mara so ganz nebenbei darauf angesprochen, ob sie rumläuft und Leute umbringt. Eine Mara, die ohnehin nicht sonderlich gut auf dich zu sprechen ist?“
„Ähm, ja, könnte man so sagen.“
„Mannomann.“ Er blickte resigniert zur Zimmerdecke. „Soll ich dir zu deinem Mut gratulieren oder dich für deine Dummheit schütteln? Kein Wunder, dass sie in deinen Träumen wütet wie ein Sturm im Getreidefeld.“
Mein bereits ziemlich erboster Blick wurde noch ein wenig finsterer. „Damit hat sie schon vorher angefangen. Und außerdem sauge ich mir diese Vermutung ja nicht aus den Fingern. Sie ist die Einzige, die sowohl ein Motiv hat als auch die Möglichkeit dazu.“
Alec schwang die Beine wieder über die Sofakante, beugte sich im Sitzen zu mir vor und schüttelte bedauernd den Kopf. „Du siehst zu viel fern. Im realen Leben ist selten irgendetwas klipp und klar, weil es ja gar nicht anders sein kann. Und das gilt insbesondere, wenn du es mit nicht-menschlichen Mitbürgern zu tun hast.“
Über seine Worte verärgert, rutschte ich in meinem Sessel hin und her, keine Position war mir bequem genug. Wieso war ich die Einzige, die erkannte, wozu Sabine in Wirklichkeit fähig war? „Sie versucht nicht nur, mich wegen Nash einzuschüchtern, sondern auch, weil ihr meine Nachforschungen nicht passen, und das wird wohl seine Gründe haben.“
„Sie will deinen Exfreund, von dem du dir nicht mal sicher bist, ob du ihn überhaupt zurückhaben möchtest, und deine Nachforschungen stoppen, die momentan nichts weiter als eine hingekritzelte Liste übernatürlicher Kreaturen ergeben haben. Entschuldige, Kay, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie die Irrationale hier ist.“
Autsch. Wenn man es so betrachtete, klang das Ganze wirklich, als machte ich aus einer Mücke einen Elefanten. Und mich aus völlig übertriebener Eifersucht zum Volltrottel. Trotzdem … „Wenn du ein Cop wärst, der einen Mordfall untersucht, würdest du dich dann nicht auch besonders auf die Verdächtigen konzentrieren, die im Vorstrafenregister stehen?“
Alec horchte auf. „Wie, Sabine ist vorbestraft? Das hast du mir gar nicht erzählt.“
„Klar habe ich das!“ Ich stellte die Coladose weg und seufzte. „Ehrlich, Alec, du musst lernen, mal richtig zuzuhören. Ich weiß ja, dass es dich bestimmt den Großteil deiner mentalen Kraft kostet, dich an diese Welt zu gewöhnen, aber dein Gedächtnis ist löchrig wie ein Schweizer Käse.“ Und wir redeten hier über mehr als simple Vergesslichkeit. Das konnte ich daran sehen, wie er meinem Blick auswich und sich seine Schultern versteiften.
Ich spürte, wie ein kalter Schauer sich über meinen Rücken zog, nur in die falsche Richtung. Er begann an meinem Steißbein und arbeitete sich Zentimeter für Zentimeter nach oben vor. „Was ist los, Alec?“
Alec atmete tief und langsam durch, und erst nach mehrerenSekunden gespenstischer Stille sah er schließlich auf, seine Augen vor Angst flimmernd. „Etwas stimmt nicht. Und ich verstehe jetzt, was es ist.“ Noch ein tiefer Atemzug. „Also, es … meine Erinnerung an die letzten Tage hat nicht bloß ein paar Lücken. Es sind vielmehr große Löcher. Große, leere, schwarze Löcher.“
Oh, oh. „Wie groß?“
Er ließ sich rückwärts gegen die Sofalehne und in sein Kopfkissen sacken. „Gewaltig. Ich wache auf, wenn ich denn mal geschlafen habe, und weiß nicht, wie ich dahin gekommen bin, wo auch immer ich dann gerade bin. Oder was ich vorher gemacht habe. Es ist … extrem beunruhigend.“
Ich hätte es eher als „grotesk und beängstigend“ bezeichnet. Andererseits war ich nicht diejenige, die ein Vierteljahrhundert hinter sich hatte, in dem das pure Grauen zur Tagesordnung gehörte.
„Wann hat das …“, begann ich, hielt aber mitten im Satz inne, als mir die Tragweite dessen bewusst wurde, was er eben gesagt hatte. „Warte, du wachst auf und weißt nicht, wo du bist? Es passiert also irgendetwas mit dir, während du schläfst?“
Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit, und das, was es auslöste, kroch höher und verursachte einen abscheulichen Geschmack im Mund. Intensiv und faulig – und mir entsetzlich vertraut …
„Ja. Es ist er, Kaylee.“ Alecs düsterer Blick schien mich zu durchbohren. „Avari ergreift Besitz von mir.“
„Nein.“ Ich schüttelte vehement den Kopf, auch wenn ich wusste, dass Verleugnung nichts bringen würde. „Nein, nein, nein. Das kann er doch gar nicht.“ Ich zwang mich, meine
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