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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Einsatz, den hast du nämlich gespart«, erinnerte ich sie. Minuten später wurde sie kreidebleich. Schweigend hielt sie mir Karte und Zeitung entgegen. Sie hätte fünf Richtige nebst Zusatzzahl gehabt und etwas über hunderttausend Mark gewonnen. Seit diesem Tag habe ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn Steffi mal wieder finanzielle Probleme hat. Im Augenblick schien das allerdings nicht der Fall zu sein.
    »Was soll ich auf Jamaika? Und wer sind überhaupt ›alle‹?«
    »Die ganze Sippe natürlich! Oder glaubst du, ich heirate ohne Familie?«
    Beinahe hätte ich den Hörer fallen lassen.
»Du willst heiraten?«
    »Hannes aber auch.«
    Diese Mitteilung musste ich erst einmal verdauen. Natürlich freute ich mich, andererseits bedeutete dieser Schritt, dass ich eins meiner Küken endgültig hergeben musste. Schon bei Saschas Hochzeit hatte ich ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend gehabt, doch die Bindung an ihn war lockerer gewesen. Er hatte ziemlich früh das Elternhaus verlassen, war später zwei Jahre lang durch alle Weltmeere gekreuzt und hatte bei uns nur ganz kurze Gastspiele gegeben. Steffi dagegen war ja noch gar nicht richtig flügge geworden!
    »Bist du noch dran?«, klang es aus dem Hörer.
    »Ja. Ich bin nur ein bisschen überrascht. Das kommt alles so plötzlich. Warum wollt ihr denn auf Jamaika heiraten?«
    »Das erzählen wir euch heute Abend, jetzt muss ich an die Kasse. Da stehen schon wieder zwei Basteltanten mit einem ganzen Einkaufswagen voll Krimskrams. Hast du was zu essen da? Dann würden wir nämlich gleich nach Geschäftsschluss kommen.«
    Wie sollte ich nach dieser Eröffnung bloß ans Essen denken können? »Irgendwas wird sich schon finden«, sagte ich, legte den Hörer auf und begab mich auf die Suche nach dem zukünftigen Schwiegervater. Ich fand ihn im Keller, wo er an dem im November begonnenen Vogelhaus herumfeilte. »Jetzt brauche ich es auch nicht mehr.«
    »Das weiß ich selber«, knurrte der Gatte, »aber es soll wenigstens bis zum nächsten Winter fertig sein. Gib mir mal die Schraubzwinge rüber!«
    »Steffi will heiraten.«
    »Was? – Das ist keine Schraubzwinge, das ist eine Rohrzange. Ich meine doch das kleine Ding mit den zwei Backen.«
    Was interessierte mich sein Handwerkszeug? »Hast du nicht gehört? Steffi heiratet!«
    »Wird ja auch langsam Zeit. – Kannst du das hier mal festhalten?«
    Da wollte sein kleines Mädchen, sein Augapfel (zumindest so lange gewesen, bis sie zum ersten Mal Fußballstiefel angezogen hatte), die seinerzeit mit hundert verschickten Geburtsanzeigen begrüßte Tochter heiraten, und dieser Mensch klebte seelenruhig Holzbrettchen zusammen!
    Oben bellte Otto. Als sein Kläffen in freudiges Winseln überging, wusste ich, dass Katja gekommen war. Endlich jemand, mit dem ich reden konnte. »Setz dich erst mal hin!«, begrüßte ich sie. »Ich habe eine Neuigkeit für dich.«
    »Eine pro Tag reicht eigentlich«, meinte sie, »heute hatte ich schon zwei. Morgen kriege ich einen neuen Schüler und nächste Woche Unterrichtsbesuch. Noch so ’ne Offenbarung kann ich nicht mehr verkraften.«
    »Es ist eine erfreuliche Mitteilung. Steffi will heiraten.«
    »Weiter nichts?« Gleichmütig streifte sie ihre Schuhe ab. »Das hat sie mir schon vorige Woche erzählt. Ich glaub’s aber erst, wenn sie vor dem Standesbeamten steht.«
    Jetzt war ich echt konsterniert. »Warum hast du denn nichts davon gesagt?«
    »Du stellst vielleicht Fragen! Den Triumph wollte ich ihr doch nicht nehmen. Außerdem hatte sie mich gebeten, den Mund zu halten.«
    »Immer diese Geheimniskrämerei«, moserte ich. »Deck mal den Tisch, die Kartoffeln sind gleich gar. Und dann hol bitte deinen Vater aus dem Keller! Eine Schraubzwinge ist übrigens keine Zange, sondern hat zwei Backen.«
    Sie sah mich an, als hätte ich ihr soeben die Relativitätstheorie erklärt. »Geh runter, dann weißt du, was ich meine.«
    Die Zeit bis zum Abend verging quälend langsam, doch erst nach zwei Steaks nebst Bratkartoffeln und einer Waschwanne Salat war das Brautpaar zu näheren Auskünften bereit. »Den ersten Heiratsantrag habe ich schon auf den Malediven gekriegt«, erzählte Steffi, »sehr prosaisch zwischen Kleiderschrank und Klotür, nachts um halb zwölf nach diversen exotischen Cocktails. Ich habe ihn bloß nicht ernst genommen. Der zweite kam dann ganz stilvoll bei Kerzen und Champagner in unserem Stammlokal. Da ist mir gar nichts anderes übrig geblieben, als JA zu

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