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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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überstand sie, indem sie augenblicklich die Augen schloss und so tat, als schliefe sie. Doch in Wahrheit belauschte sie das Gespräch ihrer Eltern auf der Vorderbank.
    Ist das normal, dass ihre Stimme so klingt?
    Wie klingt?
    Du weißt schon. Als würden die meisten Töne fehlen.
    Vielleicht liegt das an dem Medikament.
    Die haben gesagt, es dauert ein paar Wochen, bis es anfängt zu wirken.
    Und wie sollen wir bis dahin auf sie aufpassen?
    Trixie hätte fast Mitleid mit ihren Eltern haben können, aber sie wusste genau, dass die beiden sich das selbst zuzuschreiben hatten. Schließlich hätte ihr Mutter gestern nicht ins Bad kommen müssen .
    Sie spürte die Wahrheit, die sie versteckt hatte. Die Wahrheit, die sie weder dem Psychiater noch ihren Eltern gesagt hatte, sosehr sie auch versucht hatten, sie ihr zu entlocken. Sie würde sie lieber ganz verschlucken, als sie laut auszusprechen.
    Trixie tat so, als müsse sie herzhaft gähnen und sich strecken, als sie schließlich in ihre Straße einbogen. Ihre Mutter drehte sich mit diesem Maskenlächeln im Gesicht um: »Du bist wach!«
    Ihr Vater blickte in den Rückspiegel. »Brauchst du irgendwas?«
    Trixie wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. Vielleicht war sie ja doch gestorben. Und in der Hölle gelandet.
    Gerade als Trixie meinte, schlimmer könne es nicht mehr kommen, bog der Wagen in die Einfahrt, und sie sah Zephyr vor dem Haus stehen. Trixie erinnerte sich an ihr letztes gemeinsames Gespräch, nach dem sie mit keinen weiteren Plaudereien mehr gerechnet hatte. Und danach hatte Trixie ohnehin das Gefühl gehabt, von der ganzen Welt unter Quarantäne gestellt worden zu sein.
    Zephyr klopfte an die Scheibe. Sie wirkte nervös. Ȁhm, Mrs. Stone, könnte ich vielleicht mal mit Trixie reden?«
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Ehrlich gesagt, ich glaube, das ist jetzt nicht der richtige …«
    Â»Laura«, fiel ihr Vater ihr ins Wort und blickte Trixie im Rückspiegel an: Entscheide du .
    Trixie stieg mit hochgezogenen Schultern aus dem Wagen. »Hallo«, sagte sie argwöhnisch.
    Zephyr sah so aus, als habe sie während der vergangenen vierundzwanzig Stunden viel geweint. Sie folgte Trixie ins Haus und auf ihr Zimmer. Als Trixie am Badezimmer vorüberging, erschrak sie kurz – war es nach gestern sauber gemacht worden? Doch die Tür war geschlossen, und sie eilte weiter in ihr Zimmer, ohne noch länger darüber nachzudenken.
    Â»Alles okay mit dir?«, fragte Zephyr.
    Trixie hatte nicht vor, auf die Mitleidstour reinzufallen. »Mit wem hast du gewettet?«
    Â»Was?«
    Â»Sollst du eine Haarlocke von mir mitbringen als Beweis, dass du tatsächlich bei mir warst? Aber Moment, ich hab ja gar keine Haare mehr. Die hab ich mir abschneiden lassen, als ich damit anfing durchzuknallen.«
    Zephyr schluckte. »Ich hab gehört, du wärst fast gestorben.«
    Â»Fast« zählt nicht , sagte Trixies Vater immer.
    Â»Na und?«, entgegnete Trixie.
    Zephyrs Unterlippe zuckte. »Ich hab mich benommen wie das letzte Arschloch. Ich war wütend, weil ich gedacht hab, du hast diese ganze Rachegeschichte für Jason geplant und hättest nicht genug Vertrauen zu mir, um mit mir darüber zu reden …«
    Â»Ich hab nie …«
    Â»Nein, lass mich ausreden«, sagte Zephyr. »Und ich war wütend auf dich wegen der Party, weil Moss mehr Augen für dich als für mich hatte. Ich wollte es dir heimzahlen, und deshalb hab ich gesagt – was alle gesagt haben. Aber dann hab ich gehört, dass du im Krankenhaus bist, und ich musste immerzu daran denken, wie schrecklich es gewesen wäre, wenn du … wenn du, du weißt schon , und ich dir nicht mehr hätte sagen können, dass ich dir glaube.« Sie schluchzte. »Ich hab das Gefühl, es war alles meine Schuld. Ich würde alles tun, wenn ich es wiedergutmachen könnte.«
    Trixie wusste nicht, ob Zephyr die Wahrheit sagte und ob sie ihr je wieder vertrauen konnte. Was, wenn Zephyr anschließend zu Moss und Jason und all den anderen laufen würde, um sie mit Anekdoten über die Verrückte zu unterhalten? Aber … vielleicht war Zephyr auch tatsächlich einfach deshalb zu Trixie gekommen, weil sie sich an ihre gute alte Freundin erinnert hatte.
    Trixie sah sie an. »Willst du wissen, wie ich es gemacht habe?«
    Zephyr nickte und machte einen

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