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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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anhalten, warf seinem Bediensteten die Zügel zu und sprang von der Sitzbank. „Bring sie in den Stall, Tommy."
      „Wie Sie wünschen, Sir."
      Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Sloane auf dem Gehsteig und beobachtete das Handschuhgeschäft.
      Dann ging er langsam auf den Laden zu und kniff die Augen zusammen, um durch das Schaufenster zu spähen. Hinter der Auslage, wo Handschuhe von unterschiedlicher Farbe und Länge ausgebreitet waren, erblickte er mehrere Frauen. Eine redete zornig gestikulierend auf die beiden, die eben gekommen waren, ein. Ihre erhobene Stimme drang schwach an Sloanes Ohr.
      Er vermutete, dass dies kein normales Geschäft war, sondern eines mit Zimmern im oberen Stock, wo hübsche Dirnen das älteste
    Gewerbe der Welt ausübten. Miss Harts Mädchen hatte offenbar dasselbe im Sinn. Allerdings verstand er nicht, wieso er sich überhaupt mit dieser Angelegenheit befasste.
      Er stellte sich vor das nahe gelegene Schaufenster eines Weinhändlers und tat, als würde er die Waren begutachten, während er den Eingang des Handschuhgeschäfts im Auge behielt.
      Die Tür ging auf, und die beiden Frauen kamen heraus, verfolgt vom Keifen einer Stimme. Sie blickten um sich, als wüssten sie nicht recht, was sie nun tun sollten.
      Sloane trat auf sie zu. „Verzeihen Sie, Miss, benötigen Sie Hilfe?"
      Seine Frage war an die junge Frau gerichtet, die er wiedererkannt hatte - ihr Name war Lucy, wie er sich entsann. Sie antwortete ihm nicht.
      Hinter dem dichten Hutschleier der anderen Frau ertönte eine vertraute Stimme.
      „Mr. Sloane!"

Fünftes Kapitel

    „Miss Hart!" Sloane ließ vor Schreck seinen Spazierstock fallen. „Was zum Teufel tun Sie hier?"
      Morgana reckte das Kinn empor. „Wir hatten etwas zu erledigen."
      Sloane konnte ihre Gesichtszüge durch das dichte Gewebe ihres Schleiers hindurch kaum erkennen. „Sind Sie verrückt? Was können Sie mitten am Nachmittag in dieser Straße zu erledigen haben? In diesem Laden?"
      „Es handelt sich um eine private Angelegenheit, Sir", erklärte sie äußerst würdevoll. „Wenn Sie uns wirklich helfen wollen, konnten Sie uns eine Droschke besorgen. Ich kann hier in der Nähe keine sehen."
      Sloane warf ihr einen strengen Blick zu. „Das wäre in dieser Straße auch ein seltener Glücksfall. In der St. James's Street würden Sie jede Menge Droschken finden, aber dazu müssten Sie erst an White's und Brooke's vorbeigehen."
      Eine ehrbare Frau setzte ihren guten Ruf aufs Spiel, wenn sie zu dieser Tageszeit durch die Jermyn Street und dieses Viertel spazierte. Was zum Teufel hatte sie sich nur dabei gedacht?
      Sloane neigte sich vor und erkundigte sich ironisch: „Miss Hart, sind Sie einfach nur dumm, oder muss ich Sie für leichtfertig halten?"
      Sie zuckte nicht zusammen, das musste er ihr lassen. Falls sie errötete, so verbarg ihr Schleier dies.
      „Der Grund, weshalb ich hier bin, ist, wie ich schon sagte, eine private Angelegenheit. Wenn ich ohne Geleit und ohne Schutz die
    St. James's Street entlanggehen muss, dann werde ich das eben tun." Sie wandte sich demonstrativ ihrem Dienstmädchen zu. „Komm, Lucy. Suchen wir uns eine Droschke."
      Mit hoch erhobenem Kopf brach sie in Richtung St. James's Street auf. Sloane zögerte einen Augenblick. Es war nicht seine Aufgabe,  Morgana Hart aus jeder Notlage zu befreien, in die sie durch ihre eigene Torheit geriet. Sollte sie doch die Pfiffe der jungen Stutzer, die an den Straßenecken herumlungerten, erdulden müssen. Sollte doch einer der Burschen ihre Identität enthüllen, indem er ihr den Hut von Kopf zog, da er sie irrtümlicherweise für eine Kokotte hielt. Sloane ging in die entgegengesetzte Richtung, doch schon nach zwei Schritten drehte er sich wieder um.
      „Miss Hart!"
      Sie blieb stehen und wirbelte herum, als gälte es, sich mit einem lästigen Plagegeist auseinanderzusetzen.
      Sloane holte sie ein, fasste sie beim Arm und zog sie und Lucy in den Eingang eines Geschäfts, dessen Vorhänge zugezogen waren. „Warten Sie hier. Ich werde Ihnen eine Droschke besorgen."
      „Danke, Mr. Sloane", erwiderte sie mit übertriebener Höflichkeit. „Das ist sehr galant von Ihnen, aber ich wünschte, Sie würden nicht meinen Namen durch die ganze Straße rufen."
      Er zuckte zusammen und wandte sich um. Glücklicherweise war weit und breit niemand zu sehen.
      „Ich werde sofort wieder da sein." Mit diesen Worten eilte

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