Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
an.
„Kaylee?“ Er schluckte. „Es ist wieder passiert, nicht?“
Ich nickte. „Aber zuerst: Welche Farbe hatte mein erstes Fahrrad?“
Alec blinzelte. „Weiß, mit roten Bändern am Lenker.“
Mein ganzer Körper entspannte sich mit der daraufhin einsetzenden Erleichterung. „Gott sei Dank. Ja, es ist wieder passiert. Komm, gehen wir.“ Ich stand auf und zog ihn an einer Hand die Stufen zu den Türen hinunter. In dem breiten Flur zwischen den Kinos schob ich ihn in eine Ecke der unbesetzten zweiten Snackbar.
„Ich bin schon viel zu spät dran, also hier die Kurzfassung: Du musst in deiner Pause eingeschlafen sein, und Avari hat die Gelegenheit genutzt. Im Kino hat er sich dann über diesen schnarchenden Typen hergemacht und war gerade dabei, seine Akkus aufzuladen, als ich dich gefunden habe. Ähm … ihn. Ich habe ihm gedroht, ihn festnehmen zu lassen, wenn er sich nicht augenblicklich verabschiedet.“
„Und das hat funktioniert?“
Ich zuckte die Achseln. „Kann sein, dass ich ein bisschen übertrieben habe, wie man ihn im Gefängnis behalten würde und wie mutterseelenallein er da wäre, ohne etwas Essbares weit und breit.“
Alec runzelte die Stirn. „Und wofür hätte er sitzen sollen?“ Betreten sah ich auf den schmutzigen Teppich unter meinen Füßen. „Unangemessener, nicht erwünschter Annäherungsversuch an eine Minderjährige.“
„Sexuelle Belästigung?“, keuchte Alec. „Du wolltest behaupten, ich hätte eine Sechzehnjährige im Kino begrapscht? Bist du verrückt geworden?“
Sein Gebrauch dieses Ausdrucks ließ mich innerlich zusammenzucken. Aber laut ausgesprochen hörte sich mein Plan wirklich übel an, das musste ich zugeben. „Es war nur ein Bluff“, verteidigte ich mich und blickte in seine entsetzten Augen. „Und außerdem hätte ich es später sowieso zurückgenommen.“
„Kaylee …“
„Was hätte ich denn bitte sonst tun sollen? Dir vor allen Leuten eine scheuern, um dich zu wecken?“
„Okay, du hast recht.“ Aber er sah nicht aus, als ob es für ihn okay war. „Versprich mir einfach bloß, dass du dir nächstes Mal was Besseres einfallen lässt. Vorzugsweise irgendwas, wofür ich nicht hinter Gittern lande.“
„Mach ich. Und du musst mir versprechen, nicht wieder einzuschlafen, wenn du allein bist.“
„Das ist leichter gesagt als getan, weißt du.“
„Ja, ich erinnere mich. Ich habe tagelang versucht, mich mit allen möglichen Mitteln wach zu halten, damit du mich nicht wieder in meinen Träumen in die Unterwelt zerren kannst.“
„Ich habe dir schon gesagt, dass mir das leidtut“, grummelte Alec.
„Und mir tut diese blöde Idee leid. Aber ich muss jetzt wirklich los, meine ganze Pause ist dafür draufgegangen, im Kino zu hocken und mit einem Hellion zu reden.“
„Ich mache es wieder gut, ehrlich.“
„Okay.“ Ich machte mich auf den Weg zur geöffneten Snackbar, wo ich meine Schicht tragischerweise ohne Emma verbringen musste – sie hing in einem der Kartenschalter fest –, doch dann blieb ich abrupt stehen, als mir etwas einfiel.
„Alec?“
„Ja?“ Er drehte sich um, auf halbem Weg zum Pausenraum, und folgte mir, als ich zu einer schummrigen Nische deutete, hinter der sich ein Vorratsraum befand.
„Avari hat gesagt, du steckst mit ihm unter einer Decke. Dass ihr beide Partner seid und du für deine Dienste einen Teil der Energie seiner Opfer abbekommst.“
Alec sah mich stirnrunzelnd an. „Kay, wenn das stimmen würde, wäre ich dann so erschöpft?“
Nun, Erschöpfung konnte man auch vortäuschen … „Außerdem hat er gesagt, Hellions könnten nicht lügen. Das istdoch völliger Quatsch, oder?“, fragte ich, in meinem Gedächtnis verzweifelt nach einer Situation suchend, in der Avari mich belogen hatte. Aber mir wollte keine einfallen.
Alecs Stirnrunzeln wurde stärker. „Leider nicht. Es ist wahr. Zumindest teilweise.“
„Teilweise?“
„Na ja, hat er wirklich gesagt, ich hänge in der Sache mit drin? Hellions können nicht direkt lügen, aber sie sind äußerst geschickt, wenn es darum geht, jemandem durch Anspielungen etwas Bestimmtes einzureden. Hat er also vielleicht nur die richtigen Fragen gestellt und dich einfach deine Schlüsse daraus ziehen lassen?“
Ich dachte angestrengt nach, aber ich konnte mich nicht mehr genau erinnern. Die komplette Begegnung war irgendwie verschwommen, bis auf das Gefühl von seiner Hand auf meinem Unterarm, die widerliche Wärme seines Atems an meinem Ohr und das
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