Schuld war nur die Badewanne
»bis wann brauchen Sie den Leuchter?«
»Erst in drei Wochen.«
»Ich notiere es mir gleich.« Die ganze Zeit schon hatte sie mich verstohlen gemustert, jetzt fasste sie sich doch ein Herz. »Von irgendwoher kenne ich Sie, mir ist bloß noch nicht eingefallen, wo das gewesen sein könnte.«
»Irren Sie sich auch nicht?« Ich war mir sicher, Lissy noch nie gesehen zu haben. »Vielleicht habe ich eine Doppelgängerin? Oder wohnen Sie in meiner Gegend?«
Auch das war nicht der Fall – sie kam aus Walldorf. »Es kann ja sein, dass wir mal bei Ikea zusammen an der Kasse gewartet haben.« Das ist der einzige Ort, den ich in Walldorf gelegentlich ansteuere. Lissy meinte, nein, aber sie würde es noch herausfinden.
Trudchen musste ich auch noch kennenlernen. Eigentlich heißt Hannes’ Mutter Gertrud, im Betrieb nur »Chefin«, familienintern Trudchen. Klein und zierlich, wie sie ist, bleibt es ein Rätsel, wie sie zu diesem einsachtzig langen Trumm von Sohn gekommen ist. Gen-Manipulation hatte es vor 35 Jahren doch noch gar nicht gegeben.
Trudchen gab eine weitere Runde Kaffee aus, dann drängte ich zum Aufbruch. »Vorher möchte ich aber noch bezahlen.« Ich deutete auf das Sammelsurium von Gegenständen, das sich im Kassenbereich türmte und noch Zuwachs bekommen hatte. Ein Windlicht war dazugekommen, Blumenbast und zwei Rosenkugeln, von denen sich Katja »wenigstens zwei Farbflecke im Garten« erhoffte.
Hannes winkte ab. »Ein Geschenk des Hauses. Wenn ihr aber unbedingt Geld loswerden wollt, dann dürft ihr dem Vieh da drüben was ins Maul schmeißen.«
Neben der Kasse stand ein Sparbüchsen-Bär mit einem Schild um den Hals: »Ich sammle für den Betriebsausflug nach Berlin.« Also stopfte ich ihm einen Schein in den Rachen, allein schon wegen des Reiseziels. Außerdem hätte ich für die Einkäufe in einem normalen Geschäft mindestens das Doppelte zahlen müssen.
Solange sich Katja durch den Feierabendverkehr wurstelte, schwieg ich, erst auf der Autobahn fing ich vorsichtig zu bohren an. »Ich habe den Eindruck, dass der Laden recht gut läuft, oder was meinst du?«
»Millionär wird er damit nicht, aber zu den Normalverdienern würde ich Hannes auch nicht rechnen. Warum?«
»Och, nur so.«
Zehn Kilometer weiter der nächste Anlauf. »Glaubst du nicht auch, dass sich zwischen den beiden etwas anspinnen wird?«
»Wird???«, fragte Katja ironisch zurück. »Da läuft doch längst was! Steffi kriegt ihre Kalbsaugen, sobald Hannes auf der Bildfläche erscheint. Die hatte sie damals bei Horst Hermann auch immer.«
Etwas Ähnliches hatte ich mir schon gedacht. »Wie ein Frauenheld sieht er eigentlich nicht aus.«
»Als ob das eine Rolle spielen würde! Einem Heiratsschwindler siehst du ja auch nicht an, dass er einer ist. Das sind doch meistens ganz unscheinbare Figuren.«
»Wie kommst du jetzt auf Heiratsschwindler? Ist er etwa verheiratet?« An diese Möglichkeit hatte ich überhaupt noch nicht gedacht.
Katja lachte auch nur laut los. »Hannes und heiraten? Nie! Er ist der Prototyp des ewigen Junggesellen.«
Hm. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich ihn heute nicht zum letzten Mal gesehen hatte.
Am nächsten Abend rief mich Steffi an. »Lissy weiß jetzt, woher sie dich kennt. Vom Foto! Sie hat nämlich alle deine Bücher. Siehste, das kommt davon, wenn man ein Pseudonym benutzt – deine Fans können im Zweifelsfall gar nicht wissen, dass du vor ihnen stehst.«
»Immer noch besser, als wenn ich an jeder Frittenbude Autogramme geben müsste!«
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»Nie wieder auf so ’ne Karre!«
A ch ja, was ich noch sagen wollte – ich habe gekündigt«, teilte Steffi ganz nebenbei mit, als sie uns wieder einmal die Ehre ihres Besuches gab. Hauptsächlich deshalb, um sich von Sven fachmännische Ratschläge bezüglich der Washingtonia zu holen. Die würde in beängstigender Anzahl gelbe Blätter kriegen. »Ich fürchte, die habe ich kaputtgepflegt.«
Da Svens Kenntnisse sich mehr auf heimische Gewächse beschränken, musste er zunächst einige Bücher wälzen, um dann festzustellen, dass er von exotischen Pflanzen wenig und von Fächerpalmen überhaupt keine Ahnung habe. »Am besten kaufst du eine neue«, empfahl er seiner Schwester, »aber erst drei Tage, bevor du wieder ausziehst.«
»Apropros ausziehen«, hakte Steffi sofort ein, »ich kann die Wohnung in Wiesloch kriegen. Die Oma vom Volker ist einverstanden. Ist übrigens eine reizende alte Dame, aber eine Macke hat sie doch, sie will
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