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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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zwar, dass Mitarbeiter eines Kriseninterventionsteams bei ihnen gewesen waren, konnten sich aber weder an Namen noch Gesichter erinnern. Eine Einladung zu einem Gesprächskreis hatten sie nie erhalten und wiesen die Vorstellung empört zurück, sich mit solchen Leuten an einen Tisch zu setzen.
    Hier kam Dühnfort nicht weiter. Er ging in Ginas Büro. Sie war allein, der Stuhl von Alois leer. »Ist Voigt inzwischen aufgetaucht?«
    Sie zog die Schultern hoch. »Es gibt achtzig Voigts rund um den Tegernsee. Ich telefoniere mir grad den Mund fusslig.«
    Mit einem Mal hatte Dühnfort ein schlechtes Gefühl. Ein Gefühl wie heißes Blei, das seinen Magen füllte. Eine Gewissheit ohne jeglichen Beweis dafür: Voigt hatte den Unfall gesehen und den Fahrer erkannt. Entweder war er aus Angst vor ihm abgetaucht, oder er hatte ihn erpresst und war mit dem Geld verschwunden.
    Dühnfort lehnte sich an die Schreibtischkante. »Hol dir zwei Leute aus dem Sachbearbeiterteam. Sie sollen dir helfen. Wenn wir Voigt am Tegernsee nicht auftreiben, müssen wir seine Wohnung auf den Kopf stellen.«
    »Weshalb das?«
    Ihr konnte er es sagen. Das hatte er schon immer gekonnt. Schon vor ihrer Beziehung. »Bauchgefühl. Mit diesem Argument bekomme ich aber keinen Beschluss zur Hausdurchsuchung. Erst muss klar sein, dass Voigt vermisst wird.«
    »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er mich angelogen hat. Gesundheitlich war er nicht auf der Höhe. Außerdem ist er ein Wichtigtuer. Der hätte noch am selben Abend mit seinem Wissen geprahlt, wenn er etwas gesehen hätte.«
    »Nicht zwangsläufig.«
    »Du glaubst wirklich, Voigt ist ein Erpresser, und dass er das bitter bereut hat und seine Leiche längst entsorgt ist?«
    Er hätte das nicht so flapsig ausgedrückt. »So ungefähr.«
    »Gut. Dann borge ich mir wohl besser drei Leute. Sollen die sich ans Telefon hängen, und ich rede mit Voigts Nachbarn, ob ihnen etwas an ihm aufgefallen ist und ob sie einen Plan haben, wo er sein könnte. Kommst du mit?«
    Während Dühnfort noch überlegte, vibrierte das Handy in seiner Jackentasche. Moritz Russo war dran. »Es geht voran mit der Fieselarbeit. Wir haben neue Namen. Bist du im Haus?«
    »Ja.«
    »Bei mir oder bei dir?«
    »Ich komme zu dir.« Dühnfort legte auf.
    »Was gibt es?«, fragte Gina.
    »Russo hat weitere potenzielle Opfer ausfindig gemacht.«
    »Okay. Dann rede ich wohl besser alleine mit Voigts Nachbarn. Wir sehen uns.« Sie zwinkerte ihm zu. Er umarmte sie und ging dann zu Russo.
    Der saß mit aufgekrempelten Ärmeln an seinem Schreibtisch. »Hallo Tino. Das ist wirklich wie die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Hoffentlich lohnt sich der Aufwand. Und hoffentlich übersehen wir niemanden.«
    Das hoffte Dühnfort auch. »Wie lange werdet ihr noch brauchen?«
    Russo zog die Stirn kraus. »Wir sind jetzt bei 2007. Drei bis vier Tage wirst du dich schon noch gedulden müssen, bis wir sieben Jahre durchforstet haben.«
    Das Gefühl, nicht genügend Zeit zu haben, stellte sich wieder ein.
    Russo griff nach zwei Ausdrucken. »Hier unsere Ausbeute. Margarethe Hasler, Rentnerin, wohnhaft in der Aidenbachstraße. Sie hatte am 8. März 2007 Übernachtungsbesuch von ihrer Enkelin Anne Prokop, 22 Jahre alt, Studentin. Anne klagte über Kopfschmerzen und legte sich hin. Mitten in der Nacht wurden die Kopfschmerzen offenbar quälend. Sie ging ins Bad, suchte nach einem Schmerzmittel, verwechselte die Blisterpackungen, die lose in einer Schublade lagen, und schluckte das Herzmedikament ihrer Oma. Das wäre nicht wirklich schlimm gewesen. Doch bei Anne setzte eine allergische Reaktion ein. Die Atemwege schwollen zu. Es gelang ihr nicht, sich bemerkbar zu machen. Sie starb an einem Quincke-Ödem. Das Ermittlungsverfahren gegen Margarethe Hasler wurde im Mai 2007 eingestellt.
    Und dann haben wir noch Phillip Heitmann, Verwaltungsfachwirt. Er fuhr mit seiner Freundin Isabella Mair am 22. Dezember 2008 nach Garmisch zum Weihnachtsurlaub. Am folgenden Tag machten sie einen Spaziergang um einen zugefrorenen See. Heitmann konnte seine Freundin nicht davon abhalten, das Eis zu betreten. Als sie etwa fünfzig Meter vom Ufer entfernt einbrach, blieb ihm nichts anderes übrig, als den Notruf zu wählen und hilflos zuzusehen, wie seine Freundin unterging. An der Unfallstelle gab es keine Rettungsmittel. Weder Leiter, Seil noch einen Rettungsring. Verfahren eingestellt.« Russo legte die Ausdrucke beiseite. »Das war es.«
    Beide Namen standen nicht auf der

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