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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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war. Sie waren ja praktisch schon am Ziel, andererseits merkte er, wie extrem aufgewühlt Trixie war. »Du bleibst im Auto«, gestand er ihr schließlich zu. »Ich bin gleich wieder da.«
    Trixie nickte und sah ihm nach, als er den Parkplatz überquerte. Sie schloss die Augen und zählte bis fünfzig. Sie lauschte auf das Geräusch ihres eigenen Herzschlags.
    Doch sie musste feststellen, dass die Erfüllung ihres vermeintlich größten Wunsches – endlich allein zu sein – sich als ungemein beängstigend erwies. Als die Tür des Wagens nebenan zuschlug, zuckte sie zusammen. Die Scheinwerferkegel glitten über sie hinweg, als das Auto aus der Parklücke rollte, und sie drückte das Gesicht in den Jackenkragen, damit der Fahrer sie nicht sah.
    Ihr Vater war gerade mal drei Minuten weg, und sie geriet regelrecht in Panik. Wie lange dauerte es denn, diesen blöden Käse zu kaufen? Was, wenn jemand anderes auf den Parkplatz kam und sie erkannte? Bestimmt gäb’s im Handumdrehen einen Menschenauflauf, und die Leute würden sie als Schlampe und Flittchen beschimpfen. Wer würde sie retten, wenn sie anfingen, gegen die Fenster zu trommeln, zur Hexenjagd aufriefen, sie lynchen wollten?
    Trixie spähte durch die Windschutzscheibe. Bis zum Supermarkteingang würde sie höchstens fünfzehn Sekunden brauchen. Inzwischen stand ihr Vater bestimmt schon in der Schlange an der Kasse. Vielleicht würde sie dort jemandem begegnen, den sie kannte, aber zumindest wäre sie bei ihrem Vater.
    Trixie stieg aus dem Auto und lief über den Parkplatz. Sie hatte den Blick starr auf die hellen Fenster des Supermarktes gerichtet.
    Jemand kam ihr entgegen. Ein Mann. Sie konnte ihn aber nicht erkennen, wegen der grellen Straßenlampe dahinter lag sein Gesicht im Dunkeln. Falls es ihr Vater war, würde er sie zuerst sehen, dachte Trixie. Und falls nicht, dann würde sie, so schnell sie nur konnte, an dem Fremden vorbeirennen.
    Aber als Trixie lossprinten wollte, rutschte sie auf einer vereisten Stelle aus. Im letzten Moment, ehe sie mit der linken Hüfte auf den Asphalt gestürzt wäre, wurde sie ausgerechnet von dem Mann aufgefangen, dem sie hatte ausweichen wollen. »Alles in Ordnung?«, fragte er, und als sie aufblickte, sah sie in Jasons Augen.
    Er ließ sie augenblicklich los. Von ihrer Mutter wusste Trixie, dass Jason nicht in ihre Nähe kommen, sie nicht ansprechen durfte, weil er sonst bis zum Prozess in Untersuchungshaft müsste. Aber entweder hatte ihre Mutter sich geirrt, oder Jason hatte es vergessen, denn nachdem er sie zuerst erschreckt losgelassen hatte, kam er jetzt auf sie zu. Er roch stark nach Alkohol, und seine Stimme war heiser. »Was hast du denen erzählt? Was tust du mir an?«
    Trixie rang nach Atem. Die Kälte drang durch ihre Jeans, und einer ihrer Stiefel war nass geworden. »Ich hab nicht … ich will nicht …«
    Â»Du musst ihnen die Wahrheit sagen«, flehte Jason. »Die glauben mir nicht.«
    Das war Trixie neu, und es durchschnitt ihre Angst wie ein Messer. Wenn sie Jason nicht glaubten und ihr auch nicht glaubten, wem glaubten sie denn überhaupt?
    Er ging vor ihr in die Hocke, und schlagartig kam Trixies Erinnerung zurück an den Augenblick, als es geschah. Es war ihr, als geschähe die Vergewaltigung noch einmal, als könnte sie nicht einen einzigen Muskel ihres Körpers kontrollieren.
    Â»Trixie«, sagte Jason.
    Seine Hände auf ihren Oberschenkeln, als sie versuchte, sich von ihm zu befreien.
    Â»Du musst es tun.«
    Sein Körper über ihrem drückte auf ihre Hüften.
    Â»Jetzt.«
    Jetzt, hatte er gesagt und den Kopf in den Nacken geworfen, als er aus ihr herausglitt und sich heiß über ihren Bauch ergoss. Jetzt, hatte er gesagt, aber da war es schon zu spät gewesen.
    Trixie holte tief Luft und schrie aus vollem Hals.
    Plötzlich war Jason nicht mehr über sie gebeugt. Trixie blickte auf und sah, dass er kämpfte, den Faustschlägen ihres Vater auszuweichen versuchte. »Daddy!«, kreischte sie. »Hör auf!«
    Ihr Vater drehte sich um, seine Lippe war aufgeplatzt und blutete. »Trixie, steig ins Auto.«
    Sie stieg nicht ins Auto. Sie stolperte von den beiden miteinander kämpfenden Männern weg und blieb im Lichtschein einer Straßenlampe stehen. Sie sah ihren Vater – den Mann, der in ihrem Kinderzimmer Spinnen gefangen und im

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