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Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg

Titel: Schuhwechsel: Als Hausfrau auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Villas
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fürchten.
    „Oh ja… das hört sich gut an“, sage ich und meine das natürlich ironisch, „ich geh mal lieber noch ein Stückchen weiter. Vielleicht finde ich
ja noch etwas, wo ich keine Angst haben muss, von herabstürzenden
Gesteinsbrocken erschlagen zu werden.“
    Nach nur 500 m sitzen an einer Hofeinfahrt zwei Damen in
der Sonne und unterhalten sich auf Deutsch. Ich frage sie sofort, ob dies eine
Herberge sei. Es steht nämlich nichts dran.
    „Ja“ antworten mir die beiden, „und es ist sogar eine
wunderbare Herberge. Sie wurde erst vor 4 Wochen eröffnet. Alles ist sauber und
so gemütlich. Es gibt hier nur acht Betten und man speist mit der Familie an
einem Tisch.“
    „Gibt es noch ein freies Bett?“, frage ich sofort. Der
Schmerz in meinem linken Knie hat zugenommen.
    „Ja, komm nur herein. Daniel wird dir alles zeigen“.
    Daniel zeigt mir alles und ich bin begeistert. Er und seine
Frau haben sich hier auf dem Jakobsweg kennen gelernt. Nun sind sie verheiratet
und haben gerade diese kleine, feine Herberge eröffnet. Sie sind sehr gläubig,
für meinen Geschmack zu gläubig, denn sie verlangen kein Geld für ihren
Service, sondern „nur“ eine Spende, die man am anderen Morgen unter das
Kopfkissen legen soll.
    Wie die Zahnfee, die dem Kind ein kleines Geschenk unter das
Kopfkissen legt, wenn es seinen ersten Zahn verloren hat, erklärt uns Daniel.
    Während ich mein Zeug aus dem Rucksack packe, um meine
elektronischen Geräte zu laden, stelle ich endlich fest, dass ich die
Ladegeräte für diese im Kloster vergessen habe.
    Typisch. Das kommt davon, weil ich nie zurückblicke! Aber
bei dem Chaos, das ausbricht, wenn über 80 Pilger gleichzeitig im Halbdunkel
packen, ist das eigentlich kein Wunder.
    Ich sortiere meine Wäsche aus und mache mich auf den Weg zur
Waschküche. Die private Waschmaschine darf ich leider nicht benutzen, aber sie
haben einen Waschtisch um mit der Hand zu schrubben. Nachdem ich meine Haare
gut und gründlich gewaschen habe, ist die Wäsche dran. Ebenfalls gut und
gründlich. In der Sonne trocknet alles sehr schnell. Bis auf die Fliesjacke,
die wird am andern Tag noch feucht sein.
    Wozu war dieses Hightechmaterial noch mal gut?
    In diesem Gästehaus sind außer mir noch die zwei Damen und
Wolfgang. Er kommt eindeutig aus dem tiefsten Sachsen, redet laut, weiß einfach
alles und vor allem besser.
    Seine Frau heißt Petra und ist so eine ganz Liebe. Sie
spricht so gewählt und sanft und zart und ist mir sofort sympathisch. Weniger
sympathisch ist mir Elsa, die andere Dame, die aus Norwegen kommt. Sie hat so
etwas Lauerndes und Gieriges in den Augen. Ihr traue ich nicht. Während ich
meine Wäsche wasche und zum Trocknen aufhänge, lausche ich den Gesprächen der
drei anderen Bewohner. Wobei ich da nicht groß zu lauschen brauche, Wolfgangs
Lautstärke wird auch die Pilger in der Bruchbudenherberge, 500 m den Weg
zurück, noch gut unterhalten.
    Wie gesagt, Petra unterhält sich mit Elsa. Sie sitzen immer
noch am Eingang und lassen sich von den Strahlen der Abendsonne wärmen.
Wolfgang sitzt mindestens 20 Meter weiter weg an einem Tisch und studiert
seinen Pilgerführer.
    Er ruft Petra zu sich. Laut, deutlich und in breitestem
sächsisch: „Petra, komm doch mal her und lass uns den Weg für morgen
festlegen.“
    Petra antwortet in einem sehr höflichen Ton: „Später,
Wolfgang. Ich unterhalte mich gerade mit Elsa.“
    „Das kannst du sehr gerne auch später machen. Ich möchte
bitte jetzt mit dir den Weg anschauen. Das ist etwas das uns beide
betrifft und dazu brauche ich dich. Komm jetzt mal bitte!“
    Petra entschuldigt sich bei Elsa und geht zu Wolfgang.
Meinen Pilgerführer brauche ich nun nicht mehr zu lesen, denn ab sofort weiß
ich ganz genau, wie der Weg morgen verlaufen wird.
    Nach exakten Ausführungen des morgigen Weges (also immer den
Muscheln entlang) ist Petra wieder frei und darf mit Elsa weiter reden. Was sie
auf der Bank von vorhin auch tut. Es dauert nicht lange, dann kommt Wolfgang
wieder, plustert sich vor Petra auf und „möchte ihr bitte jetzt die Füße
massieren.“
    Gibt es etwas gruseligeres, als jemand, der im knallharten
Befehlston „bitte“ sagt?
    Sie streckt im die Füße entgegen und er beginnt sie zu
massieren.
    „Wolfgang, bitte nicht so fest hier, das tut mir nicht gut“
Sie ist so unglaublich höflich...
    Jeder normal denkende Mensch würde doch jetzt nicht so fest
massieren und fragen, ob es so besser ist. Was macht Wolfgang?
    Er sagt

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