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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schneesturms war das Hockeytraining abgesagt worden. Jason fuhr von der Schule direkt nach Hause, wie es die Kautionsauflagen verlangten, und verkroch sich in seinem Zimmer, wo er auf seinem iPod die White Stripes hörte. Er schloss die Augen und malte sich aus, wie er wunderbare Pässe zu Moss rüberspielte, Wristshots und Slapshots machte und den Puck ins Tor jagte.
    Eines Tages wäre er in aller Munde, und nicht etwa wegen dieser Vergewaltigungsklage. Jason wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber er konnte es schaffen. Ein oder zwei Jahre Vorbereitung aufs College, dann die Unimannschaft, und vielleicht würde es ihm ja so gehen wie Hugh Jessiman in Dartmouth. Der war gleich im ersten Jahr bei der NHL gelandet. Sein Trainer hier in Bethel hatte Jason immerhin versichert, dass er ein Ausnahmetalent sei. Er hatte gesagt, ihm stehe die Eishockeywelt offen.
    Da flog plötzlich die Zimmertür auf. Sein Vater kam wutschnaubend hereingestürmt und riss ihm die iPod-Kopfhörer herunter.
    Â»Ich will wissen, was du alles ausgelassen hast. Ich will wissen, wo du die verdammten Drogen herhattest.«
    Â»Ich nehme keine Drogen«, sagte Jason. »Ich bin Sportler!«
    Â»Oh, das glaub ich dir aufs Wort«, sagte sein Vater sarkastisch. »Ich glaube dir, dass du das Zeug nicht selbst genommen hast.«
    Jason sah seinen Vater verwirrt an. »Und wieso flippst du dann so aus?«
    Â»Weil Dutch Oosterhaus mich angerufen hat, um mit mir über einen kleinen Laborbericht zu plaudern, der ihm heute zugegangen ist. Den Bericht über Trixie Stones Bluttest; das Ergebnis beweist, dass ihr eine Droge verabreicht wurde.«
    Hitze kletterte an Jasons Wirbelsäule hinauf.
    Â»Und weißt du, was mir Dutch noch erzählt hat? Jetzt, wo nachweislich Drogen im Spiel sind, hat die Staatsanwaltschaft genug in der Hand, um gegen dich Anklage nach dem Erwachsenenstrafrecht zu erheben.«
    Â»Ich hab ihr keine …«
    Eine Ader pulsierte an der Schläfe seines Vaters. »Du hast alles weggeworfen, Jason. Du hast alles weggeworfen, und wofür? Für eine Kleinstadthure.«
    Â»Ich hab ihr keine Drogen gegeben. Ich hab sie nicht vergewaltigt. Sie muss irgendwas mit der Blutprobe angestellt haben, weil … weil …« Jasons Stimme erstarb. »Mein Gott … du glaubst mir nicht.«
    Â»Keiner glaubt dir«, sagte sein Vater matt. Er zog einen geöffneten Briefumschlag aus seiner Gesäßtasche und reichte ihn Jason, ehe er aus dem Zimmer ging.
    Jason sank auf sein Bett. Der Brief trug den Absender der Gould Academy; der Name des Eishockeytrainers war mit Kuli darübergeschrieben. Er las: Angesichts der jüngeren Ereignisse … Rücknahme des Stipendiumsangebots für ein Vorbereitungsjahr … das Ansehen der Academy gewahrt bleiben muss … gewiss Verständnis für unsere Entscheidung.
    Der Brief fiel ihm aus der Hand und flatterte auf den Teppich. Wer hätte gedacht, dass das Geräusch, das dein Leben macht, wenn es auseinanderfällt, absolute Stille ist?

    Es hatte rechtzeitig aufgehört zu schneien. Die Ladenbesitzer von Bethel schaufelten die Bürgersteige für das alljährliche Winterfest frei, das immer am Freitag vor Weihnachten stattfand und vor allem den Konsum ankurbeln sollte. Die Geschäfte hatten bis spätabends geöffnet, und in einigen Lokalen wurde kostenlos Glühwein ausgeschenkt. Lichterketten schmückten die kahlen Bäume. Manch findiger Farmer karrte ein mageres Rentier heran und stellte einen Klappzaun drum herum: Fertig war der Nordpolstreichelzoo. Der Inhaber des Buchladens verkleidete sich als Weihnachtsmann und hörte sich geduldig die Geschenkwünsche der Kinder an.
    In diesem Jahr wollte man besonders die Bedeutung des Lokalsports für die Stadt herausstellen und hatte auf dem Platz vor dem Rathaus eine kleine Eisbahn gebaut. Am frühen Abend hatten die Ice CaBabes , eine Eislaufgruppe, ihre kleine Formationskür zum Besten gegeben. Anschließend sollte ein Freundschaftsspiel der Bethel Highschool gegen eine Auswahl der hiesigen Pfadfinder stattfinden.
    Jason hatte nicht vorgehabt, mitzuspielen – doch dann hatte der Trainer ihn angerufen und an seine Verpflichtung gegenüber der Mannschaft erinnert. Der Trainer hatte indes nicht gesagt, in welcher Verfassung Jason zu erscheinen hatte. Die Fahrt in die Stadt dauerte nur eine Viertelstunde, aber die Zeit genügte ihm, um

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