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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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nämlich Geld sehen! Zwei Monatsmieten Kaution.«
    »Das ist doch heutzutage völlig normal«, sagte ich sofort.
    »Ich habe aber keine fünfzehnhundert Mark übrig«, seufzte sie. »Was meinst du, ob Papi vielleicht …?«
    »Danach musst du ihn schon selber fragen.«
    Offenbar hatte sie den falschen Zeitpunkt erwischt. Papi guckte Länderspiel. Und weil die deutsche Mannschaft mit 2 : 0 im Rückstand lag, hatte er schlechte Laune. »Geld verdirbt nicht den Charakter, es bringt ihn erst zum Vorschein!«, schimpfte sie. »Er hat doch tatsächlich gesagt, ich könne mir ja noch einen Nebenjob suchen. Andere Leute hätten auch nicht um drei Uhr nachmittags Feierabend. Dass ich aber schon morgens um sechs unterwegs bin, hat er nicht erwähnt. – Na ja, damit ist ab Oktober sowieso Schluss!«
    Richtig, die erwähnte Kündigung. Allerdings hatte ich sie auf ihr gegenwärtiges Ausweichquartier bezogen. »Hast du etwa deinen Job aufgegeben?« Wenn man ihren etwas unorthodoxen beruflichen Werdegang zugrunde legte, der mit einem Handelsschulabschluss angefangen hatte und nach mehreren, zum Teil recht merkwürdigen Zwischenstationen bis zum sehr gut dotierten Außendienst gediehen war, hätte sie eigentlich gar keinen Grund zum Wechseln gehabt. Abgesehen vom frühen Aufstehen.
    »Ich fange nämlich bei Hannes an«, sagte sie und erklärte auch sofort, weshalb. »Seine Mutter will sich allmählich aufs Altenteil zurückziehen, und nun braucht Hannes dringend Ersatz. Mir macht die Arbeit in seiner Firma richtigen Spaß. Ich habe jetzt schon so oft mitgeholfen, dass ich es beurteilen kann.«
    »Nichts gegen eine berufliche Veränderung, aber als was wirst du denn eingestellt? Als Hiwi? Vom Großhandel hast du doch nun wirklich keine Ahnung.«
    »Offiziell werde ich natürlich unter dem Gummibandbegriff »Sekretärin« laufen, in Wirklichkeit bin ich Mädchen für alles. Ein bisschen Buchhaltung, ein bisschen Einkauf, mal als Packerin, mal Kassiererin, dekorieren kann ich auch schon, dann natürlich Kundenverkehr – was eben gerade anfällt. Vorgestern bin ich sogar mit dem Transporter zum Zollamt gefahren und habe lauter Affen abgeholt.«
    »Was???«
    »Nicht, was du denkst«, sagte sie lachend. »Drei Kartons voll kleiner Stoffäffchen, die kamen aus China.«
    Die Frage, ob die nachgemachten Affen für die künstlichen Palmen gebraucht wurden, verkniff ich mir denn doch. »Na schön, du holst Affen, packst sie aus, verbuchst sie und kassierst von etwaigen Käufern Geld dafür. Bekommst du denn auch ein Gehalt für diese verantwortungsvolle Tätigkeit?«
    »Selbstverständlich! Sogar mehr, als ich jetzt verdiene.«
    »Dann kannst du die Kaution auch selber bezahlen!«, sagte ihr Vater, der nur den letzten Satz noch mitgekriegt hatte. Er holte sich eine Tasse Kaffee und scheuchte Otto von seinem Stuhl. »Ich glaube, diese Mannschaft hat man aus der Lostrommel gezogen! Wir haben haushoch verloren. Und den Klinsmann haben sie gleich zu Anfang auswechseln müssen, weil er einen Tritt ans Schienbein gekriegt hat. Sonst hätte das Ergebnis vielleicht anders ausgesehen.«
    Rolf ist ein echter Fußballfan. Er kennt sogar die Nationalität eines jeden Bundesligaspielers!!! Steffi hat genauso wenig für Fußball übrig wie ich. Bevor sie sich jetzt eine genaue Analyse des soeben beendeten Spiels würde anhören müssen, verabschiedete sie sich. »Tschüss, bis demnächst. Und ärgere dich nicht mehr, Paps, du weißt doch, für Schienbeine ist nichts gefährlicher als Fußball. Außer Skat natürlich!«
    Ich brachte sie noch zum Wagen. »Nun mach dir wegen der Kaution keine Sorgen, die kriegst du von mir.«
    »Danke, damit hatte ich im Stillen auch gerechnet. Dafür bringe ich dir das nächste Mal einen wunderschönen künstlichen Rosenstrauß mit. Oder willst du lieber einen Affen? Die sehen wirklich niedlich aus.«
     
    Berlin ist bekanntlich eine Reise wert – auch ohne Mauer, und ganz besonders dann, wenn man dort geboren und aufgewachsen ist, noch viele Freunde(innen) hat und die allerbeste von ihnen einen runden Geburtstag feiert. »Du kommst doch?«, hatte Irene mehr bestimmend als fragend am Telefon gesagt.
    »Natürlich komme ich, und sei es nur, um bei dir abzukupfern. Schließlich bin ich im nächsten Jahr auch dran, und meine Familie ist etwas größer als deine.«
    Allerdings bin ich keine Geschäftsfrau, deren Kunden und Lieferanten schon morgens um acht die ersten Blumenkörbe schicken, ab elf selber auf der Matte

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