Schuld war nur die Badewanne
sagen.«
»Und wo sind die Ringe?« Eine offizielle Verlobung hatte es seinerzeit bei uns auch nicht gegeben, doch auf einem Ring hatte ich bestanden; jeder sollte sehen, dass ich Rolf fest an der Angel hatte.
»Haben wir noch nicht«, sagte Hannes. »Braucht man die nicht erst zur Trauung?«
Es schien wirklich seine erste Verlobung zu sein.
»Was soll eigentlich der Quatsch mit Hochzeit unter Palmen und so?«, wollte Katja wissen. »Glaubt ihr denn, wir können uns die Flugtickets aus dem Ärmel schütteln? Ich habe jedenfalls nicht genug Geld, um mal eben in die Karibik zu jetten.«
»Zu der Einsicht sind wir inzwischen auch gekommen. Und deshalb …«
»Daran bin ich schuld«, unterbrach ihn Steffi. »Ich gebe ja zu, dass das eine Schnapsidee gewesen ist, aber ich habe mir das so richtig schön romantisch vorgestellt: Mitten im Winter zwischen blühenden Blumen barfuß im Sommerkleid am Strand zu stehen, das Meer rauscht, von irgendwoher klingt Reggaemusik … und dann getraut zu werden.«
»Das kommt mir aber mächtig bekannt vor«, sagte Katja sofort. »Wie heißt doch gleich diese idiotische Serie im Fernsehen? Hochzeitstraum oder so ähnlich, nicht wahr?«
Hannes brachte die ganze Sache auf einen einfachen Nenner. »Genaugenommen könnten wir überall heiraten, meinetwegen auch im Bayerischen Wald oder auf Helgoland, nur nicht gerade in Heidelberg. Unsere Firma besteht seit über hundert Jahren, sämtliche Lieferanten bekämen Wind von der Sache, von der Kundschaft gar nicht zu reden, dafür sorgt schon meine Mutter – wir wären dazu verdonnert, einen offiziellen Empfang zu geben und zur eigentlichen Hochzeit lauter angeblich wichtige Leute einzuladen, die ich überhaupt nicht sehen will. Trudchens vorläufige Liste umfasst ungefähr neunzig Personen. Ohne Familie!«
»Jetzt haben wir uns gedacht, dass wir einen großen Polterabend feiern«, fuhr Steffi fort, »während die Hochzeit in ganz kleinem Kreis auf Jamaika stattfindet, nur mit Eltern und den Trauzeugen.«
»Finde ich gut«, stimmte Katja zu. »Lieber schöne Flitterwochen für das Geld, als zum Dank für Eierkocher und ähnlich nützliche Geschenke irgendwelche Leute abfüttern. Wer zeugt denn bei euch trau?«
»Margit und Jürgen.«
Die kannte ich bereits. Erst unlängst hatte mich Katja mitgeschleppt zum Taucherstammtisch. Immerhin hätte ich auf diesem Gebiet auch schon gewisse Erfahrung und sei somit berechtigt, zumindest als Gast an dieser Runde teilzunehmen. Der eigentliche Grund war jedoch ein anderer gewesen. »Die haben inzwischen Bücher von dir gelesen und wollen dich unbedingt kennenlernen.« Den gleichen Wunsch hatte ich allerdings auch gehabt. Dem Namen nach kannte ich schon alle, wusste, dass es einen Computerspezialisten unter ihnen gab (man kann ja nie wissen …) und einen richtigen Installateur (die Badewanne war zwar wieder in Ordnung, aber wie lange?), und Margit war sogar Dolmetscherin, was sich vielleicht auch als recht nützlich erweisen könnte, sollten meine Bücher jemals ins Russische übersetzt werden!
Außerdem hatte ich endlich Nili kennenlernen müssen, das Maskottchen, von dem ich schon so viel gehört hatte. Nili entpuppte sich als ungefähr 60 Zentimeter großes lila Nilpferd, das richtig stehen und sitzen kann und von allen als gleichberechtigter Partner angesehen wird. Es hat seinen eigenen Stuhl am Stammtisch, besitzt eine komplette Tauchausrüstung einschließlich der Pressluftflaschen, gebastelt aus zwei schmalen Isodrink-Dosen, und war schon mehrmals auf 30 Meter Wassertiefe gewesen, was durch entsprechende Fotos belegt werden kann. Hinterher hängt das Vieh immer drei Tage lang zum Trocknen auf der Wäscheleine. Nili verfügt auch über eine recht umfangreiche Garderobe, die vom Jogginganzug bis zur Badehose alles umfasst, was ein vielgereistes Nilpferd eben so braucht.
»Margit ist ein lieber Kerl, und ich mag sie auch sehr gern, aber in Bezug auf ihr Nilpferd hat sie echt einen an der Waffel«, hatte Katja mal gesagt, »sie vermenschlicht es regelrecht.«
Dieser Vorwurf trifft jedoch nicht nur sie, sondern den gesamten Freundeskreis. Nach der Rückkehr von einer mehrtägigen Reise hatte Margit in ihrer Wohnung dutzendweise leere Pizzaschachteln vorgefunden, in einer Ecke zusammengestellt einen Haufen geleerte Sektflaschen und auf dem Tisch mehrere Rechnungen einschlägiger Lokale sowie ein Schreiben der Bundeswehr, Abtlg. Schwertransporte, mit dem die Zahlung des noch offenstehenden
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