Schule der Liebe
einhalten und mit ihnen im Park spazieren fahren."
Cowdlin nickte.
Sloane verneigte sich und verließ das Zimmer.
Am selben Nachmittag begaben Morgana und Lucy sich zu dem Laden, wo Lucy ihre Kontakte zur Halbwelt geknüpft hatte.
„Ich finde es einfach nicht schicklich, Miss." Lucy musste beinahe rennen , um mit Morgana Schritt zu halten. „Eine Dame sollte sich nicht mitten am Nachmittag ohne passende Begleitung in der Bond Street zeigen."
Es stimmte, dass dort zu dieser Tageszeit junge Stutzer herumzulungern pflegten, die nur darauf warteten, jede Frau, die vorbeiging, mit ihren Pfiffen zu belästigen.
„Ich finde den Zeitpunkt genau richtig", entgegnete Morgana. „Am Vormittag wären viel zu viele Damen im Laden. Keine Sorge, der Hutschleier verbirgt ja mein Gesicht."
Lucy hatte ihr erzählt, dass ihre Informationen über die Bordellbesitzerin von keiner anderen als Morganas Schneiderin stammten. Nun eilten sie zu Madame Emeraudes Geschäft, das mit ein wenig Glück leer sein würde. Ihre vornehmen Kundinnen stellten in diesem Augenblick wahrscheinlich voller Stolz ihre neue Garderobe im Hyde Park zur Schau.
Morgana hob ihren Schleier, als sie Madame Emeraudes Geschäft betraten. Es war tatsächlich keine Kundschaft da.
Madame Emeraude kam hinter einem Vorhang hervor, der zu den Räumen hinter dem Laden führte. „Miss Hart?", fragte sie erstaunt. „Was für eine angenehme Überraschung. Was kann ich zu dieser ... ungewöhnlichen Stunde für Sie tun?"
„Können wir in einem Ihrer Anprobezimmer miteinander sprechen?"
„Aber selbstverständlich." Madame Emeraude führte sie in dasselbe Zimmer, in dem sie Morgana bei früheren Besuchen Stoffproben und Modetafeln sowie einige ihrer fein genähten Gewänder gezeigt hatte.
„Sind wir hier unter uns?", fragte Morgana, während sie auf einem Stuhl Platz nahm.
„Ja", erwiderte, die Schneiderin. „Ich bin allein, bis auf die Mädchen im oberen Stock."
Morgana hatte bisher immer angenommen, dass diese „Mädchen im oberen Stock" fleißig mit Näharbeiten beschäftigt waren. Doch nun fragte sie sich, ob gelegentlich auch andere Dienste von ihnen gefordert wurden, Dienste wie die, die Lucy zu leisten bereit war.
„Ich möchte ohne Umschweife zur Sache kommen", begann Morgana. „Sie haben Miss Jenkins hier gesagt, dass Sie eine Bordellbesitzerin kennen, in deren Etablissement Miss Jenkins unter Umständen willkommen wäre …"
Der Schneiderin stockte vor Schreck der Atem, und sie warf Lucy einen giftigen Blick zu. „Ich habe nichts dergleichen getan."
Morgana schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ich bin nicht gekommen, um Ihnen Vorwürfe zu machen. Ich möchte wissen, wo ich diese Bordellbesitzerin finden kann. Ich brauche möglicherweise ihre Hilfe."
Madame Emeraude zog die Augenbrauen hoch, bis sie beinahe unter ihrem elegant frisierten Haar verschwanden. „Sie, Miss?"
„Ich werde mich nicht näher erklären, Madame, doch ich versichere Ihnen, ich habe mit dieser Person keines ihrer üblichen Geschäfte im Sinn, und ich werde sie auch nicht in Schwierigkeiten bringen." Sie sah der Schneiderin fest in die Augen. „Darf ich Sie daran erinnern, dass ich in diesem Laden eine Menge Geld ausgegeben habe und künftig noch viel mehr auszugeben gedenke? Aber ich fürchte, Ihre zahlreichen vornehmen Kundinnen würden einer Frau, die ihre Dienstmädchen an ein Bordell verweist, den Rücken kehren." Sie machte eine Pause, um ihre Drohung wirken zulassen. „Wenn Sie mir sagen, was ich wissen will, und mir Ihr Wort geben, dass Sie mit niemandem darüber sprechen, werde auch ich schweigen."
In Madame Emeraudes Blick lag ein Ausdruck, als würde sie im Geiste Berechnungen anstellen. „Ihr Etablissement ist in der Jermyn Street."
Sloane bog in die Jermyn Street ein, um seine Karriole und seine Pferde in den Stall zurückzubringen, in dem er einen Unterstand gemietet hatte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie zwei Frauen aus einer Droschke stiegen. Eine von ihnen hatte verdächtige Ähnlichkeit mit dem Mädchen in dem roten Kleid, dem Miss Hart im Park zu Hilfe gekommen war. Er fuhr herum, konnte jedoch nur noch die Rücken der Frauen erkennen, die gerade ein Handschuhgeschäft betraten. Sloane ließ seine Pferde
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