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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Partydroge, weil es auf der molekularen Ebene dem PCP, Phenyl-Cyclidin-Piperidin, sehr ähnlich ist – Angeldust. Es bewirkt einen dissoziierten Zustand, in dem man das Gefühl hat, sich selbst von außen zu betrachten. Es kommt zu Halluzinationen … Amnesie.«
    Mike hatte Venice regelrecht angebettelt, den Test im Polizeilabor durchzuführen, obwohl sie einen Rückstand von zwei Monaten abzuarbeiten hatte. Zum Dank hatte er ihr zwei VIP-Eintrittskarten für die Boston Bruins versprochen. Venice war alleinerziehende Mutter eines eishockeyverrückten Sohnes, und Mike wusste, dass sie dem Angebot nicht würde widerstehen können. Ihm war allerdings noch ein Rätsel, wie und wo er von seinem eigenen Gehalt zwei 85-Dollar-VIP-Tickets für die Boston Bruins auftreiben sollte.
    Bislang war Trixies Blut auf GHB und Rohypnol, die häufigsten Vergewaltigungsdrogen, getestet worden, in beiden Fällen negativ, und Mike war sich schon fast sicher, dass Trixie sie erneut hinters Licht geführt hatte. Er blickte auf den Computermonitor, eine unverständliche Abfolge von Zahlen. »Wer dealt denn in Bethel mit Ketamin?«, fragte er interessehalber.
    Â»Als flüssiges Ketavet ist es in der Tiermedizin ein völlig legales Betäubungsmittel. In dieser Form kann es leicht als Vergewaltigungsdroge missbraucht werden. Es ist geruchs- und geschmacklos. Wenn man das Zeug einer Frau in die Cola schüttet, haut es sie nach einer Minute um. Danach ist sie mehrere Stunden lang hilflos und willig … und das Beste ist, dass sie sich nicht daran erinnern kann, was passiert ist.« Der Computer druckte die letzte Analyse aus, und Venice überflog das Blatt. »Du sagst, euer Opfer hat gelogen?«
    Â»Wie gedruckt; ich wünschte, ich würde für die Verteidigung arbeiten«, sagte Mike.
    Sie zog mit einem Textmarker lässig eine gelbe Linie über ein Ergebnisfeld. »Behalt deinen Job«, meinte Venice. »Trixie Stone hat die Wahrheit gesagt.«

    Der allgemein verbreitete Glaube, es gebe in der Es-kimosprache an die hundert verschiedene Wörter für Schnee, war falsch. In der Yupik-Sprache kam man auf lediglich fünfzehn: qanuk (Schneeflocke), kanevvluk (pulvriger Schnee), natquik (Schneetreiben), nevluk (pappiger Schnee), qanikcaq (Schnee auf dem Boden), muruaneq (weicher tiefer Schnee auf dem Boden) qetrar (verkrusteter Schnee), nutaryuk (frisch gefallener Schnee), qanisqineq (auf fließenden Gewässer treibender Schnee), qengaruk (Schneeverwehung), utvak (Schneeblock), navcaq (Schneewächte), pirta (Schneesturm), cellallir (Blizzard) und pirrelvag (heftig wehender Schnee).
    Wenn es um Schnee ging, dachte Daniel auf Yupik. Dann schaute er aus dem Fenster, und eines dieser Worte schoss ihm durch den Kopf. Aber hier in Maine gab es Schneeformen, für die es in Alaska keine Entsprechungen gab. Zum Beispiel der Schnee, der manchmal noch im Frühjahr wie Gänsedaunen niederschwebte. Oder die Eisstürme, nach denen die Kiefernnadeln an den Bäumen aussahen wie aus Kristall geformt. Bei solchen Phänomenen war Daniels Kopf einfach nur leer. Wie jetzt zum Beispiel: Es musste einen Begriff für die Art von Unwetter geben, das den ersten richtigen Schnee des Winters brachte. Die Flocken waren kinderfaustgroß und fielen aus einem bleiernen Himmel, der aussah, als hätte er einen Riss bekommen. Es war die Art von Schnee, die so schnell kam, dass sie dich regelrecht überrumpelte. Es war die Art von Schnee, dachte Daniel, die dir keine Zeit mehr ließ, die herumliegende Harke und die Gartenschere wegzuräumen, mit der du eben erst die Brombeerbüsche geschnitten hattest, sodass du nur noch hoffen konntest, zufällig darüber zu stolpern, ehe die Klingen verrostet waren. Aber diese Hoffnung erfüllte sich nie. Die Dinge, mit denen du achtlos umgegangen warst, gingen unweigerlich verloren, und zur Strafe würdest du sie erst im Frühjahr wiedersehen.

    Trixie konnte ihre Snowboots nicht finden – die waren irgendwo in ihrem vollgestopften Schrank vergraben. Also nahm sie die ihrer Mutter, die zum Trocknen im Vorraum standen, weil ihre Mom das Seminar am Nachmittag wegen des Wetters abgesagt hatte. Trixie band sich einen Schal um und setzte eine Mütze auf, auf der vorn in roten Buchstaben DRAMA QUEEN stand. Dann zog sie ein Paar Skihandschuhe ihres Vaters an und stapfte nach draußen. Sie wusste nicht mehr, wann sie das letzte

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