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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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gehabt«, sagte Tom, »doch das wissen wir erst seit heute. Deshalb habe ich dich auch so lange hingehalten. Ein Lendenwirbel ist nämlich angesplittert, zum Glück nach außen.«
    »Was heißt das?«
    »Hätte sich der Splitter innen gelöst, wäre er ins Rückenmark gegangen. Aber heute ist sie noch mal geröntgt worden, und jetzt steht definitiv fest, dass wieder alles in Ordnung kommt. Es wird allerdings eine Weile dauern.«
    Ich atmete erst einmal tief durch. »Was ist eine Weile?«
    Er zögerte. »Zuerst hieß es, drei Monate im Gipsbett, aber jetzt hat es schon Entwarnung gegeben. Sie kann in zwei bis drei Wochen nach Hause, darf allerdings vorläufig nicht sitzen, also nur liegen oder stehen.«
    Na bravo! Und das mitten im Referendariat. Dieser Unfall würde sie ein ganzes Jahr zurückwerfen. Egal, was bedeutet schon ein Jahr, wenn man so knapp am Rollstuhl vorbeigeschlittert ist? »In welchem Krankenhaus liegt sie denn?«
    »In Weinheim. Sie musste natürlich in das nächstgelegene gebracht werden. Das ist aber okay, sie wird dort bestens betreut. Ich bin jeden Tag zweimal da. Telefon hat sie übrigens am Bett – willst du die Nummer haben?«
    Dämliche Frage! »Irene, was zum Schreiben – schnell!«
    Sie kam mit einem Kugelschreiber angerannt. Ich kritzelte die Zahlen auf ein Papiertaschentuch, murmelte noch irgendwas in den Hörer und legte auf. »Hast du einen Kognak?«
    »Sofort! Aber jetzt sag erst mal, was los ist. Du siehst aus wie ein Gespenst!«
    »Viel weiß ich auch noch nicht, aber …« Ich sprudelte heraus, was ich eben erfahren hatte, kippte zwischendurch den Kognak und fühlte mich danach etwas besser. »Darf ich noch mal telefonieren?«
    »Werd jetzt bloß nicht komisch!«, meinte sie und verließ das Zimmer.
    Katjas Stimme klang erstaunlich munter. »Hat Tom endlich gebeichtet? Ich hatte nämlich absolute Nachrichtensperre verhängt.«
    »Daran hat er sich ja auch gehalten, aber wenn du drei Tage lang nicht zu erreichen bist, wird auch der Dümmste misstrauisch. Ich hatte schon den Verdacht, dass ihr euch in die Wolle gekriegt und getrennt habt.«
    »Im Gegenteil. Tom sitzt in jeder freien Minute an meinem Bett und hält Händchen.«
    Im Laufe des Gesprächs erfuhr ich endlich, wie es zu dem Unfall gekommen war. Die beiden hatten eine Spritztour durch den Odenwald unternommen, Tom war vorausgefahren, Katja auf einem geliehenen Motorrad hinterher, hatte die Ölspur auf der Straße zu spät bemerkt und mangels Fahrpraxis falsch reagiert. Jedenfalls war sie kopfüber aus dem Sattel geflogen. »Zum Glück war ich von oben bis unten in Leder gewickelt, gar nicht zu reden von dem Helm. Den hatte mir Tom geschenkt, so ein teures Ding hätte ich mir überhaupt nicht leisten können.«
    »Weiß Papi eigentlich Bescheid?«
    »Natürlich nicht, der hätte doch sofort höchste Alarmstufe gegeben. Außer Nicki weiß niemand etwas, und die hat ja wohl auch den Mund gehalten. In Heidelberg hat sich meine Heldentat allerdings schon herumgesprochen. Die Besucher geben sich die Klinke in die Hand, das Zimmer sieht aus wie ein Blumenladen, und mit Lektüre bin ich mindestens bis Weihnachten eingedeckt.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. »Ich nehme morgen früh die erste Maschine.«
    »Wozu denn?«, protestierte Katja sofort. »Du kannst doch absolut gar nichts tun. Bleib lieber noch übers Wochenende in Berlin und erhol dich ein bisschen, später wirst du noch genug Scherereien mit mir haben. Ich darf doch nicht sitzen. Hast du schon mal Suppe im Stehen gegessen?«
    Wenigstens hatte sie ihren Humor nicht verloren!
    Natürlich blieb ich nicht bis zum Wochenende, sondern flog am nächsten Tag zurück. Tom holte mich ab und fuhr direkt zum Krankenhaus. Umrahmt von Stofftierchen jeglicher Art grinste mich Katja an. »Du siehst ja, mir geht’s prächtig. Ich darf sogar wieder selber aufs Klo gehen. Mit Spezialsitz, den muss ich immer mitnehmen.« Sie deutete auf ein Plastikteil, einem Kindersitz nicht unähnlich, nur sehr viel höher. »Übrigens die einzigen Minuten, in denen ich sitzen kann.«
    Rolf tobte, als ich ihm die Hiobsbotschaft in homöopathischen Dosen beibrachte. »Wieso erfahre ich das nicht? Sie hätte sofort in eine Spezialklinik gehört und nicht in ein Provinzkrankenhaus! Die haben doch keine Ahnung! Wenn eine Rückenverletzung nicht richtig behandelt wird …«
    Er schaffte es tatsächlich, abends um halb elf die Privatnummer des zuständigen Arztes herauszukriegen, rief ihn an und musste

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