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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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verlor, wie lange würde es wohl dauern, bis er das Wasser wiedersah?

    Daniel saß unter der Straßenlampe, als Laura angelaufen kam. »Hast du sie gefunden?«
    Â»Nein«, sagte er und stand langsam auf. »Und sie geht nicht ans Telefon, falls sie überhaupt zu Hause ist.«
    Â»Okay«, sagte Laura und ging unruhig auf und ab. »Okay.«
    Â»Nichts ist okay. Ich hab mich mit Jason Underhill geprügelt. Er hat sie angefasst. Und ich … ich … bin ausgeflippt. Ich hab ihn zusammengeschlagen, Laura. Trixie hat alles mit angesehen.« Daniel atmete tief durch. »Vielleicht sollten wir Bartholemew anrufen.«
    Laura schüttelte den Kopf. »Wenn du die Polizei anrufst, musst du sagen, dass du Jason verprügelt hast«, sagte sie tonlos. »Das ist Körperverletzung, Daniel.«
    Daniel dachte daran, wie er Jason mit dem Messer bedroht hatte. Wenn das herauskam … das war nicht bloß Körperverletzung – das war Kidnapping.
    Er sah Laura an. »Was machen wir jetzt?«
    Sie trat näher an ihn heran, und das Licht der Lampe fiel über ihre Schultern wie ein Umhang. »Wir werden sie allein suchen«, sagte sie.

    Laura rannte ins Haus und rief nach Trixie, aber es kam keine Antwort. Zitternd ging sie in die dunkle Küche. Sie drehte den Hahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    Ein Albtraum war Wirklichkeit geworden.
    Sie und Daniel hatten sich eine Strategie überlegt: Er würde die Stadt nach Trixie absuchen, und Laura würde nach Hause fahren, falls Trixie dort auftauchte. Du musst dich beruhigen , beschwor sie sich. Es wird alles gut .
    Als das Telefon klingelte, riss sie es förmlich von der Gabel. Noch währenddessen kam ihr ein anderer Gedanke – was, wenn es die Polizei war?
    Laura schluckte. »Hallo?«
    Â»Mrs. Stone … ich bin’s, Zephyr. Ist Trixie da? Ich muss sie sprechen.«
    Â»Zephyr«, wiederholte sie. »Nein. Trixie ist nicht – hast du sie heute Abend irgendwo gesehen?«
    Â»Ich? Nein.«
    Laura schloss die Augen. »Gut, ich richte ihr aus, dass du angerufen hast«, sagte sie.
    Sie legte auf und setzte sich an den Küchentisch. Sie hatte immer noch ihren Mantel an.

    Trixie stand fröstelnd vor der Bank of Bethel. Es war inzwischen Mitternacht und das Winterfest nur noch Erinnerung. Die Polizeiabsperrungen an beiden Enden der Hauptstraße waren entfernt worden, die Weihnachtsbeleuchtung war ausgeschaltet. Aus den Mülleimern quollen Pappbecher, leere Flaschen und zerbrochene Zuckerstangen.
    Die Bank hatte eine riesige verspiegelte Fensterscheibe, von der Trixie schon als Kind fasziniert gewesen war. In dem Spiegel sah Trixie jetzt ihren Vater näher kommen. Sie betrachtete ihn oder eigentlich seinen Zwilling, wie er neben ihrem Zwilling stand. In dem Augenblick, als er sie berührte, war der Bann gebrochen. Plötzlich konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten, so müde war sie. Er fing sie auf, als sie ins Taumeln geriet. »Komm, wir fahren nach Hause«, sagte er und hob sie hoch.

    Lauras Auto stand in der Einfahrt, als Daniel zurückkam. Er hob die schlafende Trixie aus dem Wagen und trug sie in ihr Zimmer. Dort zog er ihr die Schuhe aus und öffnete den Reißverschluss ihrer Jacke. Er überlegte kurz, ob er ihr einen Pyjama anziehen sollte, doch dann deckte er sie einfach nur gut zu.
    Als er sich aufrichtete, stand Laura in der Tür. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Trixie, kreideweiß im Gesicht. »Oh, Daniel«, flüsterte sie. »Es ist was passiert.«
    Â»Nichts ist passiert«, sagte Daniel sanft und legte die Arme um sie.
    Laura schlang die Arme um Daniels Taille und brach in Tränen aus. »Aber sie ist doch zu Hause«, sagte er und brachte ein Lächeln zustande, obwohl er seine aufgeschürften Knöchel und die Blutergüsse spürte. »Nur das zählt.«

    Am nächsten Morgen inspizierte Daniel seine Blessuren. Die Lippe war aufgeplatzt. Er hatte einen Bluterguss an der rechten Schläfe; die Knöchel der rechten Hand waren dick geschwollen und rot. Aber das war nichts gegen den Schaden, den das Verhältnis zu seiner Tochter erlitten hatte. Weil sie erschöpft eingeschlafen war, hatte Daniel noch immer keine Gelegenheit gehabt, ihr zu erklären, was am Vorabend geschehen war, in welches Tier er sich verwandelt hatte.
    Er wusch sich das Gesicht. Wie erklärte man auch der eigenen

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