Schuld war nur die Badewanne
glaube ja gern, dass dieses technische Wunderwerk in Sekunden die kompliziertesten Rechen- und Buchungsarbeiten durchführt, aber warum verschickt es dann die Kontoauszüge mit zehn Tagen Verspätung?
»Du musst dich einfach mal mit der ganzen Materie vertraut machen«, sagte meine Tochter, drückte auf eine Taste und faltete die wenig später ausgedruckten Rechnungen zusammen. »Du siehst ja, das geht alles automatisch.«
»Automatisch bedeutet gewöhnlich, dass man das Ding nicht selbst reparieren kann.«
Da gab sie es auf.
»Hast du ein bisschen Zeit?«, fragte Hannes, nachdem er die Töpfe in mein Auto geladen und nach einem Blick auf die Uhr die Eingangstür abgeschlossen hatte. »Mittagspause! Was hältst du davon, wenn wir drei schnell einen Happen essen würden? Wir wollten sowieso mal mit dir reden.«
Das klang sehr nach einer unangenehmen Eröffnung. Ich kannte das noch von früher, speziell aus der Teenagerzeit meiner Nachkommen. Wenn es hieß »Können wir dich mal kurz sprechen?«, dann bedeutete das einen Zusammenstoß mit den städtischen Ordnungshütern, den ich ausbügeln sollte, eine demolierte Stoßstange an Rolfs Auto, die ich möglichst auf meine Kappe nehmen sollte, oder auch nur einen Vorschuss aufs Taschengeld. Misstrauen war immer angebracht gewesen.
»Hiobsbotschaften kann ich auch mit leerem Magen verkraften«, sagte ich, »und Oma würde ich eigentlich ganz gerne werden. Diese Mitteilung müsst ihr mir nicht erst zusammen mit einem Schnitzel servieren.«
Offenbar hatte ich etwas Falsches vermutet. Die beiden sahen sich an und lachten los. »Solltest du wirklich derartige Ambitionen haben, dann zähle bitte nicht auf uns«, meinte Hannes. »Ich habe zwei Nichten, das reicht.«
Ein bisschen neugierig war ich nun doch geworden. Hunger hatte ich auch. »Also gut, ich nehme die Einladung an und bin auf das Schlimmste gefasst.«
Die Fahrt zu dem »stilvollen kleinen Restaurant« dauerte genau sechs Minuten, und während dieser kurzen Zeitspanne erfuhr ich, dass die beiden sich entschlossen hatten, zusammenzubleiben und Steffis Umzug in die neue und bereits durch Kautionszahlung gesicherte Wohnung nicht stattfinden würde. »Wozu zweimal Miete hinblättern?«, sagte der in solchen Dingen sehr ökonomisch denkende Hannes. »Entweder wäre Steffi bei mir oder ich bei ihr.«
Jede normale Mutter wäre jetzt mit den üblichen Einwendungen gekommen wie: »Ist das nicht zu früh? Ihr kennt euch doch noch zu kurz, warum also schon die Eigenständigkeit aufgeben?«, und so weiter. Mir fiel nichts anderes ein als: »Und was wird aus deinen Möbeln?«
Noch immer liefen wir im Keller Slalom. Rolfs vor zwei Jahren entstandenes Werk, Wiesenblumen in Öl, endlich gerahmt, konnte seinem dekorativen Zweck auch noch nicht zugeführt werden, weil wir nicht an die Bohrmaschine herankamen, und ohne die kriegen wir keinen Haken in die Wand. Vor dem Werkzeugschrank stand das Doppelbett und davor ein bisschen Küche. Der genervte Vater hatte schon angedroht, die gesamten Möbel zu Kaminholz zu verarbeiten, konnte von diesem barbarischen Tun jedoch durch meinen Einwand abgehalten werden, dass es bis zum Umzugstermin nur noch zwei Wochen dauern würde. Bis dahin würden auch die Wiesenblumen nicht verwelken. Und nun das! Soviel mir bekannt war, hatte Hannes eine komplett eingerichtete Wohnung und brauchte keine halbe Einbauküche.
»Die Möbel kommen in den Sperrmüll«, sagte Steffi.
»Dazu sind sie viel zu schade«, protestierte ich sofort, »die kannst du noch ohne weiteres verkaufen.«
Wieder mal lag ich völlig schief. Woher hätte ich denn auch wissen sollen, dass »Sperrmüll« der Name einer Zeitung ist, die nur aus Anzeigen besteht?
Weitere Kommentare ersparte ich mir. Die beiden waren alt genug oder sollten es zumindest sein, um zu wissen, was sie tun beziehungsweise zu tun beabsichtigten. Der gleichen Ansicht war auch Rolf, als ich ihm zusammen mit einem Whisky die Neuigkeit servierte. »Es wird sowieso Zeit, dass sie unter die Haube kommt – in einem Jahr ist sie dreißig.«
»Von heiraten haben sie aber nichts erwähnt.«
»Damit braucht ihr auch gar nicht zu rechnen«, mischte sich Katja ein. »Hannes hat am Stammtisch mal gesagt, die überflüssigste aller deutschen Behörden sei das Standesamt, eine Meinung, die übrigens auch Tom vertritt.«
»Kein Wunder, wenn die Deutschen langsam aussterben«, murmelte Rolf, »offenbar will niemand mehr heiraten.«
»Was hat denn das eine mit dem
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