Schuldig wer vergisst
nicht sehr mitteilsam war, was die jüngste Entwicklung in der Familiensituation betraf. »Ich komme bald wieder vorbei«, versprach sie Morag, als sie sich verabschiedeten.
Es war ihr letzter Besuch an diesem Tag. Auf dem zügigen Rückweg Richtung Kirche kam es Callie so vor, als hätte sie Brian noch nie so schnell laufen gesehen. Es war kalt, doch sein untypisches Tempo musste noch andere Gründe haben.
»Habe ich Ihnen erzählt«, klärte er sie auf, »dass meine Söhne nach Hause gekommen sind? Über die Ferien?«
»Wie schön. Dann sind also schon Semesterferien?«
»Ja. Sie müssen sie unbedingt kennenlernen«, sagte Brian und fügte hinzu: »Simon hat seine Freundin mitgebracht. Ellie. Ein reizendes Mädchen.«
»Ich wusste gar nicht, dass er eine Freundin hat.«
»Ich auch nicht.« Brian lachte nachsichtig. »Er hat uns alle überrascht. Aber sie ist eine tolle junge Frau.«
Callie drängte sich die Frage auf, ob Jane das wohl genauso sah.
Wie immer kam Alex nach der Schule in eine leere Wohnung. Sie ließ ihren Rucksack direkt neben der Haustür fallen, schmiss ihre Jacke auf den Boden und lief schnurstracks in ihr Zimmer.
Der Computermonitor war schwarz. Schwarz! Kein Bildschirmschoner, kein Fenster zur Passworteingabe. Alex stöhnte vor Ärger auf und drückte die Neustarttaste.
Es tat sich gar nichts.
Sie schaute unter dem Schreibtisch nach und entdeckte, dass das Kabel ausgestöpselt war.
Musste die Putzfrau gemacht haben. Um den Staubsauger einzustecken. Wäre nicht das erste Mal.
Sie hatte Jilly schon hundertmal gesagt, sie sollte ihr Zimmer in Ruhe lassen. Sie hatte sie angefleht, es der Putzfrau zu sagen. Wieso konnten sie ihr nicht einfach eine schlichte Bitte erfüllen?
Alex kroch unter den Schreibtisch und schob den Stecker in die Dose, bevor sie den Startknopf drückte. Im selben Moment erwachte der Bildschirm zum Leben.
E-Mail, darum ging es.
Ja! Da war eine Nachricht von Jack.
Eifrig klickte sie die Nachricht an, um sie zu öffnen.
›HI SASHA!! FAND DEIN FOTO TOLL!! SOLLN WIR UNS BALD MAL TREFFEN?!?!?!?!?!!‹
Alex schnappte nach Luft und beugte sich tief über die Tastatur, um ihre Antwort zu tippen.
Als sie die Treppe zu ihrer Wohnung hochstieg, dachte Callie an Bella; sie war zuletzt um die Mittagszeit zu Hause gewesen, um sie auszuführen, doch der Hund musste bald wieder raus. Am besten kümmerte sie sich als Erstes darum und brachte es hinter sich, bevor es noch dunkler wurde und sie es sich daheim gemütlich machte, denn dann hätte sie keine Lust mehr, noch einmal rauszugehen.
Als sie schon fast oben war, hörte sie Stimmen hinter der Tür. Männliche Stimmen. Was zum Teufel war das? Geschwätzige Einbrecher?
Als sie die Tür öffnete, wurde es plötzlich still, und zwei Gesichter drehten sich zu ihr um. Peter, der quer in einem Sessel hing. Und Marco auf dem Sofa, Bella auf dem Schoß. Teegeschirr – Becher, Kanne, Keksdose – war quer über den Couchtisch verteilt, und eine ziemlich große Fichte lehnte so in einer Zimmerecke, dass sie umzufallen drohte.
Bella wedelte mit dem Schwanz, verließ jedoch nicht ihren Platz.
»Hi, Schwesterherz«, sagte Peter. »Wurde aber auch langsam Zeit, dass du nach Hause kommst. Wie gut, dass ich einen Schlüssel habe. Bin auf Marco gestoßen, der mit diesem Mordsbaum draußen stand und sich den Arsch abfror.«
»Ich habe dich nicht so früh erwartet«, sagte Callie zu Marco und ignorierte ihren Bruder erst einmal. »Du hast gesagt, um sieben herum.«
Er lächelte zaghaft, als sei er sich nicht sicher, mit was für einer Begrüßung er zu rechnen hatte. »Ich habe mich früher loseisen können. Ich wollte noch einen Baum finden«, fügte er hinzu. »Deine Wohnung sah ohne einen so kahl aus.«
Callie schüttelte angesichts ihrer beiden Gäste den Kopf. »Ich gehe mal davon aus, dass noch keiner Bella runtergeführt hat?«
»Und ob«, sagte Peter artig. »Kaum, dass wir hier waren, wirklich – sie hat drauf bestanden. Dann haben wir uns zur Belohnung einen Tee gemacht. Es ist klirrend kalt da draußen, weißt du?«
Dadurch, dass sie ihr erspart hatten, noch einmal rauszugehen, war sie bereit, ihnen alles zu vergeben. »Ich weiß.«
»Ich wollte gerade ein Feuer anmachen«, warf Marco ein. »Aber Bella ist mir auf den Schoß gesprungen und hat sich nicht mehr vom Fleck gerührt.« Der Hund lehnte sich an seine Brust und sah ihn verzückt an, während er ihr die Ohren kraulte.
»Und wir wollten den Baum
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