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Schuld war nur die Badewanne

Schuld war nur die Badewanne

Titel: Schuld war nur die Badewanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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bin auch bloß fürs Essen zuständig«, sagte ich, »du hättest also ruhig hierbleiben können.«
    Im Gegensatz zu ihrem Umzug nach Heidelberg, bei dem Katja noch die letzten Kisten gepackt hatte, als die freiwilligen Hilfskräfte schon auf der Treppe standen, schien die ganze Sache diesmal besser organisiert zu sein. Vor allen Dingen hatten sie jemanden gefunden, der seinen LKW zur Verfügung stellte, denn der gepumpte Lieferwagen von vor vier Jahren würde jetzt nicht mehr ausreichen. »Jede Art von Sammeln erscheint idiotisch, wenn man sieht, wie leicht sich von selbst alles mögliche ansammelt«, hatte Nicki am Telefon gesagt und beschlossen, sich nun endgültig von ihren Enten zu trennen. Deren Urahne war ein zwei Zentimeter großes Küken in einem Blumenstrauß gewesen, doch seine Nachkommen, zum Teil zu Riesen mutiert, füllten bereits drei Regalfächer.
    »Mich interessiert momentan nur eins«, unterbrach ich sie, »wie viele Leute werden sich wann zum Essen einfinden?«
    »Das weiß ich auch nicht genau, da muss ich erst Katja fragen, und die ist im Moment nicht da. Aber ein paar kann ich dir schon nennen. Da sind natürlich erst mal Tom und Thomas, dann Hannes, Dominik, Küchen-Chrissie, Doris, Steffi, wenn sie Urlaub kriegt, später beim Ausladen noch Horst Hermann, eventuell Fritz, und wen Katja noch angeheuert hat, weiß ich nicht. Am besten ruft sie dich nachher mal an.«
    Früher hatte ich ihre ganze Clique persönlich gekannt, jetzt gab es nur noch Namen und gelegentlich mal ein Foto, aufgenommen während einer Party und wenig aussagekräftig; meist junge, sympathische Gesichter, mit denen ich nichts anfangen konnte.
    »Ich brauche keine Namen, sondern Zahlen! Es ist nämlich ein Unterschied, ob ich für acht Personen kochen soll oder für sechzehn!« Und vor allen Dingen: Was??? Die übliche Möbelpackernahrung, Rippchen mit Kraut, dazu Brötchen und Bier, schien mir für diesen freiwillig antretenden Verein nicht so ganz geeignet, außerdem kann man das nicht richtig warm halten, und überhaupt wollte ich am liebsten etwas haben, das aus einem einzigen Kochtopf kommt und auf einen einzigen Teller geschaufelt werden kann – pro Person, versteht sich, denn die schöne bäuerliche Sitte, Topf in der Mitte und die mit einem hölzernen Löffel bewaffneten Hungrigen drumherum, gibt es leider nur noch beim Alm-Öhi oder in Büchern von Peter Rosegger.
    Bis auf Sven, der ausnahmslos alles isst, was man ihm vorsetzt, lehnen meine Nachkommen den Verzehr von Hülsenfrüchten ab. Gelbe Erbsen eigneten sich zwar als Geldersatz beim Pokern, seien für den menschlichen Genuss jedoch unzumutbar, hatte Sascha mal gesagt, eine Behauptung, die seine Schwestern nur zu gern übernommen hatten. Erbsen, Linsen und Bohnen kamen als Eintopf folglich nicht in Betracht. Weiß- oder Wirsingkohl wollte ich nicht kochen, weil man gerade dann merkt, dass auch die beste Dunstabzugshaube nicht allzu viel taugt; andererseits lehne ich es jedoch ab, im Winter stundenlang alle Fenster aufzureißen. Blieb also nur eine bunte Gemüsesuppe übrig – die Tiefkühltruhen im Supermarkt machen’s ja möglich. Praktisch ist sie auch, im Bedarfsfall kann man sie immer mit einem Liter Wasser verlängern.
    Die Zwillinge waren einverstanden. »Aber nur, wenn du kein fettes Fleisch mitkochst!«
    »Hab ich noch nie gemacht, ich nehme immer Rinderknochen.«
    Erst Schweigen, dann die erstaunte Stimme von Katja: »Knochen??? Wozu gibt es denn Brühwürfel?«
    Über die genaue Zahl meiner Tischgäste konnte auch sie nichts Näheres sagen, ich sollte mich vorsichtshalber auf ein Dutzend einstellen. »Wir laden erst meinen Krempel aus und kommen dann zum Essen, bevor wir weiterfahren zu Nicki.«
    Für zwölf Personen Suppe zum Sattwerden bedeutete, dass die Waschwanne gebraucht wurde – eine absolut irreführende Bezeichnung für den Riesenkochtopf, den Sascha vor Jahren mal angeschleppt hatte. Die Küche des Hotels, in dem er damals gearbeitet hatte, war mit neuen Töpfen ausgestattet worden, und wer wollte, konnte von den alten welche mitnehmen. »Hier hast du Ersatz für den eisernen Meiler«, hatte Sascha gesagt und mir so einen 15 -Liter-Kübel auf den Tisch geknallt, »er hat sogar einen durchsichtigen Deckel. Jetzt kannst du wenigstens zugucken, wie dein Essen anbrennt.«
    Das ist auch so eine Geschichte, die ich wohl bis an mein Lebensende aufs Brot geschmiert bekomme! Ja, es wäre meine Schuld gewesen, wenn das Haus in Flammen

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