Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
angezogen war, wüsste er, dass ich wirklich nur vorhatte zu reden. Dass ich nicht versuchte, ihm zu gefallen und diese kritische erste Annäherung in eine Richtung zu lenken, die für uns beide im Moment nicht gut wäre.
Nash öffnete die Tür, mit nichts bekleidet außer einer Jeans, und plötzlich wünschte ich, ich hätte mich umgezogen. Es würde extrem schwierig werden, mich einfach nur mit ihm zu unterhalten, wenn er halb nackt war.
Ein erleichtertes Lächeln erhellte sein Gesicht, als er mich sah, und ich spürte, wie meine Mundwinkel sich ebenfalls zaghaft nach oben zogen. „Ich hatte schon Angst, du würdest nicht kommen.“ Er trat zur Seite, um mich hereinzulassen. „Es ist drei Stunden her, dass ich dich angerufen habe.“
„Ich war arbeiten. Wir müssen unsere Handys im Schrank lassen, das weißt du doch.“ Allerdings hatte ich ihn auch nicht nach meiner Schicht zurückgerufen, um Bescheid zu sagen, dass ich käme, denn mein Entschluss, tatsächlich zu ihm zu fahren, stand erst fest, als ich mich vor seiner Tür wiederfand. Mit ihm allein zu sein war eine Herausforderung. Selbst ohneseine Suggestivkraft, mit der er mein Handeln zu seinen Gunsten beeinflusste – was, wie er mir hoch und heilig versprochen hatte, nie wieder vorkommen würde –, reichte allein seine Nähe völlig aus, um meine Knie weich werden zu lassen. Wenn ich bei ihm war, wollte ich ihn berühren, und wenn ich das täte, würde ich mehr wollen. Und das führte unweigerlich zu all den unvernünftigen Dingen, die … eben unvernünftig waren. Dabei bleib mir nichts anderes als meine Vernunft, um der Versuchung zu widerstehen, die Nash verkörperte. Ihm und meinem hinterhältigen Verräter von Herz, der versuchte, mir einzuflüstern, ich solle auf die Vernunft pfeifen.
Nash machte die Tür hinter mir zu und lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Ich zog meine Jacke aus und warf sie über die Lehne eines Stuhls. „Hast du schon gegessen?“, fragte Nash.
„Nur ein bisschen Popcorn in meiner Pause.“
„Ich rufe den Pizzaservice an.“
Während er das tat, setzte ich mich auf die Couch und versuchte, es mir bequem zu machen. Wir hatten uns noch nie länger im Wohnzimmer aufgehalten, sondern waren immer in seins gegangen, aber ich wollte klarstellen, dass wir dort im Augenblick nichts zu suchen hatten. Nicht heute Abend. Nicht, solange wir noch in der Annäherungsphase waren.
Nash hängte den Hörer ein und setzte sich zu mir, und ich drehte mich zur Seite, um ihn anzusehen, den Rücken an die Armlehne der Couch gedrückt. Hinter mir stand ein Beistelltisch mit einer Lampe darauf, und im sanften Licht konnte ich das Grün und Braun in Nashs Augen sehen, kreuz und quer durcheinanderwirbelnd – ein sicheres Zeichen für Nervosität.
Ich war erleichtert festzustellen, dass es offenbar nicht nur mir so ging. Er wusste, dass er gerade eine zweite Chance bekam, und wollte sie sich scheinbar um keinen Preis vermasseln.
„Hey, es interessiert dich bestimmt, dass du recht hattest,was Sabine betrifft.“
Er schüttelte langsam den Kopf. „Ich will jetzt nicht über sie reden.“
„Ich wollte dir auch nur sagen, sie hat nichts mit den Morden zu tun.“
„Das wusste ich schon. Und trotzdem will ich nicht über sie reden.“
Ich lächelte. „Sieht so aus, als hätten wir noch immer viel gemeinsam.“
„Ich hoffe es.“ Er griff nach meiner Hand, verschlang seine Finger in meine, und mein Puls beschleunigte sich, so wie beim allerersten Mal, als wir uns berührt hatten. Wie konnte es sich immer noch so anfühlen?
Ich zögerte, versucht, das mit dem Reden zu vergessen und mich voll und ganz auf unsere mögliche Wiedervereinigung zu konzentrieren. Aber Nash verdiente es, die Wahrheit zu erfahren, und ehrlich gesagt wurde mir der Druck, die Einzige zu sein, die Alecs Geheimnis kannte, langsam zu viel.
„Warte, da ist noch was“, beharrte ich.
„Was denn …?“ Seine Augen funkelten, und er beugte sich wie in Zeitlupe zu mir vor. Mein Herz klopfte wie wild, aber ich durfte jetzt nicht schwach werden.
„Es geht um Alec“, sagte ich, und Nash erstarrte in der Bewegung.
„Wie, Alec?“ Er löste seine Finger von meinen und machte plötzlich ein sehr finsteres Gesicht. „Du und Alec? Ich glaub das einfach …“
„Nein!“, rief ich. Dann verschränkte ich beleidigt die Arme vor der Brust. „Wie kommen bloß immer alle auf diese Idee? Er ist dreimal so alt wie ich, egal wie jung
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