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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ausgesöhnt, Katja hatte sogar noch beim Streichen der Küche (grün!) mitgeholfen, und nun sollte dieser ganze Zirkus von vorne anfangen? Bloß das nicht! »Was hältst du davon, wenn wir mal den großen Schrank im Keller durchforsten? Da steht doch einiges an Geschirr drin, was eigentlich viel zu schade zum Verstauben ist. Das Limoges-Service zum Beispiel und …«
    Die Antwort war ein einziger Schrei. »Meinst du etwa diese grauenhaften Blümchenschüsseln mit den Rüschen am Rand?«
    »Nur für den Anfang – bis du dir selber etwas gekauft hast!«, wiegelte ich sofort ab, denn ich konnte Katjas Protest verstehen. Wäre dieses Service komplett gewesen, hätte ich es längst zu einem Antiquitätenhändler geschleppt. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, und vor hundertfünfzig Jahren mögen Teller mit handgemalten Rosen drauf und goldverzierten Schnörkeln am Rand vielleicht das Nonplusultra gehobener Tischkultur gewesen sein, aber dazu hatte man auch Silberleuchter gehabt, Kristallgläser, eine Damastdecke und vor allem eine geduldige Großmutter, die die angetrocknete Bratensoße von den Schnörkeln wieder entfernte; einen Spülmaschinendurchlauf hätte das empfindliche Porzellan nämlich nie überstanden! Sämtliche Versuche, dieses von meiner Schwiegermutter geerbte und von uns nie benutzte Geschirr irgendwie loszuwerden, waren an dem Widerstand meines Ehemannes gescheitert. Pietät war es mit Sicherheit nicht, eher die Hoffnung, doch noch mal einen Liebhaber zu finden, der die Sachen für teures Geld kaufen würde. Was praktisch unmöglich war, denn Limoges stand nicht etwa schön sichtbar hinter Glas im Wohnzimmer, wo es vermutlich hingehört hätte, sondern in dem ebenfalls geerbten »Oma-Schrank« (gute deutsche Wertarbeit!) im Keller. Daneben ein wunderschönes altes Kaffeeservice, leider etwas lädiert und darüber hinaus einer Zeit zuzuordnen, als Bohnenkaffee noch sehr teuer und Zichorie der gebräuchliche Ersatz dafür gewesen war. Eine dieser tomatenroten Tassen fasst nämlich genau einen Viertelliter Flüssigkeit, und in die dickbauchige Kanne geht der Inhalt von 14  Tassen hinein.
    »Und jetzt versuch bloß nicht, mir auch noch diese bunten Gläser unterjubeln zu wollen«, empörte sich Katja weiter. »Erstens sind die ja nun wirklich zu wertvoll, und zweitens für Apfelsaftschorle und Cola-Rum denkbar ungeeignet. Wenn du sie mir allerdings schenken würdest, hätte ich nichts dagegen«, meinte sie mit Unschuldsblick, »die nimmt mir jeder Antiquar ab, und für das Geld könnte ich mir ganz moderne kaufen.«
    So kamen wir nicht weiter! »Es ist ja üblich, dass man zum Einzug in eine neue Wohnung etwas spendet«, begann ich vorsichtig. »Eigentlich wollten wir euch je einen hübschen Teppich schenken, doch ich glaube, es gibt noch Notwendigeres. Was hältst du davon, wenn wir alle drei mal zusammen losziehen und ihr sucht euch …«
    »Ich habe einen besseren Vorschlag! Wie wär’s mit BAT ?«
    »Womit?«
    »Bar auf Tatze!«, sagte Katja. »Dann kann sich jede das kaufen, was sie will, und wir müssen nicht immer endlos debattieren, ob dieses oder jenes nötig ist. Bis jetzt hat sich noch nie jemand bei uns beschwert, wenn wir den Marmorkuchen auf’m Holzbrett serviert haben statt auf ’ner Kuchenplatte, aber unsere Eierbecher haben noch jedem gefallen, und die haben entschieden mehr gekostet als fünfunddreißig Zentimeter Porzellan.« Das glaube ich gern! Sie stammen aus Frankreich, sehen ausgesprochen witzig aus und sind genauso unpraktisch. Man weiß nie, wohin mit den Schalen, weil die an den Seiten wieder rausfallen.
    Da Rolf wider Erwarten den Vorschlag seiner Tochter als »äußerst vernünftig« bezeichnete, verwandelten sich die Teppiche in mehrere Geldscheine, von denen Katja den größten Teil für Bettwäsche ausgab und für ein neues Fahrrad. »Nur wegen der Gesundheit«, begründete sie diese Anschaffung einigermaßen glaubhaft. »Wenn das Wetter schön ist, werde ich die fünf Kilometer zur Schule nämlich radeln!«
     
    Entgegen allen Erfahrungen wurde diesmal meine aktive Mithilfe beim Umzug nicht angefordert. Rolfs auch nicht, er hätte also gar nicht das »schon längst überfällige« Treffen in Basel terminieren müssen. »Natürlich hatten die an keinem anderen Tag Zeit als ausgerechnet am Freitag«, schimpfte er vorsichtshalber in der Hoffnung, ich würde ihm das abnehmen, »dabei wird doch übermorgen jede Hand gebraucht.«
    »Aber nicht deine, und ich

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