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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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paar Jahre zu jung fühle.
    Sie war auch sofort einverstanden und beorderte mich für den kommenden Montag nach Heidelberg.
    »Momentan ist Saure-Gurken-Zeit, da kann ich schon mal mittags Schluss machen. Am besten holst du mich in der Firma ab!«
    Nach längerem Suchen fand ich sie in dem kleinen Kabuff, wo die Druckerei installiert ist. Unter Ludwigs Anleitung druckte sie Kranzschleifen. Ludwig ist ein in Ehren ergrauter langjähriger Mitarbeiter, quasi schon zum Inventar gehörig. Er weiß als Einziger, in welchem der vielen Kellerräume der Karton mit den teilweise schon schwanzlosen Dekorations-Hühnern steht, die man im letzten Jahr nicht losgeworden war, oder wo man nach der Kundenkartei von 1964 suchen muss. Ludwig ist Mädchen für alles und uneingeschränkter Herrscher über die Druckerei.
    »So jeht det nich, Meechen«, hörte ich ihn erklären, »erst musste ausrechnen, wie ville Buchstaben du brauchst, und denn musste die so platzieren, det man den Text später ooch lesen kann. Du weeßt doch, wie die det immer im Fernsehn machen, wenn se bei Staatsbesuchen diese riesigen Kränze vor irjendwelche Denkmäler ablegen lassen. Wenn det Jrünzeuch uffjebaut is, denn jehn se hin und zuppeln so’n bissken an der Schleife rum, damit man ooch sieht, wat druffsteht. Die jängigsten Texte habe ick mir schon als so ’ne Art Matrize zusammenjebaut, also
Als letzten Gruß
oder
In Liebe
und so weiter, und denn kommt bloß noch
Tante Paula und Onkel Edi
drunter oder wat eben bestellt worden is.« Er wies auf mehrere Zettel, die über der Maschine an einer Pinnwand hingen. »Jetzt nehmen wir mal den Ruderclub! Die brauchen ihre Vereinsfarben, also Jrün-Weiß.« Aus den im Regal gestapelten verschiedenfarbigen Bändern suchte er das richtige heraus und schnitt die erforderliche Länge ab. »Wenn ick demnächst Zeit habe, denn schreibe ick die janzen Vereine, Kommunen und wat sonst noch seine eijenen Farben hat, mal uff. Ick brauche so ’ne Jedächtnisprothese ja nich mehr, nach zwanzig Jahren hat man det allet im Kopp. – Nee, Stefanie, so wird det nischt! Die Buchstaben immer spiegelverkehrt einsetzen! Siehste, jetzt haste den Salat! Den Text kann doch keener entziffern.« Während er den Fehler ausbesserte, nuschelte er vor sich hin: »Vielleicht sollte man det einfach mal so lassen! Denn könnten sich die Trauerjäste während der feierlichen Ansprachen doch ’n bissken mit Rätselraten beschäftigen.«
    Von Ludwigs mitunter etwas makabrem Humor hatte ich erst neulich eine Kostprobe bekommen. Dass er die Tageszeitung grundsätzlich von hinten nach vorn liest, ist verständlich, denn anhand der Todesanzeigen kann er ungefähr abschätzen, wie viel Zeit er jeweils zum Schleifendrucken veranschlagen muss. Es kann sich aber auch mal folgender Dialog ergeben:
    Hannes: »Ist die Firma XYZ eigentlich zur Konkurrenz abgewandert? Frau Y. ist doch schon seit Monaten nicht mehr hier gewesen!«
    Ludwig: »Die hab ick jesehn.«
    Hannes: »Tatsächlich? Wann denn?«
    Ludwig. »Die kommt nich mehr.«
    Hannes: »Und warum nicht?«
    Ludwig: »Die steht heute inne Zeitung.«
    Eine ganze Weile beobachtete ich meine Tochter, wie sie mit verbissener Miene und heraushängender Zungenspitze an der Maschine herumfuhrwerkte, doch endlich zischte es kurz, und dann präsentierte sie ihrem Lehrmeister stolz die grün-weiße Schärpe.
    »Is schon ville besser! Wenn de det Band nu noch jrade einlegst und für den weißen Unterjrund nich unbedingt silberne Buchstaben nimmst, die keener erkennt, denn könnte man det schon beinahe als perfekt bezeichnen!«
    »Wann, sagtest du, willst du in Urlaub gehen? Im März?«
    Ludwig nickte. »Natürlich haste noch jenuch Zeit zum Üben, aber ’n Dreivierteljahr jeht ooch ziemlich schnell vorbei. Nu zitter aber erst mal ab, sonst schlägt deine Mutter hier noch Wurzeln.« Er schob Steffi zur Tür hinaus und begrüßte mich. »Ick weise sie ja nich als Urlaubsvertretung ein, Hannes kann ooch drucken, aba als künftige Chefin muss se doch von allem ’ne Ahnung haben.«
    »Ich wasche mir nur noch schnell die Hände, dann können wir losfahren!«, rief Steffi, bevor sie Richtung Kellertreppe verschwand. »Sag doch inzwischen Lissy guten Tag.«
    Die Floristin dekorierte gerade einen Tischleuchter mit Maiglöckchen und blassblauen Kerzen. Vier gleichartige, doch bereits fertige standen schon auf dem Tisch. »Im Dutzend billiger?«, fragte ich.
    »Von wegen! Die müssten doppelt so teuer sein wie normal!«,

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