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Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman

Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman

Titel: Schule der Leidenschaft. Ein erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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ist.“
    Ohne darauf zu achten, ob Fabrizio ihr folgte, eilte sie hinaus und um die Hausecke. Ernesto brachte Essbarem offenbar größere Wertschätzung entgegen als Zierpflanzen. Der kleine Gemüsegarten wirkte gut gewässert, allerdings deutlich vernachlässigt. Das Unkraut überwucherte teilweise die Nutzpflanzen.
    „Hier muss dringend gejätet werden!“ Sie sah sich kritisch um. In der hintersten Ecke gediehen die Kräuter, die sie bei Onkel Ugo kennen und schätzen gelernt hatte. Geduldig hatte er ihr immer wieder die Unterschiede und Feinheiten des Gebrauchs erklärt. Immer wenn sie in Mailand eines der welken Kräutersträußchen erstanden hatte, die dort als „frische Kräuter“ propagiert wurden, hatte sie sehnsüchtig an die saftstrotzenden Blätter aus Onkel Ugos Garten gedacht.
    Sie bückte sich, um eines der silbrig grau-grünen Salbeiblätter zu pflücken, zerrieb es zwischen den Fingern und sog tief den würzigen Duft ein. Augenblicklich kamen ihr seine Kalbsschnitzelchen mit Salbei und Parmeggiano in den Sinn. Immer wenn sie sich ein Gericht hatte wünschen dürfen, war es dieses gewesen.
    Direkt daneben wuchsen Thymian und Oregano, deren Blüten so von Bienen umschwärmt wurden, dass Fabrizio hinter ihr zur Vorsicht mahnte, als sie die Zweiglein abknipste, die sie brauchen würde. Die Blüte war ein sicheres Anzeichen, dass die Sträucher zu lange nicht zurückgeschnitten worden waren. Sie konnte sich nicht erinnern, dass ihnen jemals erlaubt worden wäre, zu blühen.
    „Es schadet dem Aroma“, erklärte ihr Onkel Ugo und schnitt die kleinen Büsche radikal zurück. Das meiste von dem Schnitt hatte er getrocknet und in Glasdosen für das Winterhalbjahr aufbewahrt, aber einige davon hatte sie immer für sich behalten und, sobald sie wieder zu Hause war, neben ihr Kopfkissen gelegt. Sie liebte den würzigen Duft, der sie an den Sommer und ihre Zeit mit Onkel Ugo erinnerte. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich einbilden, wieder neben ihm zu stehen und den Kopf über seine Finger zu beugen, zwischen denen er die Blättchen zerrieb, um die ätherischen Öle freizusetzen.
    Es würde nicht mehr als zwei bis drei Wochen dauern, bis sie reichlich würden ernten können, schätzte Angelina. Die Tomaten zeigten bereits ihre erste zarte Röte. Die Zucchiniblätter hatten sich siegreich über ihre Nachbarn behauptet, und die Buschbohnen versprachen eine gute Ausbeute, auch wenn die Schoten gerade mal streichholzlang waren.
    „Schade, dass die Vögel schneller waren“, bemerkte Fabrizio bedauernd und wies auf den alten Kirschbaum, auf dem nur noch vereinzelt dunkelrote Herzkirschen auszumachen waren. „Aber diese letzten Exemplare hole ich mir. Gibt es hier irgendwo eine Leiter?“
    „Ich glaube, im Schuppen gleich links neben der Tür. Da muss auch ein Erntekorb sein. Warte, ich helfe dir.“
    Zu zweit bugsierten sie die sperrige Holzleiter an den Baumstamm, und Fabrizio stieg verwegen grinsend, den Henkel des Flechtkorbs zwischen den Zähnen, in die Baumkrone.
    Es dauerte nicht lange, und er kletterte wieder hinunter.
    „Eine doch noch ganz ordentliche Ausbeute für den Nachtisch“, stellte er zufrieden fest und hielt ihr den vollen Korb unter die Nase. Die Früchte schienen die Sonnenstrahlen in ihrem Schwarzrot zu absorbieren und als subtiles Glühen wieder abzustrahlen. Beinahe zärtlich tippte Angelina einige mit der Fingerspitze an. Die seidige Haut spannte über dem prallen Fruchtfleisch, als würde sie jeden Augenblick platzen und das saftige Innere freigeben. Sie wirkten beinahe unanständig in ihrer sinnlichen Versuchung.
    Behutsam, zwischen zwei Fingern, führte sie eine zum Mund. Wie poliert fühlte sie sich zwischen ihren Lippen an, glatt und fest. Langsam und bewusst nahm sie sie zwischen die Schneidezähne, zögerte ihn noch einen Moment hinaus, den Augenblick, in dem ihre scharfen Zähne die Außenhülle anritzten und der blutrote, süße Saft heraussickerte. Und in dem das Fruchtfleisch sich weich an ihre Zunge schmiegte, mit der sie nach dem kleinen, runden Kern tastete.
    Sie liebte Kirschen; vielleicht gerade wegen ihrer Widersprüchlichkeit, den Überraschungsmomenten? Beim ersten Kontakt die gespannte Härte, dann das Aufplatzen, das nachgiebige Zerfließen und zu guter Letzt wieder das kleine, glatte Stück Holz, das einen zur Aufmerksamkeit zwang. Kirschen musste man bedachtsam essen. Sie waren nicht dazu geschaffen, achtlos hinuntergeschlungen zu werden. Sie forderten

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