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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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hingelegt hätte.«
    Das passte zwar nicht im Mindesten zu Serena, war andererseits aber auch kein Grund, sich Gedanken zu machen.

    »Ich habe sie noch nicht gegessen. Willst du eins?« Chiara ging zum Kühlschrank und holte einen Teller mit Sandwiches heraus. »Sind genug da, Onkel Marco. Mozzarella mit Tomaten.«
    Mark setzte Wasser auf, dann machte er es sich mit Chiara am Tisch bequem, wo sie zügig ihre Sandwiches verzehrten.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist, Onkel Marco«, sagte Chiara offen. »Hat Mum dir gesagt, dass du vorbeischauen sollst? Um auf mich aufzupassen oder so?«
    »Nein, das war reiner Zufall. Ich hatte gehofft, mit deiner Mum … über eine Sache zu reden.«
    Unbewusst spielte sie mit einer Strähne ihres langen schwarzen Haars, die sie sich um den Finger drehte. Mark kannte sie schließlich ihr ganzes Leben lang und wusste, dass Chiara nur mit ihren Haaren spielte, wenn ihr etwas zu schaffen machte. Vielleicht war es die Aufregung wegen des bevorstehenden Krippenspiels? »Ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Mit dem Theaterstück und so?«
    »Oh, das läuft alles bestens«, winkte sie ab. »Ich habe meinen Text gelernt. Von vorn bis hinten.«
    »Auch den Monolog?«
    »Selbst den.« Chiara zuckte die Achseln. »Das wird schon schiefgehen.« Doch sie zwirbelte immer noch ihr Haar.
    Dann war es vielleicht die Unsicherheit wegen Angelina – der neue Freund und die Möglichkeit, dass sie es nicht rechtzeitig für die Vorführung nach Hause schaffte. »Wie läuft’s denn so bei Angelina?«, fragte er.
    »Gut, soviel ich weiß. Ich hab Sonntagabend mit ihr gesprochen, als sie anrief. Sie hat einen Freund, wusstest du das?« Chiara grinste. »Er heißt Li. L-I, nicht L-E-E. Er ist Chinese.« Dann fügte sie hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich sein Vorname oder sein Nachname ist. Ich glaube, irgendwie ist es bei den Chinesen falsch rum.«

    »Ich schätze mal, dein Dad ist nicht eben begeistert davon«, klopfte Mark auf den Busch. »Ich meine, von dem Freund.«
    Sie zuckte wieder die Achseln. »Nein. Andererseits wäre Dad mit keinem Freund zufrieden, mit dem Angelina nach Hause kommt.«
    Das, musste Mark ihr lassen, war eine sehr weise und tiefsinnige Erkenntnis. Vielleicht war Chiara ja doch schon erwachsener, als er dachte. »Und du?«, fragte er. »Hast du schon einen Freund?«
    Chiara zog angewidert die Nase kraus. »Kann mich hüten! Jungs sind blöd.«
    Doch noch nicht so erwachsen. »Blöd?«
    »Nicht persönlich gemeint«, fügte sie hinzu. »Aber du bist ja auch kein Junge. Nicht mehr.«
    Möglicherweise hätte Mark an diesem Punkt aufgegeben, hätte Chiara nicht das getan, was sie nur tat, wenn sie ernstlich verstört war: Sie steckte sich das untere Ende des zusammengedrehten Haars in den Mund und kaute darauf herum.
    Mark warf alle Bedenken, sich nicht einzumischen, über Bord. Er lehnte sich über den Tisch und berührte ihren Arm. »Hey, bambina , ist alles in Ordnung?«
    Ihr Gesicht verzog sich, und sie kniff die Augen zu. »Nein«, sagte sie leise. »Nein, ich glaube nicht.«
    »Was ist los? Sag’s Onkel Marco.«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Sie flüsterte fast, was gar nicht zu Chiara passte. »Ich hab nur das Gefühl, dass etwas … nicht stimmt. Ganz und gar nicht stimmt.«
    »Weil deine Mum nicht da ist?«, riet er.
    »Das auch. Und gestern Nacht war was los.«
    »Was denn?«, fragte Mark direkt.
    »So was wie … ein Streit, glaube ich.« Chiara schluckte, als wäre sie kurz davor, loszuheulen. »Es war schon spät. Ich bin davon aufgewacht. Sie haben gebrüllt. Sich richtig angebrüllt.«

    »Deine Mum und dein Dad?«
    Sie nickte kläglich. »Mum und Dad streiten sich schon mal. Zum Beispiel wegen Angelinas Freund. Aber das war was anderes, Onkel Marco. Sie haben richtig geschrien.«
    »Hast du gehört, was sie gesagt haben?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es war so laut. Und … ich glaube … Mum hat geheult.« An diesem Punkt war es auch bei Chiara aus; die Tränen flossen in Strömen.
     
    Alex Hamilton vermisste nicht nur ihre Mum und ihre beste Freundin Kirsty, sie vermisste auch ihre Granny. Sie hatte ihre Großmutter seit Wochen nicht mehr gesehen – überhaupt erst wenige Male, seit Granny nach London gezogen war, und auch nur immer höchstens ein paar Minuten. Als sie noch in Gartenbridge lebten, in den Jahren, in denen ihr gar nicht bewusst gewesen war, was für ein glückliches Leben sie führten, hatte sie Granny fast jeden

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