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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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stehen, mit Sekt und Appetithäppchen abgefüttert werden müssen, während in der Küche noch die Kuchen für den familiären Kaffeeklatsch aus dem Ofen gezogen werden. Den letzten haben wir ökologisch entsorgen müssen. Es hat sich nie ermitteln lassen, wer versehentlich das halb gefüllte Glas zusammen mit dem Bienenstich in den Backofen gestellt hatte.
    »Eins weiß ich seit heute mit Sicherheit«, sagte ich, nachdem die letzten Gäste gegangen waren und wir beide leicht angeschlagen in den Sesseln hingen, Füße auf dem Hocker und Kissen im Kreuz, »an meinem Sechzigsten bin ich garantiert nicht zu Hause. Ich haue einfach ab. Irgendwohin.«
    Irene stimmte sofort zu. »Mach das! Ich komme mit. Dann feiern wir deinen Geburtstag richtig und meinen einfach noch mal.« Wir besiegelten diesen Plan mit einem letzten Glas Sekt, dann hatten wir die nötige Bettschwere und gingen schlafen.
     
    Nun fliegt man nicht siebenhundert Kilometer weit, nur um seiner Freundin seelischen Beistand beim Übergang ins Seniorenalter zu leisten; ein bisschen Spaß muss auch sein. Zum Beispiel Kudamm-Bummel mit Kaffeepause bei Kranzler, spazieren gehen Unter den Linden – war ja früher nicht möglich –, abends unter fachkundiger Führung von Dagi und Victor einen Zug durch die Szene-Kneipen … man kriegt ohne weiteres eine Woche herum und langweilt sich keinen Augenblick.
    Den üblichen Anruf zwecks Entgegennahme häuslicher Katastrophenmeldungen musste ich zum ersten Mal bei drei verschiedenen Nummern tätigen. Die Zwillinge profitierten noch von den Schulferien, Katja mit Tom in Heidelberg, Nicki in Heilbronn. Sie rief ich zuerst an. Ja, es sei alles in Ordnung, und ob ich als Mitbringsel nicht einen Pullover finden würde, der nächste Winter käme bestimmt. Dunkelblau wäre genehm und nicht zu eng, lieber eine Nummer größer.
    Ehemann Rolf erkundigte sich als Erstes, wann ich wieder nach Hause käme. Otto sei so lange in Hungerstreik getreten, bis er frisches Hackfleisch bekommen habe, aber nun wolle er nichts anderes mehr. »Das geht ganz schön ins Geld.«
    »Selber schuld! Am gefüllten Fressnapf ist noch keiner verhungert. Sollte er das Hackfleisch über haben, kannst du es ja mal mit Kalbskotelett versuchen.«
    »Meinst du das im Ernst?«
    O Gott! »Gib ihm sein Dosenfutter! Und wenn er es stehen lässt, stirbt er auch nicht gleich, sondern nimmt vielleicht mal ein Kilo ab. Sein Halsband sitzt sowieso schon im letzten Loch. Sonst noch was?«
    Er lachte. »Vorhin im Supermarkt wollte ich mich gerade als Letzter an die Schlange stellen, da haben sie eine zweite Kasse aufgemacht, und dort war ich der Erste. Das sind so die kleinen Freuden des Alltags.«
    Diese Feststellung gab mir zu denken. Wird nicht behauptet, dass der Mensch sich mit zunehmendem Alter rapide rückwärts entwickelt? Dann müsste ich Rolf zum nächsten Geburtstag wohl Karl May schenken und ein Jahr später den Struwwelpeter. Vielleicht sollte ich doch schon zwei Tage eher als geplant zurückfliegen?
    Bei der dritten Nummer meldete sich Tom. Nein, Katja sei nicht da, vermutlich mit Freundinnen auf der Shoppingmeile. In Ordnung, schönen Gruß, und ich würde es abends noch mal versuchen.
    »Wir wollen aber nachher ins Kino.«
    »Viel Spaß, dann melde ich mich eben morgen wieder.«
    Auch am nächsten Tag war Katja nicht zu erreichen, am übernächsten kam mir die Sache spanisch vor. »Raus mit der Sprache, Tom, was ist los?«
    Er druckste eine Zeitlang herum, dann kam es kleinlaut durch den Hörer: »Sie liegt im Krankenhaus.«
    »Um Himmels willen, warum? Seit wann? Was ist denn passiert?«
    »Motorradunfall.«
    Ich hab’s ja geahnt! Gehasst habe ich diese Dinger schon immer, fahre jedes Mal ganz weit rechts, wenn ich im Rückspiegel so ein Geschoss mit aufgeblendetem Scheinwerfer heranbrettern sehe, und als Katja seinerzeit mit sechzehn den Mofa-Führerschein machen wollte, haben wir die Zustimmung verweigert. Als sie achtzehn wurde und unsere Unterschrift nicht mehr gebraucht hätte, sollte es ja gleich eine Fahrerlaubnis für Motorräder sein, doch dafür hatte ihr das Geld gefehlt. So wurde der Plan erst mal auf Eis gelegt und »Ente« gefahren. Zu Beginn der diesjährigen Sommerferien hatte sie endlich genug zusammengespart, um sich ihren Wunsch erfüllen zu können; vor meiner Abreise hatte sie mir noch stolz den zusätzlichen Eintrag im Führerschein gezeigt. Und jetzt das!
    »Hat es sie schlimm erwischt?«
    »Sie hat unverschämtes Glück

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