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Schuldig wer vergisst

Titel: Schuldig wer vergisst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Charles Anke und Dr Eberhard Kreutzer
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ungeduldig, halb zärtlich klang. »Für mich ist es auch hart. Aber wir können uns nicht sehen. Jetzt nicht, vielleicht eine ganze Weile nicht.« Es trat eine Pause ein. »Ich weiß. Aber du darfst nicht anrufen. Es ist zu gefährlich. Sie lässt mich nie allein. Nicht mehr als ein paar Minuten. Ich kann kaum aufs Klo, ohne dass sie mit will. Sie meint es gut, aber …«
    Yolanda rührte sich nicht; selbst wenn sie es versucht hätte, wäre es ihr nicht gelungen.
    »Ja«, murmelte Rachel. »Du weißt, ich liebe dich auch. Wir müssen einfach nur Geduld haben, weiter nichts.«

ZEHN
    Alex konnte in dieser Nacht kaum schlafen. Ihre Mutter war am Leben; aber es ging ihr nicht gut. All ihre unterdrückten Gefühle über die Trennung von ihrer Mum hatten sich zu einem Aufruhr an Liebe und Sehnsucht zusammengeballt.
    Am Ende wollte Granny ihr doch nicht genau sagen, wo sie sich befand. Aber aus dem, was sie weggelassen, und auch aus dem, was sie nicht hatte abstreiten können, hatte Alex einige Anhaltspunkte gewonnen. Sie war in Schottland. Nicht in den Highlands und auch nicht in Edinburgh. In einer Privatklinik irgendwo im südlichen Grenzgebiet, den Borders.
    Wenn Alex eines konnte, dann war es die Beschaffung von Informationen aus dem Internet. Und das Internet schlief nicht.
    Fast die ganze Nacht hindurch fischte sie in ihrem dunklen Zimmer in elektronischen Gewässern nach weiteren Anhaltspunkten; als sie irgendwann die Augen nicht mehr offen halten konnte und ins Bett sank, hatte sie ein kleine Liste von Möglichkeiten zusammengetragen.
     
    Bekam Alex zu wenig Schlaf, so ging Yolanda in dieser Nacht ganz leer aus. In dem Zimmer neben Rachel lag sie seit Stunden angespannt wach und drehte sich gedanklich im Kreis.

    Sie musste etwas unternehmen, so viel stand fest. Aber was? Sollte sie Rachel zur Rede stellen? Oder schnurstracks zu Neville Stewart gehen?
    Vielleicht reagierte sie auch einfach überzogen, und es gab eine unschuldige Erklärung für das, was sie belauscht hatte. Vielleicht hatte es ja etwas ganz anderes zu bedeuten, als sie befürchtete. In diesem Fall schuldete sie Rachel die Gelegenheit, es ihr zu erklären.
    Doch wenn sie zuerst mit Rachel sprach, brachte das zwei Schwierigkeiten mit sich: Zum einen war die junge Frau in einer sehr labilen physischen Verfassung. Jede zusätzliche Aufregung nach allem, was sie schon durchgemacht hatte, konnte vorzeitige Wehen auslösen. Außerdem würde Yolanda sich für den Fall, dass ihr schlimmster Verdacht sich bestätigen würde, von ihr in die Karten sehen lassen und ihr Gelegenheit geben, etwas zu unternehmen, das die Ermittlungen behinderte.
    Darüber hinaus hatte sie sich bisher vergeblich das Hirn zermartert, um irgendeine glaubhafte, unschuldige Erklärung zu finden. Es gab einfach keine. Im Verlauf der letzten Tage hatte Yolanda Rachel über ihren angeborenen Beschützerinstinkt hinaus irgendwie ins Herz geschlossen. Sie bewunderte ihren stoischen Gleichmut und ihre Tapferkeit. Sie mochte sie als Mensch.
    Wenn nun aber diese stoische Ruhe und diese Tapferkeit etwas ganz anderes zu bedeuten hatten? Wenn ihr Trevors Tod tatsächlich gleichgültig war? Wenn sie sogar froh war, ihn los zu sein?
    Oder sogar noch finsterere Gründe hatte …
    Vor der letzten Annahme scheute Yolanda zurück. Es war schwer genug für sie, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass Rachel jemand anderen als Trevor liebte. Jemanden, von dessen Existenz Yolanda bisher keine Ahnung gehabt hatte...

    In dem Moment erinnerte sie sich an den Anruf, den sie an ihrem ersten Tag frühmorgens abgefangen hatte. Eine Stimme, die im Flüsterton »Rachel?« gefragt hatte.
    Sie sollte Neville Stewart davon erzählen. Und zwar auf der Stelle. Doch durfte sie wirklich die arme Frau verraten, die jeden Moment ihr Kind gebären konnte? Wenn sie Rachel zur Rede stellte, ging sie das Risiko ein, eine Frühgeburt heraufzubeschwören. Doch war die Gefahr nicht noch größer, wenn sie die ermittelnden Kollegen unterrichtete?
    Sie war Polizistin, rief sich Yolanda streng ins Gedächtnis. Das war ihr Beruf, ihre Berufung. Und nur deshalb befand sie sich hier in diesem Haus. Nicht als Hebamme, nicht als Freundin oder Gehilfin von Rachel. Als Polizeibeamtin war es ihre Pflicht, dem Gesetz Geltung zu verschaffen. Es sollte gar keine Frage sein, was sie als Nächstes tat – es war eine Selbstverständlichkeit.
    Dann kam ihr eine Idee, die ihr zumindest eine Atempause verschaffen würde. Sie konnte mit Eli

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