Schuldig wer vergisst
aufstellen, um dich zu überraschen«, fügte Peter hinzu. »Jetzt können wir es ja alle zusammen machen. Dann macht es mehr Spaß.«
Callie sah Marco an. »Ich dachte, wir gehen heute Abend aus?«
»Und lasst mich hier, um auf Bella aufzupassen?«, fragte Peter empört. »Keine Chance. Ich denke, wir bestellen eine Pizza.«
Jetzt wandte Callie sich ihrem Bruder zu. »Was genau treibt dich eigentlich her? Hast du keine eigene Wohnung?«
Peter wand sich aus dem Sessel, kam zu ihr herüber und legte ihr den Arm um die Schulter. »Nun ja, Schwesterchen, genau da liegt das Problem.«
Das klang gar nicht gut, und sie war zu Recht alarmiert.
Er erzählte ihr – als amüsante Anekdote -, dass die Frau in der Wohnung über ihm ihre Badewanne überlaufen lassen hatte. Und zwar schlimm, denn sie hatte die Decke zum Einsturz gebracht. »Alles voller Putz«, sagte er grinsend. »Du machst dir keine Vorstellung von der Sauerei.«
Callie machte sich eine Vorstellung davon, doch ihre Gedanken richteten sich eher auf die Folgen, die das Malheur für sie selber hatte. »Dann bist du also …«
»Ohne ein Zuhause. Für den Augenblick jedenfalls. Auf der Suche nach einer Bleibe, wo ich mein müdes Haupt betten kann, um nicht lange um den heißen Brei herumzureden. Auf Gedeih und Verderb auf dich angewiesen. Du würdest deinen armen Bruder doch nicht auf die Straße setzen, oder?«, bettelte er.
»Aber ich habe kein freies Zimmer«, protestierte Callie. Der Gedanke, dass der unordentliche Peter in ihr geordnetes Leben einbrechen sollte …
»Dieses Sofa lässt sich zu einem Bett ausziehen, nicht wahr?«
»Ja, aber …«
»Schwesterchen, du bist meine einzige Hoffnung«, erklärte er. »Ich kann sonst nirgends hin.« Er grinste sie an. »Dazu kommt, dass ich im Moment sozusagen in einer Zwischenphase zwischen zwei Freunden bin. Und dummerweise stehe ich mit keinem meiner Exe auf allzu gutem Fuß. Wahrscheinlich hätte ich darauf größeren Wert legen sollen.«
»Und wenn du nun …«, fing Callie an, doch Peter legte ihr die Hand auf den Mund.
»Sag’s nicht«, befahl er ihr. »Wag es ja nicht, das M-Wort auszusprechen.«
An dieser Stelle schaltete sich Marco, der ihrer Unterhaltung amüsiert vom sicheren Sofa aus zugehört hatte, ein. »Ist von mir die Rede?«
»Nein«, sagten sie beide wie aus einem Mund, als Peter seine Hand wieder sinken ließ.
»Denn das würde nicht funktionieren. Ich teile mir die Wohnung mit jemandem, und er würde nicht mitspielen.«
»Ich dachte an unsere Mutter«, sagte Callie energisch. Noch während sie es aussprach, wusste sie, dass sie den Gedanken wieder verwerfen musste. Nicht mal im Traum würde Peter das auch nur in Erwägung ziehen. Dabei konnte niemand wissen, ob Laura Anson überhaupt zustimmen würde. Ihre Mutter würde sich bestimmt bitter beklagen, ausgenutzt zu werden. Selbst wenn sie Ja sagte und Peter bei sich einziehen ließ, würde sie sich alle fünf Minuten ans Telefon hängen und Callie en detail seine neuesten Vergehen schildern. Ein Handtuch auf dem Badezimmerboden, ein schmutziger Teller auf dem Tisch, verbotenes Essen, das er sich einverleibt hatte. Unverzeihliche Sünden, die sie eine nach der anderen melden würde.
»Ich werde der perfekte Gast sein«, erklärte Peter und griff sich mit einer dramatischen Geste ans Herz. »Ich gelobe hoch und heilig, dir nicht in die Quere zu kommen. Ich
werde nichts stehen lassen. Du wirst gar nicht mitkriegen, dass ich überhaupt da bin.«
Den Tag wollte sie erleben. »Dann kochst du dir selbst?«
»Na ja, das nicht«, räumte er grinsend ein. »Aber ich esse, was auf den Tisch kommt, ohne zu murren.«
Sie sah ein, dass es einfach kein Entrinnen gab. »Also gut …«
»Und ich führe Bella aus, selbst wenn es kalt ist«, fügte er hastig hinzu. »Mit dem Gassiführer unter einem Dach, ist das nichts?« Ein unschlagbares Angebot.
Callie warf Marco einen verständnisheischenden Blick zu; er zuckte die Achseln und schüttelte den Kopf. Verständigung ohne Worte: Sie beide erkannten, dass Peter Anson als Mitbewohner es ihnen nicht gerade leichter machen würde, ihre Beziehung zu vertiefen.
»Um was für einen Zeitraum handelt es sich?«, fragte sie. »Wie viele Tage?«
»Ein paar Wochen, schlimmstenfalls. Du bist mich los, ehe du dich’s versiehst.«
Du lieber Himmel, dachte sie. Ein paar Wochen – das hieß, auch über Weihnachten. Aber wie konnte sie es ihm abschlagen?
»Na schön.« Callie gab sich geschlagen.
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