Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
genommen.«
    So etwas nennt man kalt erwischt! Die untere Toilette hatte ich heute überhaupt noch nicht betreten, was den Schluss nahelegt, dass ich eine miserable Hausfrau bin. Meine Nachbarin pflegt spätestens um neun Uhr morgens auf sämtlichen Fensterbrettern die Läufer und Plüschvorlagen auszubreiten, um dann mit mindestens fünf verschiedenen Reinigungsmitteln eine Putzorgie zu veranstalten. Ich weiß das nicht etwa, weil ich vormittags auf der Lauer liege, sondern weil meine Nachbarin ihre Hausarbeit mit Gesang begleitet. Leider ist sie eine Verfechterin deutschen Liedguts und offenbar auch Heino-Fan. Ich mag ihn nicht, aber er singt trotzdem besser.
    Mit zwei Bananen und einer Milchschnitte unterm Arm eilte Steffi wieder zum Auto. Ich eilte hinterher. Mit der Brieftasche.
    »Ich bin wirklich ein Schussel«, meinte sie, »danke fürs Nachlaufen. Ich wollte dich sowieso noch fragen, ob du nicht Lust hast, mitzukommen?«
    »Wann? Jetzt?«
    »Nee, nach Jamaika.«
    Hochzeiten, auch wenn sie noch nicht unmittelbar bevorstehen, scheinen sonst völlig normale Menschen in eine Art Trance zu versetzen. Verwundert sah ich meine Tochter an. »Natürlich kommen wir mit, das ist doch abgemacht.«
    »Da hast du was falsch verstanden. Ich meine doch im Sommer.«
    »Da verreise ich nie, das weißt du ganz genau.«
    »Stattdessen sitzt du alleine zu Hause rum, weil Papi mit Onkel Felix wieder zum Angeln fährt. Wo wollen sie diesmal hin? Nach Irland?«
    »Nein, nach Norwegen. Felix hat gesagt, von Großbritannien habe er die Nase voll. Im vergangenen Jahr ist er in Schottland gewesen und sei sich hinterher vorgekommen, als habe er seinen Urlaub in einer Autowaschanlage verbracht.«
    »Regnet es in Norwegen nicht auch ziemlich oft?«
    »Weiß ich nicht. Ist mir auch egal, ich muss ja nicht hin.«
    »Eben! Deshalb kannst du doch mit uns mitkommen. Das war übrigens Hannes’ Idee. Er will schon mal den Umgang mit Schwiegermüttern trainieren.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das lassen wir besser bleiben! Es reicht, wenn Hannes nach der Hochzeit eine Schwiegermutter am Hals hat.«
    Ich begriff sowieso nicht, wovon Steffi eigentlich redete. Die Hochzeit sollte Ende des Jahres stattfinden, und sie faselte dauernd etwas vom Sommer. Offenbar hatte sie meine unausgesprochene Frage verstanden.
    »Der Gedanke ist uns gestern auf der Heimfahrt gekommen. Genaugenommen lassen wir uns auf ein Vabanquespiel ein, wenn wir auf gut Glück ein Hotel buchen und uns darauf verlassen, dass schon alles klappen wird. Für eine normale Urlaubsreise reicht das aus, aber wir wollen dort ja auch noch heiraten. Jedenfalls meinte Hannes, wir sollten uns das angepeilte Domizil erst mal ansehen. Vielleicht gefällt es uns überhaupt nicht, dann können wir vor Ort was anderes suchen. Außerdem wollen wir doch mal abchecken, wie die ganze Sache abläuft. Wenn der Behördenmensch nur einheimisch spricht, sollten wir zumindest wissen, wann wir JA sagen sollen. Und zwei Wochen Urlaub brauchen wir sowieso mal wieder.«
    »Die seien euch ja auch gegönnt. Ich weiß nur nicht, was ich mit der ganzen Sache zu tun habe.«
    »Ganz einfach, du sollst mitkommen!«
    »Ich denke ja gar nicht daran!«
    Das tat ich aber doch, und zwar genau eine Stunde lang, dann hatte ich Hannes an der Strippe. Ob ich jetzt zickig geworden wäre, wollte er wissen, wenn er mich nicht dabeihaben wollte, hätte er den Vorschlag erst gar nicht gemacht, und überhaupt habe er schon vorsichtshalber für mich mitgebucht. Inklusive Reise-Rücktrittsversicherung. Im Übrigen hätten sich Margit und Jürgen auch noch drangehängt, das würde mich doch sicherlich beruhigen.
    »Das beruhigt mich gar nicht«, brüllte ich ins Telefon, als ich endlich mal zu Wort kam, »da wäre ich doch sowieso das sprichwörtlich fünfte Rad am Wagen, also total überflüssig.«
    »Irrtum«, kam es prompt zurück, »du bist das Reserverad, und das ist bei einer Panne unentbehrlich.«
    Konnte sich dieser Mensch nicht weniger blumenreich ausdrücken? Was meinte er mit Panne? Sollte ich etwa bei möglichen vorehelichen Streitereien den Engel spielen? Da kannte er mich aber schlecht! Doch abgesehen davon gefiel mir die Idee, auch mal im Sommer zu verreisen, ausnehmend gut. Ich musste nur noch Rolf dazu bringen, sie ebenfalls gut zu finden.
    Seitdem die Kinder ihre eigenen (Urlaubs-)Wege gehen, tun wir es auch. Einen eingefleischten Sonnenanbeter, der zu seiner Seligkeit nur Strand und ein warmes Meer braucht, kann man

Weitere Kostenlose Bücher