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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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schimpfte sie. »Wegen Geschmacksverirrung! Aber die Großmutter des Täuflings wollte das so haben, und folglich kriegt sie’s auch! Doch der Clou kommt erst noch!« Aus einer Schachtel zog sie an biegsamem Draht befestigte Plastikbabys und setzte jeweils eins davon mitten zwischen die Maiglöckchen. »Ist das nicht entzüüückend???«
    »Ganz reizend!«, bestätigte Stefanie, ungeduldig mit den Autoschlüsseln klappernd. »Aber solltest du auf die Idee kommen, den Blumenschmuck auf unserer Hochzeitstafel ebenfalls mit solchen niedlichen Sachen zu dekorieren, dann wird meine erste offizielle Tätigkeit in dieser Firma das Kündigungsschreiben für dich sein! – Du musst nämlich wissen, Määm, dass es diese sinnigen Figürchen auch als Brautpaar gibt, als Jubelgreise mit Goldkränzchen auf dem Silberhaar, als Konfirmanden, als schnäbelnde Täubchen für den Valentinstag … dem Kitsch sind keine Grenzen gesetzt. Bloß als Sarg haben wir sie noch nicht gekriegt! – Können wir jetzt endlich fahren?«
    Erst unterwegs ging mir auf, was Steffis hingeworfene Drohung bedeutete. Wollten die wirklich den ganzen Blumenschmuck für die Hochzeit aus den eigenen Beständen zusammenstellen? Sicher, Reklame muss sein, Lissy würde sich bestimmt viel Mühe geben, und wesentlich preiswerter würde es auch werden, aber künstliche Moosröschen auf dem Tisch und vielleicht noch seidene Orangenblüten aus Taiwan im Brautstrauß? »Sag mal, Steffi«, begann ich vorsichtig, »werden bei euch eigentlich viele Tischdekorationen geordert?«
    »Haste denn die fünf Leuchter nicht gesehen? Manchmal ist es auch nur ein flaches Gesteck für die Mitte vom Tisch oder es werden ein paar ganz kleine bestellt, aber eigentlich wird so was mehr im Winter verlangt, wenn frische Blumen langsam unbezahlbar werden.«
    Verständlich. Aber jetzt hatten wir Juni, und deshalb … »Ihr wollt doch hoffentlich nicht auch auf euren Warenbestand zurückgreifen? Es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten, eventuelle Ladenhüter loszuwerden.«
    »Aber nicht so viele auf einmal«, antwortete meine Tochter mit todernster Miene. »Wenn ich da schon allein an das Büfett denke! Zwischen den ganzen Schüsseln und Platten muss doch auch ein bisschen Dekoration sein, und da sind künstliche Gewächse viel hygienischer. Oder findest du es vielleicht appetitlich, wenn aus der Margerite eine Raupe kriecht und dutzendweise Wespen um die Blumen schwirren? Wie schnell landen ein paar davon in der Suppe. – Nee, wir nehmen lieber die künstlichen Anemonen, die sind schön klein, und davon haben wir sowieso zu viele eingekauft.«
    Statt auf die Straße zu stieren, hätte ich lieber mal Steffi ansehen sollen! Nur mühsam konnte sie sich das Lachen verbeißen, und als ich dann doch endlich einen Blick zu ihr hinüberwarf, zuckte es um ihre Mundwinkel, bis sie schließlich losprustete. Erst als sie Schlangenlinien fuhr und aus dem Wagen hinter ihr wütend gehupt wurde, beruhigte sie sich etwas. »Dich kann man ja noch besser auf die Rolle nehmen als Trudchen!«
    »Sooo furchtbar abwegig war meine Befürchtung nun wirklich nicht.« Immerhin hatte ich Hannes schon mehrmals erlebt, wie er beim Betreten eines Restaurants als Erstes die Dekorationen musterte und noch vor dem Blick in die Speisekarte einen längeren auf die Blumentöpfe warf, mit denen die meisten Fensterbretter bestückt sind. Waren die Gewächse echt, interessierten sie ihn nicht mehr, bei künstlichem Grünzeug jedoch wurde jeder Stängel genau in Augenschein genommen, der vermutliche Lieferant debattiert und schließlich festgestellt, dass die eigene Ware natürlich viel besser sei. »Langsam gewöhne ich mich ja selber an das Zeug!«
    Das war auch kein Wunder. Seit kurzem hatten wir nämlich selbst etwas größeres Grünes im Wohnzimmer stehen, made in Hongkong. Angefangen hatte es damit, dass der anderthalb Meter hohe Cissus – es war der dritte dieser Sorte – mal wieder die Blätter abzuwerfen begann und ich genau ausrechnen konnte, wann das letzte fallen würde. Direkt neben der Terrassentür fühlen sich derartige Gewächse im Sommer recht wohl, weil immer irgendein Fenster und häufig noch die Tür offen steht. Im Winter kommt dann der tägliche Kälteschock.
    Schließlich muss man gelegentlich lüften, der Hund will raus, und das Außenthermometer hat Rolf seinerzeit so dämlich angebracht, dass man es von innen nicht ablesen kann. Jedes Jahr gelobt er bei den ersten Minusgraden, dass er das

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