Schuld war nur die Badewanne
nach kurzem Überlegen. »Eigentlich hätte ich auch selber darauf kommen müssen. Kann ich mal telefonieren?«
Nachdem Schorsch davon überzeugt worden war, dass er im Falle einer Scheidung nicht zur Verantwortung gezogen werden könne und auch nicht verpflichtet sei, die sitzengelassene Gattin seinerseits zu ehelichen, erklärte er sich zur Unterschriftsleistung bereit.
Die ganze Zeit schon hatte mich Steffi so seltsam angesehen, nun kam sie endlich mit der Sprache heraus. »Wie kommst du eigentlich auf den Gedanken, ich hätte Hannes erst auf dem Straßenfest kennengelernt? Das stimmt doch gar nicht! Wir kennen uns seit über vier Jahren – genaugenommen seit dem Tag, an dem ich zum ersten Mal beim Stammtisch war.«
»Tatsächlich?«, staunte ich. »Und dann habt ihr so lange gebraucht, bis ihr euch, hm, nähergekommen seid?«
Die beiden sahen sich an und grinsten. »Eigentlich nicht«, gab Steffi zu. »Geknistert hat es schon immer zwischen uns, aber wir waren doch beide mit anderen Partnern fest verbandelt, und das haben wir respektiert – trotz aller Sympathie. Ich gebe ja zu, dass ich vielleicht immer noch mit Horst Hermann zusammen wäre, wenn Hannes seinerzeit nicht auf der Terrasse gesessen hätte, aber das wäre dann bloß Bequemlichkeit gewesen oder Gewohnheit oder wie man das nun nennen will.«
Sie kuschelte sich in seine Arme. »Ich wollte sowieso schon immer fragen, weshalb du damals überhaupt gekommen bist.«
Er küsste sie auf die Nasenspitze. »Weil Katja mich eingeladen hatte.«
»Das stimmt nicht so ganz«, schaltete ich mich ein, »schuld ist nämlich die Badewanne gewesen …«
»Ich treffe mich nachher mit Steffi in Mannheim«, teilte uns Katja beim Mittagessen mit. »So allmählich müssen wir uns mal um das Brautgewand kümmern. Wie viel rückst du denn raus, Papi?«
»Wieso ich?«, fragte der geplagte Vater, dem ich erst vor zwei Tagen den Scheck für die halbe Sauna aus dem Kreuz geleiert hatte (die andere Hälfte des Hochzeitsgeschenks wollte Trudchen übernehmen), »ich brauche seit Jahren nicht mehr für ihre Garderobe aufzukommen!«
»Das Brautkleid ist auch heute noch Sache der Eltern«, behauptete Katja, »aber da Steffi ja nicht in Weiß heiraten will, wird’s bestimmt nicht so teuer.«
»Das gibt’s nicht«, knurrte Rolf. »Alles, was mit Hochzeiten zu tun hat, ist inzwischen so kostspielig geworden, dass bald der Tag kommen wird, an dem der Braut
vater
in der Kirche steht und heult.«
»Also gut, dann geht das Kleid auf meine Rechnung«, versprach ich im Hinblick auf die Tatsache, dass er ja in absehbarer Zeit noch zwei weitere Töchter würde verheiraten müssen. Zurzeit war davon zwar keine Rede, doch so was passiert manchmal schneller, als man denkt! »Wann wollt ihr euch denn treffen?«, wechselte ich das Thema. »Es ist doch schon zwei Uhr, und ehe du in Mannheim bist …«
»Määm, heute ist Schlado!«, erklärte Katja mit gottergebener Miene. »Wir haben also Zeit genug.«
»Was ist denn das nun schon wieder?«, begehrte der Vater zu wissen, denn er geht selten zum Einkaufen und niemals nach sechzehn Uhr. Da ist es ihm zu voll, und die Kassiererinnen haben keine Zeit zum Flirten.
»SCHeiß-LAnger-DOnnerstag!«, sagte Katja, die diesen Stoßseufzer noch aus ihrer Kaufhauszeit kannte. »Also rechnet nicht zu früh mit mir. Sollten wir wirklich schon beim ersten Mal fündig werden, was ich stark bezweifle, dann gehen wir hinterher noch was essen. Das heißt«, meinte sie nach kurzem Überlegen, »das tun wir auf jeden Fall, und sei es auch nur aus Frust.«
Sie müssen sehr frustriert gewesen sein, denn Katja kam erst kurz vor elf nach Hause. »Na ja, einen Rock haben wir ja gefunden und eine passende Bluse, doch nun fehlen immer noch der Blazer, Schuhe, Tasche und der ganze andere Kram, aber Steffi hatte keine Lust mehr.«
Ich konnte mir auch denken, warum. »Steffi und Rock? Das passt doch nicht zusammen.«
»Unsinn«, widersprach ihre Schwester, »irgendwann muss sie doch mal erwachsen werden und von den ewigen Hosen runter!«
»Ach? Das sagst ausgerechnet du mit deinen zwei Dutzend Jeans im Kleiderschrank und dem einen einzigen Rock, den du meines Wissens auch nur ein einziges Mal getragen hast!«
Sie grinste. »Erstens habe ich nur noch achtzehn Jeans, und zweitens soll man nicht mit Steinen schmeißen, wenn man selber im Glashaus sitzt! Wie viele Röcke hast
du
denn?«
An diesem Punkt der Unterhaltung schickte ich sie ins Bett, goss mir
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