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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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die Jack-Daniel’s-Flasche seines Vaters um ein gutes Stück zu leeren.
    Moss war bereits auf dem Eis, als Jason sich auf eine Bank setzte, sich die Schlittschuhe anzog, seinen Stock packte und an Moss vorbeirempelte. »Willst du quatschen oder Hockey spielen?« Dann glitt er so schnell zur Spielfeldmitte, dass er ein paar nicht ganz so geübte Pfadfinder ins Taumeln brachte. Moss folgte ihm, und sie spielten sich den Puck mit ein paar flotten Pässen zu. Die Eltern, die am Rand zuschauten, beklatschten die Showeinlage.
    Der Coach, der als Schiedsrichter fungierte, gab den Pfiff zum Anstoß, und Jason stellte sich in Position. Sein Gegenüber vom Pfadfinderteam ging ihm gerade mal bis zur Brust. Der Puck wurde eingeworfen, die Highschoolspieler überließen ihn den Kleinen. Aber Jason luchste ihn dem Jungen, der ihn ergattert hatte, gleich wieder ab, stürmte damit aufs Tor zu und versenkte ihn in der oberen rechten Ecke, ohne dass der winzige Torhüter eine Chance gehabt hätte. Er hob triumphierend den Stock in die Luft und drehte sich nach seinen Teamkameraden um, von denen ihm keiner gefolgt war. Auch das Publikum jubelte nicht mehr. »Sollen wir denn keine Tore machen?«, rief er leicht lallend. »Gibt’s hier jetzt auch schon neue Regeln?«
    Moss zog Jason an den Rand der Eisfläche. »Hör mal, Kumpel. Wir spielen hier zum Spaß, und unsere Gegner sind Kinder.«
    Jason nickte. Wieder erfolgte ein Anstoß, doch diesmal fuhr Jason langsam rückwärts, als der Kleine nach dem Puck angelte. Er war es nicht gewohnt, ohne Bande zu spielen, und als er über den Plastikrand der Eisfläche stolperte, fiel er ins Publikum. Aus den Augenwinkeln sah er Zephyr Santorelli-Weinstein und noch einige andere aus der Schule. »’tschuldigung«, murmelte er und rappelte sich auf.
    Wieder auf dem Eis, stürmte Jason schnurstracks auf den Puck los, wobei er einen gegnerischen Spieler mit einem Hüftcheck aus dem Weg beförderte. Diesmal war sein Widersacher kaum halb so groß und so schwer wie er. Der Junge hob regelrecht ab und krachte gegen den Torhüter, der lang hinschlug und in das Netz rutschte. Jason sah, wie der Vater des Jungen in Straßenschuhen übers Eis zu seinem weinenden Sohn rannte.
    Â»Sag mal, tickst du noch sauber?«, fragte Moss, der auf ihn zugefahren kam.
    Â»War keine Absicht«, antwortete Jason, und sein Freund wich zurück, als er die Alkoholfahne roch.
    Â»Der Coach reißt dir den Arsch auf. Los, mach die Biege. Ich lass mir schon irgendwas einfallen, was ich ihm erzähle.«
    Jason starrte ihn an.
    Â»Nun geh schon«, sagte Moss.
    Jason warf einen letzten Blick zu dem Jungen und seinem Vater hinüber, dann sauste er zu der Stelle, wo er seine Stiefel liegen hatte.

    Da starb ich nicht und konnte auch nicht leben;
    Bedenk für dich, wenn du ein Gran Verstand,
    Was aus mir wurde ohne Tod und Leben.

    Laura las die Zeilen aus dem letzten Gesang des Inferno und klappte das Buch zu. Hier wurde Luzifer beschrieben, zweifellos die faszinierendste Figur der Dichtung: hüfttief in einem Eissee, während er dreiköpfig an Sündern nagte. Als ehemaliger Erzengel hatte er die Freiheit zu wählen – und genau das brachte ihn überhaupt dazu, sich mit Gott anzulegen. Wenn Luzifer also sein Verhalten selbst beschlossen hatte, wusste er dann auch im Voraus, dass er am Ende so würde leiden müssen?
    Dachte er womöglich auch, dass er es verdient hatte?
    Galt das für alle, denen die Rolle als Gegner des Helden auf den Leib geschrieben war?
    Laura fiel ein, dass sie selbst im Sinne der Höllenkreise gesündigt hatte: Sie hatte ihre Arbeitgeberin – die Universität – hintergangen, indem sie sich auf eine Affäre mit einem Studenten einließ. Sie hatte Gott getrotzt, indem sie ihr Ehegelöbnis missachtet und Ehebruch begangen hatte. Sie hatte sich an ihrer Familie versündigt, indem sie Trixie allein gelassen hatte, als die sie am meisten brauchte. Sie hatte ihren Mann angelogen, sie war zornig und rachsüchtig gewesen, sie hatte Zwietracht gesät – und war sie nicht auch eine arglistige Beraterin für einen Studenten gewesen, der eine Mentorin suchte und eine Geliebte bekam?
    Was Laura nicht getan hatte, war, jemanden zu töten.
    Sie betrachtete gedankenverloren einen alten Porzellankopf, den sie vor Jahren auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Auf die schimmernde

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