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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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Neville.
    »Wie Alex. Beziehungsweise Sasha.« Danny schüttelte den Kopf. »Und noch was, Chef. Alex – Sasha – ist nicht die Einzige, mit der er unter dem Namen Jack E-Mails austauscht. Gibt’ne ganze Menge. Charlotte, Jennifer, Mandy, Kylie. Und das sind noch nicht alle.«
    »Klingt, als hätten wir genug zusammen, um ihn für’ne Weile einzubuchten«, sagte Neville mit grimmiger Befriedigung. Das Problem war nur, dass sie ihn nicht lange genug hinter Gitter bekommen würden. Wenn er sich auch nur einen Anwalt mit bescheidenen Fähigkeiten nahm, dann würde er sich wahrscheinlich mit einem milden Urteil herauswinden können. Vielleicht vier Jahre für die Downloads,
für die er am Ende dann nur zwei tatsächlich absaß. Und kaum war er wieder draußen, würde die E-Mail-Jagd auf neue zehn- bis zwölfjährige Mädchen von vorn losgehen.
    Einen kurzen Moment lang stellte Neville sich vor, wie es wäre, Lee Bicknell für ein paar Minuten mit Angus Hamilton allein in einem Raum zu lassen.
    »Danke, Danny«, fügte er dann seufzend hinzu. »Sie waren brillant.«
    Dannys Grinsen war noch breiter als sonst. »Ist eigentlich kaum mein Verdienst, Chef, ehrlich. Ich hab einfach nur den Rechner angeschaltet und bin reinspaziert. Man hätte eigentlich meinen können, der Kerl schützt sein Pornozeug mit einem Passwort.«
     
    Der Mann lächelte Alex an, sodass seine Zähne im Licht der Straßenlaterne blitzten, als er sich über den Beifahrersitz zum Fenster vorbeugte. »Was ist passiert?«, wiederholte er.
    Er sieht Granddad ähnlich, dachte sie augenblicklich. Sogar sehr, vom dunkelblonden Haar bis hin zum Tweedjackett. Und auch seine Stimme klang wie die ihres Großvaters. Dieser heimelige Akzent. »Der Bus«, schluchzte sie, »es fährt erst morgen Nachmittag wieder einer.«
    »Du hast deinen Bus verpasst, Mädelchen? Wo sollte es denn hingehen?«
    »Kelso. Um meine Mum zu finden.« Die Tränen wollten einfach nicht aufhören; sie wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.
    Er kurbelte die Scheibe noch weiter herunter, und ein Taschentuch erschien in seiner Hand. »Hier, nimm das. Ist sauber, Ehrenwort.«
    Alex beugte sich vor und griff nach dem Taschentuch. »Danke.«
    »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«

    Sie wollte es ihm tatsächlich gerne erzählen. Er sah sie so mitfühlend an, genau wie Granddad damals, als sie sich das Knie aufgeschürft hatte.
    Aber sie brachte kein Wort über die Lippen. Sie hatte nur einen einzigen Gedanken im Kopf. »Meine Mum«, schluchzte sie. »Ich will zu meiner Mum.«
    »Deine Mum ist in Kelso, sagst du?«
    Sie nickte, während sie sich das Taschentuch ans Gesicht drückte und feststellte, dass es ganz schwach nach Pfeifentabak roch, ein Duft, den sie schon immer mit ihrem Großvater verband.
    »Na, wenn das kein Glücksfall ist. Genau da will ich hin.«
    »Oh!«, platzte sie heraus.
    »Na komm, Mädchen, worauf wartest du noch?«, sagte er und stieß die Beifahrertür auf. »Steig ein.«
     
    Sid Cowley rief Neville an, um ihm Bescheid zu geben, dass der Anwalt sich mit seinem Klienten beraten habe, der nunmehr zu einer Aussage bereit sei. Inzwischen war es halb sieben, und Alex’ Foto musste bereits in den Abendnachrichten gesendet worden sein. Er kam zu dem Schluss, dass ein kleiner Umweg zur Hotline nicht schaden konnte; vielleicht waren schon sachdienliche Hinweise eingegangen.
    »Bis jetzt nicht allzu vielversprechend«, räumte der Mann am Telefon ein. »Der einzige, der logisch klang, war der einer Frau, die an der U-Bahn-Station von St. John’s Wood arbeitet. Sagt, sie hätte einem Mädchen, das wie Alex aussah und alleine war, eine Fahrkarte verkauft. Gestern Nachmittag, so um halb fünf.«
    »Danke«, sagte Neville enttäuscht.
    Sicher. Es war gut zu wissen, dass Alex wie vermutet mit der U-Bahn nach Paddington gefahren war. Worauf er, wie er sich eingestand, in Wahrheit wartete, war jemand, der Alex
ab Viertel nach fünf gesehen hatte – nachdem sie vor Jack – Lee Bicknell – weggerannt war. Jemand, der bestätigen konnte, dass sie ihm entwischt war. Dass sie, um es auf den Punkt zu bringen, noch am Leben war. Bis sie das entsprechende Filmmaterial aus den Überwachungskameras gesichtet hatten, war das ihre einzige Hoffnung.
    Na ja, wenn Bicknell endlich den Mund aufmachte, klärte hoffentlich auch das die Situation.
    Das Vernehmungszimmer war vorbereitet, und es konnte losgehen. Neville nickte dem Anwalt zu, einem blassen Mann in mittlerem Alter mit

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