Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
hat den Großteil deiner Kindheit verpasst, und jetzt bist du kein kleines Mädchen mehr. Ich bin der Beweis dafür. Er weiß, was ich weiß und was du dir eines Tages auch wieder erlauben wirst zuzugeben – dass du mich liebst. Natürlich macht ihn das fertig, er ist dein Dad.“
Ich konnte kaum um den dicken Kloß in meinem Hals herumatmen, der aus all den Worten bestand, die ich so gern gesagt hätte, den ich aber unterdrückte, weil es zum jetzigen Zeitpunkt ein großer Fehler gewesen wäre.
„Kaylee?“ Nash ließ den Blick zwischen meinen Augen hin- und herwandern, als würde er etwas Bestimmtes darin suchen. Ein Zeichen vielleicht. „Du kannst mir nicht weismachen, du hättest keine Gefühle mehr für mich. Ich weiß, dass das nicht wahr ist, ich kann es dir ansehen.“
„Ganz schön unfair“, murmelte ich, und er lachte leise.
„An dieser ganzen Misere ist gar nichts fair.“ Er hielt inne und schluckte hart, als wäre seine Kehle auf einmal staubtrocken. „Ich verdiene keine zweite Chance, das weiß ich. Aber ich bitte dich trotzdem darum. Ich will dir beweisen dürfen, wie ernst es mir mit dir ist. Nur noch eine einzige Chance. Bitte.“
Ich betrachtete ihn nachdenklich, und in seinen Augen stand nichts als Ehrlichkeit und herzerweichende Sehnsucht geschrieben. Er meinte, was er sagte.
Doch anstatt zu antworten – anstatt zu denken –, beugte ich mich nach vorn und küsste ihn. Nur einmal im Leben sollte mein Bauchgefühl mich leiten, während sich mein Verstand starr vor Angst am Haltebügel festkrallte und die halsbrecherische Fahrt mitmachen musste, ob er wollte oder nicht.
Nash erwiderte den Kuss, und es fühlte sich an, als hätten wir uns nie getrennt. Und zum ersten Mal erschien es mir nicht mehr völlig unmöglich, dass wir dort weitermachen könnten, wo wir aufgehört hatten, und einfach vergaßen, wie wir auf dem Weg zur Glückseligkeit in einer riesigen Schlammpfütze stecken geblieben waren. Dass wir uns daraus befreien und diesen Vorfall zu den Akten legen könnten.
Doch das wäre nicht richtig. Oder? Und selbst wenn, war es überhaupt machbar? All diese furchtbaren Dinge aus meinem Gedächtnis zu streichen?
Egal. Die Barriere, die mein Gehirn vor meinem inneren Auge aufbaute, kümmerte mich in diesem Moment nicht, denn mein Körper und mein Herz waren entschlossen, sie zu durchbrechen. Also schob ich diese nagenden Zweifel rigoros zur Seite und konzentrierte mich auf Nash. Darauf, wie er schmeckte und wie er sich anfühlte. Die Wärme seiner Hand, mit der er meine umfasste, und wie er mit der anderen meinen Arm entlangfuhr, über meine Schulter streichelte und dann sanft meinen Hinterkopf stützte.
Ich öffnete die Lippen noch ein wenig mehr und hieß ihn willkommen, nach dieser endlosen Zeit der Trennung, und mein Körper genoss die Hitze, die Nash in ihm auslöste. Genau wie früher. Aber er war vorsichtig und versuchte seine eigene Ungeduld zu kontrollieren. Meine Grenzen waren ihm absolut bewusst, und er schien kaum zu wagen, sie auch nurim Entferntesten zu überschreiten, nach dem schlimmen Ende, den das beim letzten Mal genommen hatte.
Seine Behutsamkeit war Segen und Fluch zugleich für mich. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich versuchen, eine juckende Stelle zu kratzen, ohne die dicken Handschuhe ausziehen zu dürfen, in denen meine Finger steckten. Seine zarten Liebkosungen machten mich nur umso hungriger nach mehr. Und vielleicht ergriff er genau deswegen nicht die Initiative. Vielleicht überließ er mir die Entscheidung, wie weit wir gingen und wann. Was toll gewesen wäre, hätte sich nicht über einundzwanzig lange Tage dieses quälende Verlangen in mir aufgestaut, das nur darauf wartete, endlich befriedigt zu werden.
„Nash …“, stöhnte ich, nachdem er seinen Mund irgendwann von meinem gelöst hatte und begann, mit der Zunge langsam über meinen Nacken zu streichen.
„Zu schnell?“ Er wollte mich loslassen, doch ich ließ es nicht zu.
„Nein. Ich will nur mal wieder deinen Namen aussprechen, wenn ich nicht gerade stinkwütend auf dich bin.“
Er lächelte und drückte seine Stirn an meine. „So höre ich ihn am liebsten. Aber es geht wirklich zu schnell. Wir müssen einen Gang runterschalten, sonst läuft es aus dem Ruder – ganz ohne Frost. Oder Suggestion“, fügte er hinzu, als ich ihn schief ansah.
„Aber es ist nicht zu …“
„Kaylee, ich muss langsamer machen.“
„Oh.“ Ich bemühte mich, mir meine Enttäuschung nicht
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