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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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meckerte sie, »und überhaupt haben Chauffeure Anspruch auf angemessene Verpflegung.«
    »Die kannst du dir ja zusammensuchen!«
    Wenig später hatte sich unser Gepäck um eingeschweißte Landjäger, Joghurt, eine Tüte Obst und zwei Flaschen Orangensaft vergrößert. »Damit du’s gleich weißt«, warnte Steffi, »
ich
trage die Tüte nachher nicht quer durch das Hotel! – Da hinten ist übrigens die Unterführung. Ich sehe bloß keine Straße, die links abgeht.«
    Die sah ich auch nicht. Es gab nur einen Waldweg, freigegeben für landwirtschaftlichen Verkehr. »Na ja, so, wie das Auto und wir momentan aussehen …« Wenig später eine Schranke mit Vorhängeschloss. Also Rückwärtsgang rein und zurück. »Guck mal, da drüben schimmert was Grünes durch die Bäume. Vielleicht ist es das!«
    Steffi folgte dem ansteigenden Weg, und dann standen wir auch schon vor einem riesigen langgestreckten Kasten mit unendlich vielen Fenstern und einem ebenso riesigen Parkplatz, auf dem allerdings kein einziges Auto zu sehen war. »Das ist kein Hotel, das ist ein Verwaltungsgebäude, und die haben jetzt alle Feierabend«, entschied Steffi. »Wenigstens kann man hier problemlos wenden.«
    Der Mann unten auf der Straße stieg nur zögernd von seinem Fahrrad, was ich ihm bei diesem Nieselwetter auch nicht verdenken konnte, aber dann erklärte er uns doch den Weg zum Hotel. Es war genau derselbe, auf dem wir eben erst zurückgefahren waren.
    »Kannst du mir mal verraten, weshalb man ausgerechnet in dieses öde Nest ein 300 -Zimmer-Hotel hingeklotzt hat?«
    Nein, das konnte ich nicht, aber irgendjemand musste sich ja wohl etwas dabei gedacht haben. Später erfuhren wir, dass es keine 300 , sondern 500  Zimmer hatte, und neu war lediglich das Schild über dem Eingang: HOTEL AM BURGGRABEN stand drauf. Seitlich neben der Klingel hing noch eins, sogar aus Messing: » FDGB -Heim Salvador Allende«. Dass das Buchstabenkürzel einmal
Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
bedeutet hatte, konnte Steffi nicht wissen, aber von dem füsilierten chilenischen Präsidenten und Sozialistenführer sollte sie doch schon mal etwas gehört haben.
    »Ach,
der
ist gemeint? Ich habe bloß nicht gewusst, wie sein Vorname war.«
    In der Empfangshalle hätte bequem ein ganzer Gewerkschaftskongress Platz gefunden, doch außer einem kleinen Tresen in der rechten Ecke war sie leer. »Hübsch hässlich«, meinte Steffi nach einem kurzen Rundblick, und dann, etwas lauter: »Hallo, ist hier jemand?«
    Die Frage war überflüssig, man hatte unser Kommen bereits bemerkt. »Sie sind Frau Sanders und Tochter, nicht wahr?«, sagte die junge Dame, die irgendwo aus dem Hintergrund erschienen war und nun ihren Platz hinter der Theke einnahm. »Für Sie ist ein Doppelzimmer bestellt worden.«
    »Das ist richtig.« Die Bemerkung, ob eine Reservierung angesichts des großen Zimmerkontingents und der offensichtlich geringen Nachfrage überhaupt nötig gewesen wäre, verkniff ich mir aber doch.
    »Sie haben Nummer  202 im ersten Stock. Frühstück gibt es ab sieben Uhr. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«
    »Danke schön. – Ach ja«, fiel mir ein, »haben wir Telefon auf dem Zimmer?«
    Die Dame bedauerte.
    »Macht ja nichts, dann kann ich sicher hier unten telefonieren?«
    »Das geht leider nicht, der Apparat ist noch nicht angeschlossen.« Ihr vielsagender Blick deutete zur gegenüberliegenden Wand. Da hing zwar eine moderne Plexiglasmuschel, nur die Hauptsache fehlte – das Telefon. Der rangeklebte Zettel
Demnächst in Betrieb
war auch schon leicht vergilbt. Trotzdem gab ich nicht auf, immerhin hatte ich fest versprochen, gleich nach meiner Ankunft zu Hause anzurufen. »Sie haben doch bestimmt hier an der Rezeption ein Telefon? Kann ich das nicht benutzen?«
    Nun wurde die Dame unsicher. »Ich weiß nicht, ob das geht. Ich muss nämlich jedes Gespräch aufschreiben.«
    »Das können Sie auch, ich will ja nicht umsonst telefonieren. Was kostet denn eine Einheit?«
    Ein kurzes Zögern, dann platzte sie heraus: »Das weiß ich nicht, wir hatten das nämlich noch nie.«
    Die ganze Zeit schon hatte Steffi verhalten gegluckst, jetzt brach sie in schallendes Gelächter aus. »Lass doch, Määm, auf dem Marktplatz habe ich eine Telefonzelle gesehen, dann rufen wir nachher eben von dort aus an.«
    Ein Fahrstuhl war nicht vorhanden, Hausdiener hatte es im realen Sozialismus nicht gegeben, gab es im beginnenden Kapitalismus aber auch noch nicht, also schleppten wir

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